Kapitel 37 | Ben

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Kapitel 37 | Ben

Seit dem Vorfall in der Dusche war Ben total verzweifelt

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Seit dem Vorfall in der Dusche war Ben total verzweifelt. Olli benahm sich noch seltsamer als in den letzten Wochen. Er achtete penibel darauf, Ben jetzt nicht mehr zu berühren – also das komplette Gegenteil, wie er sich in letzter Zeit verhalten hatte. Ben wurde einfach nicht schlau daraus. Auch war Olli oft weg und trainierte stundenlang. Es war ja nicht so, als hätte Olli das nötig. Dieser war doch sowieso fit und muskulös. Ben fand dieses Aufgepumpte schon fast etwas zu viel. Dies sagte er Olli eines Abends beim Essen auch, als dieser kaum was anrührte, weil er gleich schon wieder loswollte. Seitdem hatte sein Freund das Ganze wieder etwas heruntergefahren und beschränkte sich eher auf Ausdauertraining. Also schien Ben doch irgendwie einen Einfluss auf ihn zu haben.

So langsam hatte Ben den Verdacht, dass Ollis seltsame Laune etwas mit Harveys Besuch zu tun haben könnte. Zwar stritt sein Freund dies immer wieder ab. Aber so langsam ärgerte sich Ben ein bisschen, dass er das Wohnheimzimmer abgesagt hatte. Denn so, wie sich Olli aktuell aufführte, und dazu noch nicht mal gesprächsbereit war, hatte er echt keinen Bock mehr auf ihn. Wenn sich die Lage nach Harveys Besuch nicht bessern würde, dann würde er echt mal Tacheles mit ihm reden und sein weiteres Vorgehen vom Ausgang dieses Gesprächs abhängig machen.

Aber jetzt freute er sich erst mal auf seinen Freund aus Australien. Ben war so froh, dass sie nach ihrer anfänglichen Liebschaft eine solide Freundschaft aufbauen konnten. Und als er endlich Harveys freundliches Gesicht in der Menge der Menschen, die aus dem Zug stiegen, ausmachen konnte, war er richtig erleichtert. Fest drückte der Australier ihn an sich und platzierte einen Schmatzer auf seiner Wange.

Sofort wandte Harvey sich seinem Freund zu. „Hi! Du musst Olli sein." Olli reichte ihm die Hand, doch Harvey zog auch diesen in eine kurze, feste Umarmung und schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. Ollis total verdattertes Gesicht brachte Ben zum Lachen. „Kommt, lasst uns nach Hause fahren." Er hakte sich bei dem Australier unter und zusammen gingen Sie zur U-Bahnstation. Ollis missmutiges Gesicht, als er hinter den beiden her trottete, nahm Ben gar nicht wahr.

„Also morgen den ganzen Tag Sightseeing Deluxe, ok?", nuschelte Ben mit halb vollem Mund. Natürlich hatten sie zur Feier des Tages bei Barish bestellt, um Harvey die spektakuläre Kulinarik der deutschen Imbissbuden näherzubringen. Hungrig stürzte sich dieser auf seinen Dönerteller. „Hmmmm, sehr gut. Genau das Richtige nach dem mickrigen Fraß im Flugzeug."

Harveys gesunder Appetit entlocke sogar Olli ein Lächeln, der die ganze Zeit ungewöhnlich still war. Darauf angesprochen, als der Besuch gerade kurz im Bad verschwand, erwiderte er lediglich, dass er „nicht stören wollte". Ben legte seine Hand auf den Unterarm seines Freundes und strich liebevoll darüber. „Du solltest doch wissen, dass du mich nie stören würdest, oder etwa nicht?" Olli nickte darauf nur, änderte aber sein Verhalten nicht.

Gegen Abend fuhren Ben und Harvey auch allein in die Innenstadt. Olli war „zu müde". Nun gut, wenn er nicht wollte... Mehr konnte Ben wirklich nicht tun. Anbetteln würde er ihn definitiv nicht. So zogen sie zu zweit durch diverse Bars und Clubs. Nur das Silverlight ließen sich aus. Seit der Trennung von Vincent hatte Ben es nicht mehr aufgesucht. Hatte er doch keine Lust, ihm zu begegnen. Wenn, dann ging Olli immer allein.

Zwar war der Australier ziemlich angetan vom Kölner Nachtleben, so machte sich doch recht früh der lange Flug und der Jetlag bemerkbar. „Aber ich bin stolz, dass du so lange durchgehalten hast." Ben schlang Harvey dem Arm um die Schultern, als sie zusammen die Wohnung betraten. Genau in diesem Moment kam ein verschlafener Olli aus dem Bad, starrte sie an, schnaubte und verschwand schnell wieder in sein Zimmer. Sie schauten sich daraufhin an und lachten.

Auch den nächsten Tag verbrachten die beiden zu zweit, da Olli arbeiten musste. Natürlich führte Ben seinen Besuch zum Dom, durch die Altstadt und ins Schokoladenmuseum. Das besondere Highlight des Tages bildete der Abstecher in den Zoo. Der Ort, von dem Ben hoffte, einmal arbeiten zu können.

Geschafft saßen sie nach ihrer Tour auf der Couch, als Olli von der Arbeit kam. „Hey, isst du gleich mit uns?" Der Angesprochene nickte, nuschelte was von „Such mir was aus. Du weißt, was ich mag" und verzog sich dann erstmal wieder in sein Zimmer. „Wahrscheinlich Stress mit einem Kunden", mutmaßte Ben in Harveys Richtung, wobei er sich selber nicht glaubte. Während des Essens redeten Ben und sein Besuch in einer Tour über ihren Tag, doch Olli blieb wieder stumm. Schaute nur leicht angesäuert zwischen den beiden hin und her.

Später ließen sich Ben und Harvey wieder im Wohnzimmer nieder, als Olli verkündetet, dass er jetzt erst mal weg sei. Mit offenem Mund starrte Ben ihm hinterher. Doch Harvey war anscheinend die ganze Zeit schon klar, was los war. „Und du bist dir hundertprozentig sicher, dass er nicht schwul ist und auf dich steht? Also ich finde sein Verhalten schon recht eindeutig. Er ist definitiv eifersüchtig auf mich." Ben seufzte erst nur, doch dann brach alles aus ihm heraus. Bitterlich fing er an zu weinen. Fest nahm Harvey ihn daraufhin in den Arm.

So eng aneinander gekuschelt saßen sie immer noch zusammen, als ein angetrunkener Olli wieder nach Hause kam. Sofort war dieser auf hundertachtzig. „Ach, und mir wolltet ihr glauben machen, dass da nix läuft. Doch du bist doch nur hier, um ihn zu vögeln. Gib's doch zu!"

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