„Wenn du das jetzt tust, kann ich nicht mehr zurück. Eigentlich kann ich das schon jetzt nicht mehr. Mein Herz würde das nicht aushalten."
Olli und Ben sind schon lange beste Freunde - und fast genauso lange ist Ben schon in Olli verliebt. Doch dies...
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Zu erleben, wie sein bester Freund seinen Traum erfüllte, war etwas, das Oliver Jacoby zutiefst genoss. Er erfreute sich für Ben, seinen ältesten und besten Freund von Herzen. Doch zu sehen, wie dieser jetzt in das Flugzeug stieg... Das tat auf einer Ebene weh, die Olli nicht wirklich verstand. Er wusste, es war eine Trennung auf Zeit, und ja, er wusste auch, dass Ben in Australien nicht gerade irgendwo im Nirgendwo war, halt nur am anderen Ende der Welt. Aber dennoch würde er ihm fehlen.
Seit der fünften Klasse hatten sie so gut wie jeden Tag miteinander verbracht. Von so mancher durchzechten Nacht in irgendwelchen Clubs mal ganz zu schweigen. Während der Schulzeit hatte es immer wieder Menschen gegeben, die hinter vorgehaltener Hand getuschelt hatte, dass die „Schwuchtel" und er doch hundertprozentig was am Laufen hätten.
Doch nach all den Jahren lächelte er nur noch müde darüber. Wusste er doch, dass er nicht mal im Entferntesten Bens Beuteschema entsprach. Außerdem war er selbst ziemlich sicher, zu hundert Prozent hetero zu sein. Was ihn nicht davon abhielt, Ben jederzeit zur Seite zu stehen, wenn so ein Idiot wieder meinte, irgendwelche homophoben Sprüche von sich zu geben.
Zwei Anzeigen wegen Körperverletzung hatte er deshalb bereits auf dem Kerbholz. Anzeigen, auf die er tatsächlich irgendwie stolz war. Allerdings hatten seine Eltern das damals relativ ernst genommen. Immer wieder hatte man ihm eingebläut, dass ein guter Leumund das A und O in ihrem Metier war. Ein Juwelier ohne guten Leumund war quasi dem Bankrott geweiht. Oliver hatte das nie verstanden. Und auch jetzt, nach endlich bestandener Uhrmacherprüfung, sah er es noch immer eher als verwerflich an, zu schweigen, denn zu handeln.
Seine Eltern hatten ihm zur bestandenen Lehre die Eigentumswohnung über dem Geschäft überschrieben, das er einmal selbst übernehmen sollte. Der zweite, etwas größere Laden lag im Zentrum von Düsseldorf, auf den sich Ollis Eltern in den nächsten Jahren hauptsächlich konzentrieren wollten.
Ben noch einmal zuwinkend, sah der dunkelhaarige Goldschmied seinem Freund nach, bis dieser um eine Ecke bog und somit aus seinem Sichtfeld verschwand. In knapp zwanzig Stunden würde Ben in Sydney ankommen. Etwas sagte ihm, dass das die längsten zwanzig Stunden seines Lebens sein würden. Länger noch als jede Prüfung, die er bisher hatte absolvieren müssen. Von dem folgenden halben Jahr einmal ganz zu schweigen.
