5. Kapitel - Jungs & beste Freundinnen

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Brrrrrr.

Stöhnend schlug ich die Augen auf. Wecker waren vermutlich eine der blödesten Erfindungen des Jahrhunderts. Nein, der letzten beiden Jahrhunderte.

„Na, gut geschlafen?", fragte mich May auf dem Weg in den Frühstückssaal.

„Mhhhm", machte ich müde.

„Also nicht so gut?"

„Doch, doch... ich bin nur nicht an Wecker gewöhnt. Wie ich dir schon erzählt habe, konnte ich schlafen so lange ich wollte."

Sie sah mich mitleidig an, während ich neben ihr die Treppe hochschlurfte. Vor der Tür zum Speisesaal holte mich eine leichte Berührung an der Hand aus meinen Gedanken. Es war kaum mehr als ein Lufthauch, aber es reichte, damit ich den Kopf hob und mich umsah, als ich merkte, dass er schon an mir vorbei gegangen war. Ich blickte direkt in ein unverhohlen grinsendes Gesicht mit zwei schwarzen Augen und schüttelte vor Fassungslosigkeit den Kopf. Mit welcher Vertrautheit er mich behandelte, obwohl wir uns eigentlich nicht kannten. Trotzdem musste ich zurück lächeln.

Als ich mich wieder zu ihr umdrehte, schien May nichts von dem mitbekommen zu haben, was passiert war.

Uns erwartete noch eine Überraschung: Manche waren schon mit dem Frühstück fertig, manche kamen erst in den Raum, weitere aßen gerade, als Professor Sormiccos plötzlich aufstand und das Rednerpult betrat.

Es war mucksmäuschenstill in der riesigen Halle, als er mit voller Stimme zu sprechen begann: „Meine lieben Schüler und Schülerinnen: Wie ihr vermutlich wisst, gab es noch kein Jahr in Scoodje, in dem das Internat nicht vollkommen belegt war. Doch dieses Jahr ist es anders. Ein Mädchen hat im letzten Moment abgesagt, das Gouverne dachte, unsere Zahlen nehmen drastisch ab. Aber ich konnte Elizabeth natürlich nicht ohne Ersatz nicht aufnehmen. Er ist zwar kein Mädchen, aber ich habe ein weiteres Bett in Zimmer 67 in Scolége stellen lassen." Fünf Jungs standen auf und jubelten. „Ich möchte, dass William genauso gut aufgenommen wird wie der Rest unserer vierhundertneunundneunzig Neuen. Sein Pate wird Chadd Forrest. Ich denke, dass du dich ebenso gut um dein Patenkind kümmern wirst wie die anderen."

Beifall ertönte. Ein Junge in Jeans und T-Shirt erhob sich. Erneut klatschten alle. Er lächelte in die Runde, seine blauen Augen strahlten vor Selbstbewusstsein und Energie.

Traue niemals den leuchtenden Augen eines Jungen, es könnte auch die Sonne sein, die durch seinen hohlen Kopf scheint...


Sein Blick blieb kurz an mir hängen, aber das konnte auch Einbildung gewesen sein.

Ich aß zu Ende und machte mich auf den Weg in mein Klassenzimmer, ohne mich noch einmal nach dem Neuen umzusehen. Vielleicht war er auch schon gegangen.

Meine Schultasche hatte ich heute schon mitgenommen, trotzdem war ich nicht die erste, die da war.

Zwei Jungen waren schon dort, jeder an einem Tisch: Einer mit schwarzen Haare und, was ich wusste, obwohl er nach unten sah, schwarzen Augen und einer, mittlerweile in schwarz-türkiser Schuluniform, mit blonden Haaren.

Beide sahen hoch und lächelten mich an. Ich setzte mich an meinen gewohnten Platz. Und der war genau in der Mitte der beiden.

William schaute mich noch eine Weile an, doch ich beachtete ihn wenig, beobachtete ihn höchsten aus dem Augenwinkel. Gedankenverloren fing ich an, auf der Rückseite meines Blockes herumzukritzeln.

„Na, wer ist denn der Glückliche?"

„Was?"

„Die Herzen. Auf deinem Block. In wen bist du?", fragte Sophia.

„Ach, das ist nichts als Langeweile. Ihr wart noch nicht da, da musste ich mich ja mit irgendetwas beschäftigen. Warum nicht mit Herzchen malen?"

Sie lächelte. „Du hast eine nette Verrücktheit."

Auch ich musste lächeln. „Und du bist einfach zu freundlich."

„Ruhe bitte!", bellte Mr Jones. Einen Professor konnte man ihn nicht nennen. Er war eingebildet und merkte nicht einmal, wenn jemand einen Scherz auf seine Kosten machte.

Sophia und ich sahen uns bedeutungsvoll an. Wir konnten machen, was wir wollten. Warum nicht Herzchen auf die Rückseite meines Blockes malen?

„Und du bist wirklich nicht verliebt?", forschte Sophia immer weiter nach.

Und wieder kam meine Standartantwort: „Soph, ich bin erst seit drei Tagen hier, warum sollte ich schon verliebt sein?"

„Er sieht dich an! Schon wieder!"

„Wer?", fragte ich verwirrt.

„Will, der Neue. Vorhin im Unterricht schon die ganze Zeit. Ich dachte, die Herzen waren für ihn."

„Ihn kenn ich ja noch kürzer - wenn man es kennen nennen kann. Ich hab ihn dreimal gesehen!" Ich stocherte in meinem Essen herum.

„Er sieht gut aus..."

„Wenn du das sagst."

„Maggie, sieh mich an!", sie fasste mir unters Kinn, sodass ich sie anschauen musste.

„Ich weiß es nicht", sagte ich. Nicht, dass ich wirklich in ihn verknallt wäre, aber ich konnte mir ja mal einen kleinen Scherz erlauben.

„Was gibt es da zu wissen, außer, dass sich ein ziemlich gut aussehender Typ, über den sich schon alle Mädchen den Mund zerreißen, offensichtlich auf dich steht?"

„Genau das ist es. Selbst wenn er mich wirklich toll findet und wir von mir aus auch zusammen kommen, steh ich als blöde Kuh da, weil ich allen Mädchen die Chance, mit ihm zusammenzukommen, verbaut habe." Ich hatte zwar noch nicht genau darüber nachgedacht, aber es schien mir eine gute Ausrede zu sein, damit Sophia keinen zweiten Jungen ins Spiel brachte. Ich sollte meine Freundschaft zu Treva und Nick geheim halten, also tat ich das. Von mir aus sollte Sophia auch denken, dass ich total in Will verknallt war – solange sie nicht auf Nick kam.

„Ich sehe mir das noch höchsten zwei Wochen an, dann beginnt die Will-und-Maggie-verkuppel-Operation", verkündete meine Freundin.

Ich seufzte innerlich, doch lächelte sie nur an.

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Auch nicht das beste, oder? 'N bissel langweilig diese ganze Gefühlsduselei... wird aber noch ganz witzig. Für wen entscheidet sie sich wohl am Ende?

SCOODJE (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt