Kapitel 38 | Olli Teil 1

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Kapitel 38 | Olli Teil 1

Olli konnte sich nicht helfen

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Olli konnte sich nicht helfen. So sehr er versuchte, dem Australier eine Chance zu geben, so sehr wollte er ihn am liebsten vom Balkon werfen. Diese Nähe und diese Vertrautheit, die er mit Ben zeigte. Wie machte dieser Kerl das? Wie konnte er so unbekümmert mit seinem Ex umgehen?

Für Oliver gab es da nur eine einzige Erklärung, und durch Bens Verhalten schien sich diese immer mehr zu bewahrheiten. Wie eine selbsterklärende Prophezeiung. Die zwei hatten noch immer was miteinander am Laufen. Er konnte es fast schon riechen, fast schon sehen! Und allein der Gedanke daran, dass dieser Kerl Ben seine Zunge in den Hals schob, machte ihn rasend!

Am zweiten Tag hielt Oliver es nicht mehr aus. Überall sah und hörte er ihr Gelächter. Dieses Geplapper, wie viel Spaß sie zusammen hatten und wie super der Aufenthalt in doch Köln sei. Ihm kam fast die Galle hoch. Er musste hier raus, und das schnell!

Seine Sachen packend, wagte er nicht einen Blick ins Wohnzimmer zu werfen, wo Harvey und Ben zusammensaßen und schon wieder über Australien und ihre Zeit zusammen schwärmten. Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und rannte fast schon in Richtung des Clubs. Der Türsteher grüßte ihn mit einem kurzen Nicken und gefühlte zwei Minuten später ließ Olli bereits den erste Whisky-Cola seinen Hals herunterlaufen.

Das Brennen in seiner Kehle mischte sich mit dem in seinen Augen, betäubte seinen rasenden Verstand. Und spätestens in diesem Moment hätte Olli ahnen müssen, wie gefährlich das war. Sein Verstand war alles, was ihn in der letzten Zeit noch halbwegs davon abgehalten hatte durchzudrehen.

Etwa zwei Stunden und acht Whisky-Cola später wankte Oliver durch die Gassen der Innenstadt nach Hause. Nur mit Mühe fand er das Schlüsselloch, doch nach dem dritten Versuch hatte er es geschafft, die widerspenstige Tür zu öffnen. Nur um in nächsten Moment einige Promille nüchterner zu werden.

Das war doch jetzt nicht Bens Ernst, oder? Dieser verdammte Australier hatte seiner Beine über die seines besten Freundes gelegt und hielt ihm immer wieder die Chips hin. So wie sie es taten. Abends, wenn sie zusammen Filme oder Dokus sahen. Das war ihr Ding, das war ihre Position! Und dieser Penner...

„Ach, und mir wolltet ihr glauben machen, dass da nix läuft. Doch du bist doch nur hier, um ihn zu vögeln. Gib's doch zu!" „Oliver!" War Ben wütend, oder doch ertappt? In seinem benebelten Hirn begriff Olli das nicht wirklich. Alles, was er verstand, war die warme Hand an seinem Bizeps, die ihn ins Nebenzimmer führte. Die Nähe des Mannes, der ihm seit Wochen und Monaten den Schlaf raubte. Die warmen Augen, die ihn mit einem solchen Funkeln ansahen, dass Ollis Knie weich wurden.

„Spinnst du? Was, verdammt noch mal, soll das?" „Ben..." „Harvey ist nur ein..." „Ben, verstehst du es nicht? Verstehst du wirklich nicht, was los ist?" „Du bist bekloppt, das ist..." „Nein, du Idiot. Ich liebe dich! Ja, das mag verrückt sein, und, verdammte Scheiße, wenn du mich morgen nie wieder sehen willst, weiß ich nicht, was ich machen soll... Aber..."

Seines rationalen Verstandes beraubt, folgte Olli seinem so lang unterdrückten Herzen. Er riss Ben an sich und in dem Moment, wo er den überraschten Laut aus dessen Kehle hörte, legte er seine Lippen auf die seines besten Freundes. Weich, warm, so unglaublich einladend...

Selbst in seinem völlig vernebelten Hirn konnte er den Unterschied zu einem Kuss mit einer Frau spüren. Da pressten sich keine weichen Brüste gegen seinen Oberkörper, sondern ebenso harte Muskeln wie die seinen. Die kurzen, weichen Haare unter seinen Fingern, als er Bens Hinterkopf sanft massierte, um den Kuss zu intensivieren. Die starken Rückenmuskeln, als er mit den Händen tiefer wanderte. Das heisere Keuchen, als er mit seiner Zunge in Bens Mund eindrang. Das alles war wie ein süßes, sündiges Gift, das seinen ganzen Körper erfasste. Und wenn dies sein letzter Atemzug sein würde, er konnte und wollte es nicht bereuen!

Bis zu dem Moment, wo sanfte, aber ziemlich unnachgiebige Hände gegen seine Brust drückten und Ben den Kontakt zwischen ihnen unterbrach. „Olli, was immer im Silverlight passiert ist, lass uns morgen darüber reden, ok?" „Im Silverlight?" Wovon sprach Ben da? Hatte er es wirklich nicht verstanden?

Ein heißer Schauer, gefolgt von einem eiskalten Gefühl der Reue, jagte Olivers Körper herunter. Er suchte Bens Blick, doch sein Freund wich ihm aus. „Du musst ins Bett. Du kannst ja kaum noch stehen. Mensch, du hast wirklich übertrieben!" Er wollte noch fragen, ob Ben damit den Kuss oder den Alkohol meinte. Doch da lag er bereits auf seinem Bett und Ben zog ihm die Schuhe aus.

Erneut rollte diese warme Welle über seinen Körper, nur um dann von etwas Bleiernem, Betäubendem abgelöst zu werden. „Wir reden morgen, ok?" „Morgen...", hörte er sich noch murmeln, dann war er eingeschlafen. Der Alkohol hatte seine Wirkung nun doch voll entfaltet.

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