#29 Darf ich?

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Anders als auf dem Sofa trennte uns eine größere Distanz, die ich super gerne überwinden würde. Allerdings war ich mir unsicher, ob ich das dürfte. Hin und her überlegte ich also, bis ich endlich genug Mut gesammelt hatte. Das Verlangen ihn näher bei mir zu haben war einfach zu groß. Darum rutschte ich an ihn heran, wo uns nur noch die zwei Decken voneinander trennten.

Unmittelbar in dem Moment, in dem wir uns berührten, merkte ich deutlich wie Felix seine Atmung schneller wurde, was mich etwas verunsicherte. ,,Darf ich?", fragte ich also zur Sicherheit nach, wozu er nickte. Etwas ängstlich, aber glücklich legte ich also noch eine Schippe drauf, indem ich ihn leicht umarmte. Nicht lange dauerte es, da wurde es aufgrund der Decken jedoch unglaublich warm. Außerdem war ich einfach nicht gewohnt mehr Klamotten als Unterwäsche zum Schlafen zu tragen, weswegen die Hitze schon fast unerträglich war. Ich war dabei aber wohl nicht der Einzige. Zu meiner Verwunderung war Felix derjenige von uns beiden, der dieses Problem zuerst erwähnte und fragte, ob wir nicht eine Decke wegnehmen könnten. Natürlich ließ ich mir das nicht zweimal sagen, womit eine Decke endlich das Weite suchen konnte.

Auch legten wir uns weiter nach hinten auf meine Seite, weil sie deutlich gemütlicher war.

So lagen wir nun eng aneinander gekuschelt unter einer gemeinsamen Decke, womit ich das Privileg hatte seinen wundervollen Geruch einatmen zu dürfen. Mit geschlossenen Augen genoss ich jeden Atemzug den ich tätigte und bemerkte dabei gar nicht so richtig, wie ich mich etwas in seinen weichen Haaren vergrub. Auch übermannte mich die Müdigkeit, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte.

In diesem Moment würde ich sogar behaupten, dass ich mich noch nie in meinem Leben so wohlgefühlt habe, wie jetzt gerade. Zu gerne wäre ich der Herr der Zeit, um sie an diesem Punkt für immer zu stoppen, was leider nicht möglich wäre. Darum schenkte ich der Flimmerkiste nicht eine Sekunde meiner Aufmerksamkeit, sondern nur meinem Kuschelpartner, um bloß jeden Eindruck in mein Gehirn zu brennen. Sein Geruch und seine Wärme sollte für immer in meiner Erinnerung zu finden sein, sowie auch die Art wie er atmete, als er dabei war langsam in den Schlaf zu fallen.

Als ich mir dann sicher war, dass er eingeschlafen sein muss, löste ich uns zaghaft voneinander, um meinen Computer auszumachen. So vorsichtig wie nur möglich schaltete ich also die Geräte ab, womit es stockdunkel in meinem Raum war. Nur mein Handy, das ich als Lichtquelle mitgenommen hatte spendete etwas Licht, das mir den Weg zu meinem Futon wies.

Da Felix gerade in meinem Arm eingeschlafen war beschloss ich mich genauso hinzulegen wie eben, wo er mir einen Strich durch die Rechnung machte. Wie ein verschrecktes Reh ließ ich alle Muskeln unbewegt, als er sich zu mir drehte und mir etwas entgegen murmelte. ,,Gute Nacht, Chan.", gab er etwas unverständlich von sich. Seine Stimme klang dabei tief und verschlafen, was mir einen Adrenalinschub verlieh.

Von einem Moment auf den anderen war meine Müdigkeit komplett verschwunden und in pure Aufregung umgewandelt, die Felix zu bemerken schien. Müde schaute er von meinem Hals zu mir hoch und fragte, ob alles in Ordnung sei, worauf ich keine Worte fand. Nichts war in Ordnung, wenn doch alles zugleich perfekt war. Nur eine Sache ging mir noch durch den Kopf, die alles abrunden würde und sich nicht mehr vermeiden ließ.

Es waren wenige Zentimeter, die unsere Gesichter voneinander trennten, die ich überbrückte, um meine Lippen auf seine zu legen.

Im selben Moment der Überwindung mich ihm anzunähern, fing ich an vor Aufregung zu zittern, während mir tausend Gedanken durch den Kopf schossen. Noch bevor ich aber in ein Netz aus Unsicherheit und Panik geraten konnte, reagierte Felix auf meine Geste, indem er seine Lippen stärker gegen meine drückte und sich an mich schmiegte, was auch mich leicht in Bewegung brachte.

Zaghaft erlebte ich damit meinen allerersten Kuss, der schöner wahrscheinlich nicht hätte sein können. Seine Lippen fühlten sich noch besser an, als ich es mir zuvor ausgemalt habe. Auch das Gefühl in meiner Brust hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich schwören können, dass mein Herz jeden Moment in tausend Teile zerspringt, weil es so unglaublich stark klopfte. Aber auch sein Herzschlag war kein normaler mehr, was mich in den Kuss hineinlächeln ließ.

Damit trennte er sich von mir, wonach auch er mir ein Lächeln schenkte, bevor er seinen Blick vor mir versteckte. Schwer atmend und voller Aufregung gab ich ihm noch einen Kuss auf seinen Schopf und wünschte ihm ebenfalls eine gute Nacht, obwohl in mir ein ganz anderes Verlangen schlummerte. "Gute Nacht" war nicht das, was ich am liebsten gesagt hätte. Viel mehr leuchteten in mir die drei magischen Worte "Ich liebe dich" auf, die ich mich nicht traute auszusprechen. Was mich davon abhielt konnte ich dabei nicht wirklich sagen. 

Was es aber auch gewesen ist, ich bildete mir ein, dass es das Beste war. 

Lemme pay with my currency || ChanlixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt