2. Kapitel - Wecker und Schule

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Brrrrrr.

Ich stöhnte. Vom Wecker geweckt zu werden, war für mich eine vollkommen neue Angelegenheit. Es war ätzend.

Müde rieb ich mir die Augen, um die des Jungen aus meinen Traumerinnerungen zu löschen. Auch die anderen wachten langsam auf. Konnte man sich an dieses blöde Geräusch gewöhnen? Genervt drückte ich auf den On/Off-Knopf, in der Hoffnung, dass ich diese Glocke die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht hören musste.

Langsam zog ich mich an und ging ins Bad, um mich fertig zu machen.

Den Weg zum Essenssaal kannte ich zwar schon, wartete aber trotzdem noch auf Elena, um nicht alleine gehen zu müssen.

„Na, gut geschlafen?", fragte sie mich.

„Durchgeschlafen, aber nicht gut."

Sie sah etwas verwirrt aus, doch ich hatte keine Lust, ihr den Unterschied zwischen durch- und gut geschlafen zu erklären.

Es herrschte bereits reges Treiben, als wir die Halle betraten. Ich setzte mich auf meinen Platz an einem der zehn Tische, die sich durch die kompletten Raum zogen. Für jede Gruppe waren zwei Tische vorgesehen, ich saß an einem, der direkt am Hauptgang stand. Ich sah mich nicht um, aus Angst wieder den Augen zu begegnen, die mich sogar bis in meine Träume verfolgten. Mir gegenüber saß, wie auch schon beim Abendbrot, ein Mädchen namens Katrina, die mich geschickt in ein Gespräch zwischen ihr und zwei weiteren Mädchen, deren Namen ich nicht kannte, einbezog.

Es gab Croissants, Brötchen oder Brot mit Marmelade, Honig, Käse oder Wurst. Dazu Obst, Obstsalat, Joghurt und fünf verschiedene Sorten Müsli. Als ich mich gerade vollgegessen hatte, stand Elena hinter mir und fragte, ob ich fertig sei. Zusammen gingen wir zurück in unser Zimmer, um unsere Schulsachen zu hohen.

Zwei Minuten später klopfte es. Als ich die Tür öffnete, stand meine Patin davor und bot an, mich zu meinem Klassenraum zu bringen.

„Bis dann!", rief ich meinen Zimmergenossinnen noch zu, dann zog mich May auch schon aus dem Zimmer.

„Und, wie gefällt es dir?"

„Gut", antwortete ich. Was sollte ich auch anderes sagen? Dass mich die Augen eines Jungen nicht schlafen ließen? „Das Essen ist köstlich."

Sie nickte.

„Und deine Mitbewohnerinnen? Hat Jose sich eingekriegt?"

„Sie ist zwar nicht sonderlich freundlich, aber sie redet mit mir. Weißt du, was sie gegen mich hat?"

Diesmal schüttelte May den Kopf.

„Mit Cécile auf einem Zimmer zu wohnen ist zwar echt anstrengend - sie nervt tierisch - aber wenigsten kann ich mit ihr gut französisch sprechen. Und Elena ist echt nett", fuhr ich fort. „Sie hat mir gestern beim Auspacken geholfen und mich heute zum Frühstück begleitet und mir erklärt, wie ein Wecker funktioniert...", ich grinste.

Gestern Abend, nachdem wir drei, Elena, Josephine und ich, noch kurz im Gemeinschaftsraum gesessen hatten (Cécile hatte sich mit ihren Sachen beschäftigt), waren wir in unser Zimmer gegangen.

Während Josephine das Bad belegt hatte, hatte ich versucht, meinen Wecker einzustellen. Ohne wirklichen Erfolg. Nachdem Elena einige Minuten mit angesehen hatte, wie ich mich abquälte, hatte sie dann wohl doch Mitleid und half mir.

„Und sonst so? Hast du dich hier eingelebt?"

„Ich bin noch nicht einmal einen Tag hier, was denkst du?"

„Naja, ob du schon Freunde gefunden hast?"

Ich beschloss, ein wenig zu übertreiben: „Ich sitze beim Essen mit drei echt netten Mädchen am Tisch. Ich denke schon, dass wir so was wie Freunde sind. Und Elena und dich gibt's ja auch noch", fügte ich spaßeshalber hinzu.

SCOODJE (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt