Kapitel 25 | Ben

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Kapitel 25 | Ben

Er war so erleichtert, dass Olli anscheinend doch nicht sauer auf ihn war, dass er es wagte, sich auf dem Sofa an ihn zu lehnen

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Er war so erleichtert, dass Olli anscheinend doch nicht sauer auf ihn war, dass er es wagte, sich auf dem Sofa an ihn zu lehnen. Als Olli dann seinen Arm um ihn legte, zuckte er kurz. Es war nicht so, als hätten sie noch nie in dieser Position zusammengesessen. Aber das letzte Mal war sicher schon einige Jahre her. Zu der Zeit, kurz nachdem Ben sich geoutet hatte, hatte er oft weinend mit ihm so auf dessen Bett gesessen. Mit ihm über diese „bescheuerten Hater" gemotzt.

Heute war er froh, dass er nicht so verzweifelt war wie damals. Aber glücklich war er auch nicht. Wirklich glücklich wäre er, wenn Olli ihn so halten würde, weil er sich selbst nach seiner Nähe sehnen würde. Und nicht nur, um ihm ein gutes Gefühl zu geben. Das würde aber leider niemals passieren.

Viel bekam er von dem Film natürlich nicht mit, da er die ganze Zeit Ollis Herzschlag lauschen musste. Warum ging dieser denn nur so schnell? Gerade wollte er Olli fragen, als dieser sich bewegte und Ben nun auf seinen Bauch rutschte. Vielleicht war es auch besser so. Er versuchte, den Rest der noch verbleibenden Zeit zu genießen, die ihm heute Abend noch mit seinem Freund blieb. Wer wusste schon, wann sie sich das nächste Mal wieder so nah kamen.

Nach dem Film setzten sie sich beide auf. Und Ben wusste, dass dies der Augenblick war, wo er das Thema ansprechen musste. Er hatte das Gefühl, als würde es irgendwie zwischen ihnen stehen. „Also, wegen letzter Nacht. Ich... ich..." Sofort versteifte sich Olli neben ihm und brachte ihn ruppig zum Schweigen. „Du musst nichts sagen." Dies gab Ben noch mehr das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. „Ich möchte aber. Warum warst du nicht im Silverlight? Wenn ich gewusst hätte, dass du zuhause bist, wären wir zu Vincent gefahren und du hättest nicht..." Sein Freund hob die Hand und Ben verstummte. „Ist ok. Lass uns nicht weiter darüber reden, ja?"

Damit war für Olli das Gespräch wohl beendet. Er stand auf und verzog sich in sein Zimmer. Traurig blieb Ben zurück. So hatte er sich das Zusammenleben mit seinem Freund definitiv nicht vorgestellt. Diese komischen Launen waren ihm an Olli vorher noch nie aufgefallen. Lag es daran, dass er ihn sonst nie so viel gesehen hatte, wie in den letzten Wochen? Quasi Tag und Nacht?

Am nächsten Tag traf er sich mit Luisa im Park. „Na, was gibts, Brüderchen? Was macht die Masterarbeit?" „Könnte nicht besser laufen. Habe halt das perfekte Thema", erwiderte er verschmitzt. „Und die Liebe? Wie heißt er noch? Vincent?" Nun wurde Ben sofort wieder ernst und seufzte. „Oh oh. Wolken am Horizont?" „Ach Lu... Ja, schon. Und natürlich sieht die Wolke wieder aus wie Olli." „Ben, wirklich, du weißt, wie gern ich ihn habe, aber du musst ihn dir als potentiellen Partner ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen." „Als würde ich das nicht schon seit über zehn Jahren versuchen."

An einer Bank machten sie Halt und setzten sich. „Ich bin immer noch der Meinung, dass es eine beschissene Idee ist, dass ihr zusammen wohnt. So kommst du ja gar nicht mehr von ihm los." „So langsam habe ich leider das Gefühl, dass du recht haben könntest." Mit einem resignierten Stöhnen ließ er sich nach hinten fallen.

„Und was ist jetzt mit Vincent?" „Ich mag ihn. Sehr sogar. Aber ich glaube, mein Schwanz hat mir das mit ihm kaputt gemacht." Luisa hob eine Augenbraue. „Naja... Samstag sind wir doch schneller in der Kiste gelandet, als uns lieb war. Weißt du, diese ständige Nähe zu Olli. Alles riecht nach ihm. Das vernebelt mir einfach das Hirn. Ich musste einfach Druck ablassen. Das letzte Mal war schon so lange her und ich habe ihn einfach nur benutzt in dem Moment. Gott, das klingt so primitiv! Ich bin so ein Arsch." Ben vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Er spürte liebevolle Hände an seinen Schultern. „Hey, jetzt sei mal nicht so hart zu dir. Immerhin gehören ja zwei dazu. Du wirst ihn ja wohl nicht gezwungen haben." Ben lachte gequält auf. „Ne, das nicht. Aber Vincent wollte sich Zeit lassen und ich hätte mich einfach besser im Griff haben müssen. Und an allem sind nur diese Scheißgefühle schuld, die ich einfach nicht abstellen kann."

In einer verzweifelten Geste warf er die Hände in die Luft. „Ich werde mich morgen auf die Warteliste für ein Wohnheimzimmer setzen lassen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich das Olli erklären soll, aber..." „Da fällt uns, wenn es soweit ist, schon was ein. Vielleicht kannst du aber auch zurück nach Hause. Es dauert ja auch nicht mehr lange, bis du fertig bist." „Lu, das ist lieb, aber ich bin echt zu alt, um noch mal zurück zu euch zu ziehen." Er drückte ihre Hand, sie standen auf und setzten ihren Weg fort.

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