#10 Auf nach Hause

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,,Ja also... wieso nicht? Was spricht dagegen?", fragte ich ernst nach, weil ich die Idee mit Ramen eigentlich ganz gut fand. ,,Naja es gibt tausende Werbevideos von sowas. Das wäre halt nix Besonderes.", damit hatte er zwar einen Punkt, den ich aber auch für meine Argumentation nutzte. ,,Ja und eine ist schlechter als die andere. Ganz ehrlich, die meisten Ramenwerbungen sind einfach bekloppt. Wir könnten eine Werbung machen, die viel besser auf die wirkliche heutige Welt zugeschnitten und nicht so altbacken ist.".

Dazu nickte er, während er sich seinen Mund mit Nudeln vollstopfte. 

,,Okay und hast du schon eine Idee wie das aussehen soll?", fragte er schmatzend, was ich verneinte. Von meiner Antwort war er nicht gerade begeistert, was man daran erkannte, dass er mit den Augen rollte. ,,Ich ess auf und dann überlegen wir uns zusammen was.", damit drehte er sich von mir weg und machte ein Video auf Youtube an, um etwas zum Essen zu schauen. 

Derweil starrte ich ein Loch nach dem anderen in die Luft und versuchte das Knurren meines Magens zu unterdrücken, weil ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Es ist wirklich unglaublich fies, dass er vor mir isst und nicht mal fragt, ob ich auch was haben will. Bestimmt findet er das sogar lustig.

Abgesehen davon habe ich auch nichts zu trinken, im Gegensatz zu ihm. Das ist nun wirklich etwas, das er mir hätte anbieten können. Wenigstens langweiliges Wasser. Davon stirbt hier keiner. Erst recht nicht er. Darum beschloss ich auch mir selbst etwas für meine trockene Kehle zu holen. 

Mutiger als ich es sonst bin, stand ich also auf und verließ den Raum, was er scheinbar nicht mal mitbekommen hatte. Oder vielleicht denkt er auch einfach, dass ich auf Toilette muss. Egal was es war, ich war froh, dass er mein Handeln nicht kommentierte.

So stand ich etwas schüchtern in der Küche und öffnete einen Schrank nach dem anderen, wobei ich einen halben Herzinfarkt erlitt. ,,Na, was suchst du denn Felix?", hinter mir ertönte die Stimme von Chans Mutter, der ich stotternd erzählte, dass ich ein Glas suche, um mir etwas zu trinken zu nehmen. Direkt sanken ihre Mundwinkel etwas nach unten, bevor sie den Grund dafür durch die Blume verlauten ließ. ,,Hat dir Chan nichts angeboten?", dazu schüttelte ich den Kopf, was sie damit kommentierte, dass sie sich darüber wundert, wo sein Benehmen hin sei.

Im Anschluss fragte sie mich nach der Wahl meines Getränks, die auf Sprite fiel. Glücklich und zufrieden bedankte ich mich bei ihr und verschwand wieder im Zimmer, in der linken Hand ein Glas in der Rechten eine Flasche Sprite. Erst jetzt verstand Chan, was ich gerade getrieben habe, weswegen er direkt wütend wurde. ,,Was fällt dir ein, dich einfach in meinem zu Hause zu bedienen?", direkt verneinte ich, dass ich mich selbst bedient hätte und tischte ihm nur die halbe Wahrheit auf und zwar die, dass ich auf dem Rückweg von der Toilette von seiner Mutter angesprochen wurde, was ihn das Gesicht verziehen ließ, womit die Unterhaltung auch schon beendet war.

Mütter sind immer die besten Totschlagargumente, egal wer du bist.

Damit setzten wir uns wieder an die Aufgabe, die uns beiden ziemlich schwerfiel. Egal was wir uns ausdachten, alles klang überzogen und seltsam. Eine Sache, für die mir Chan die Schuld gab, was natürlich völliger Quatsch ist. Trotzdem zog er mit seinen Worten die Stimmung noch mehr runter als eh schon, weswegen wir immer schlechter arbeiteten. 

,,Ich hab kein Bock mehr. Lass uns das einfach separat machen und dann treffen wir uns nochmal mit Ideen.", als hätte er Kopfschmerzen, rieb er sich mit geschlossenen Augen und schmerzerfülltem Gesicht die Stirn, während ich nickend zustimmte und ein leises "Mhm" von mir gab. ,,Wann?", erfragte ich, während ich meine Sachen packte und mein Handy wieder einschaltete, wo ich schonmal meine Kopfhörer anschloss. ,,Nächstes Wochenende, Samstag. Komm dann gegen drei.", ,,Alles klar.", gab ich nur kurz und knapp zurück, wonach ich meine Jacke nahm und meinen Rucksack aufsetzte. 

Ohne noch weiter was zu sagen, verließ ich einfach die Wohnung, wonach ich erstmal ordentlich aufatmete und mir Musik in die Ohren steckte. Dieser Tag war einfach nur scheiße. Darum war ich auch unendlich froh, als ich mein zu Hause betrat, wo meine Mutter mich lieb wie immer empfing. ,,Du bist aber spät zu Hause mein Schatz. Hast du schon zu Abend gegessen?", schüchtern schüttelte ich meinen Kopf, wozu sich direkt mein Magen meldete.

,,Na dann komm erstmal an und ich mach uns noch was.", schon war sie in der Küche verschwunden, wonach ich nur meinen Rucksack in mein Zimmer stellte und mir gemütlichere Kleidung anzog. In der Küche fragte ich dann meine Mutter, ob ich helfen könne, was sie bejahte. Zusammen machten wir uns also noch eine Kleinigkeit für den Abend, wobei meine Mutter diese gemeinsame Zeit nutzte, um mich zu fragen, wie mein Tag gewesen ist.

,,Wie heißt denn eigentlich dein neuer Kumpel? Du hast mir noch gar nichts von ihm erzählt.", es war klar, dass sie das irgendwann fragen würde. ,,Bang Chan. Er geht in meine Klasse und gerade haben wir zusammen ein Projekt von der Schule aufbekommen.", innerlich hoffte ich, dass das Gespräch an dieser Stelle vorbei sein würde, auch wenn ich es bereits besser wusste. 

Aus der Neugier heraus wollte sie unbedingt mehr Dinge wissen, wie zum Beispiel was wir zusammen anstellen, wie alt er ist, wo er wohnt und zum Schluss verlangte sie auch noch, dass er uns mal besuchen kommt. Eine Sache, die ich ihr nicht verübeln konnte.

Immerhin hatte ich noch nie Freunde.

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt