25. Kapitel - Unbefugtes Betreten und alte Freunde

10 1 0
                                    

„Johannes Canella", beendete ich ihren Satz. Plötzlich erinnerte ich mich an alles. An den Tag am Meer. Jannes hatte mich ins Wasser getragen, ich hatte gekreischt und geschrieen, aber er hat mich nicht runtergelassen.

Eine eisige Leere breitete sich in mir aus.

„Du hast herausgefunden, dass er ein Priwier ist. Und hast ihn verraten."

„Maggie, ich wollte das nicht! Ich hab ihn geliebt! Ich hätte ihm nie etwas Derartiges angetan!"

„Und trotzdem ist er vom Gouverne gefangen genommen worden."

„Ich habe ihn nicht verraten, Maggie." Ich sah, wie sie mit den Tränen kämpfte.

Eine Zeit lang sagte ich nichts. Dann ging ich weiter die Sandsteinstufen hinab. Sie blieb unschlüssig stehen.

„Na komm schon, wir müssen deinen Geliebten retten."

Sie holte tief Luft und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Danke Mags."

Ich hielt sie nicht davon ab, den Spitznamen zu benutzen. Was hätte es gebracht, dass wir uns jetzt streiten? Wir hatten einen wichtigen Auftrag zu erfüllen.

Unten am Strand warteten die anderen schon und sobald wir angekommen waren, griffen wir uns bei den Händen, Nick berührte sein Armband und schon waren wir an einem anderen Ort.

„Wo sind wir?", fragte Treva.

Sormiccos deutete auf ein Gebäude, das sich in weniger als fünfhundert Metern Abstand zu uns befand.

„Das Regierungsgebäude. Das vermutlich sicherste Gebäude in ganz Phatselg."

„Und da müssen wir rein." Jose Augen hatten einen wilden Ausdruck bekommen. Ich wusste nicht, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, sie mitzunehmen. Was war, wenn sie aus lauter Eifer einen Fehler machte und uns alle verriet?

Ich wandte meinen Blick wieder den schemenhaften Mauern in der Ferne zu. Würde alles klappen? Würden wir Jannes da rausholen können? Und Clove?

„Hab ein bisschen Vertrauen, Maggie!", flüsterte Jose mir zu.

Ich schluckte.

Vertrauen, Mags, muss man sich verdienen. Hab nie Vertrauen gegenüber einem Fremden - es könnte dein Leben zerstören.

Das war eins der letzten Dinge, die Jannes mir je mit auf den Weg gegeben hat.

Sormiccos blickte sich noch einmal um, dann drehte er sich zu uns.

„Okay, wir werden uns gleich aufteilen. Maggie und Nick, ihr geht zusammen und Treva und Josephine. Ich werde allein gehen. Eure Aufgebe besteht allein darin, die beiden Gefangenen zu befreien, ich kümmere mich derweil um meine Wertsachen. Da ich keinen blassen Schimmer hab, wo Clove und Jannes sein könnten, müsst ihr sie erstmal suchen. Ich bleib mit euch in Verbindung, ihr werdet es dann schon sehen. Das Gebäude ich gar nicht so groß wie ihr denkt. Nick, du bringst sie rein, Josephine du musst alle drei berühren, sonst kommen sie nicht rein."

„Warum?", wollte ich wissen.

„Lerne, weniger Fragen zu stellen", sagte Jose nur, dann packte sie mich und Treva am Arm und gab Nick ein Zeichen.

Keine Sekunde später fanden wir uns vor einer Rezeption wieder, direkt vor uns saß eine stämmige rothaarige Frau und aß einen Schokoriegel, während sie in einem Hochglanzmagazin blätterte. Sie schien uns nicht zu bemerken.

„Maggie", sagte Jose, „übernimm den Schutzzauber. Wir müssen zu zweit weitersuchen. Sonst werden wir hier nie fertig!"

McCollin hatte uns gezeigt, wie man einen Zauber übernimmt, es kostete weniger Kraft, als selbst einen zu praktizieren. Kaum waren Nick und ich unter unserer eigenen undurchdringbaren Kuppel, sahen wir die beiden anderen nicht mehr. Ich wandte mich automatisch nach links, als hätte mich jemand gelenkt. Nick musste sich beeilen, um hinter mir her zu kommen.

SCOODJE (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt