Kapitel 12 | Olli

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Kapitel 12 | Olli

Die Anfrage des Kunden vor ihm bereitete Oliver echte Kopfschmerzen

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Die Anfrage des Kunden vor ihm bereitete Oliver echte Kopfschmerzen. Immer wieder änderte er kleine Winkel, versuchte die Idee so gut es ihm irgendwie möglich war, bildlich darzustellen, doch immer wieder kam der Herr vor ihm mit neuen Zusätzen. Es sollte ein Traueranhänger werden, etwas, mit dem sich der junge Goldschmied seit seiner Ausbildung besonders beschäftigt hatte. Anhänger für und mit persönlichen Einlagen, darunter auch Diamanten, die in der Schweiz aus der Asche eines verstorbenen Angehörigen gefertigt werden konnten.

Olli hatte eine Methode gefunden, diese Diamanten so zu einzufassen, dass ein Verlust nahezu unmöglich war. Ein Umstand, der ihm recht viel Ansehen unter den Innungsmeistern eingebracht hatte. Jedoch hatte auch diese Methode ihre Grenzen und sein Kunde schien wirklich versessen darauf zu sein, genau diese Grenzen auszutesten.

„Sehen Sie, ich verstehe ja, dass die Fassung so wenig auffällig sein soll, wie es irgend möglich ist, aber Sie müssen auch mich verstehen, Gold ist ein weiches Material. Je dünner ich es verarbeite, desto gefährdeter ist der Stein..." „Ich will meine Anja aber nicht in Gold ertränken!" Dass seine Frau Anja allerdings schon ein Diamant war und damit eben nicht in Gold „ertränkbar", dachte sich der Goldschmied lediglich, aussprechen würde er so etwas nie.

„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich setze mich morgen an den Computer und rechne das Ganze noch mal durch. Vielleicht kann ich den Anhänger mit dem Drucker etwas filigraner gestalten als mit der Hand. Versprechen kann ich Ihnen jedoch nichts. Und wenn ich ein Model erstellen soll, muss ich Ihnen die Arbeitskosten berechnen." Offensichtlich war der letzte Satz zu viel gewesen. Wütend und etwas von Abzocke schimpfend, verließ der Kunde den Laden und hinterließ einen Goldschmied, der zwischen Frustration und ziemlicher Ratlosigkeit nicht mehr wirklich wusste, was genau da gerade schiefgelaufen war.

Er ärgerte sich über die zwei Tage Arbeit, die er in die Planung und Umsetzung des Anhängers investiert hatte und auf deren Kosten er nun unweigerlich sitzen bleiben würde. Doch gerade in dem Moment, wo er wütend den kleinen Block mit Skizzen vom Tisch fegen wollte, klopfte es an der Tür des Ladens. „Hey, alles ok?"

Als hätte Ben einen siebten Sinn dafür entwickelt, wann es Olli nicht gutging, steckte dieser seinen Kopf durch die Tür und hielt zwei köstlich duftende Silberfolien in die Höhe. Offensichtlich hatte er zwei Döner in ihrem Lieblingsimbiss besorgt. „Du bist meine Rettung", seufzend, sah Olli auf die Uhr und beschloss, dass in den nächsten fünf Minuten vor Ladenschluss wohl auch keiner mehr kommen würde.

„Ich komme gleich hoch. Ich mache nur noch den Tresor zu und rechne ab." Ben nickte ruhig, fragte dann jedoch, ob er ihm irgendwie helfen könne, worauf Olli nur dankbar lächelte. „Hast du schon. Drückst du auf den Kopf für die Fenstergitter? Ich schließe ab und bin dann in zehn Minuten oben." Wieder nickte Ben und drückte dann auf den Knopf. Olli schloss die Türen ab und begann im Tresorraum die besonders wertvollen Modelle aus dem Schaufenster zu verräumen, bevor er sich an die Abrechnung machte.

Er fühlte sich müde. Den ganzen Tag hatte er über die vergangene Nacht nachgedacht und warum genau sie in ihm ein derart seltsames Gefühl hervorrief. Was genau war es, das ihn so beschäftigte? Nichts, aber auch gar nichts war an dieser Nacht so unglaublich spektakulär gewesen, dass er noch vor sieben Monaten auch nur eine Minute darüber nachgedacht hätte. Doch der Moment, in dem er die Augen aufgeschlagen und Ben neben ihm gelegen hatte. In seinen Armen...

Allein der Gedanke irritierte ihn. Wie oft hatten sie sogar in einem Schlafsack gepennt, als sie noch Teenager gewesen waren? Wie oft hatten sie nächtelang dagelegen und gequatscht? Und doch... Irgendetwas hatte sich verändert. Und wenn Oliver ehrlich war, machte ihm diese Veränderung eine Scheißangst! Er wollte nicht daran denken, wie es sein würde, Ben zu verlieren. Wie es sein würde, wenn sich irgendetwas zwischen sie schieben würde. Kein Mann, keine Frau hatte das bisher geschafft. Und er würde alles dafür geben, dass das auch in Zukunft so blieb. Koste es, was es wolle.

Nachdem sie beide fast schweigend gegessen hatten, huschte Olli unter die Dusche. Ben zog sich um und wollte sich gerade in sein Zimmer zurückziehen, als er seinen Freund nur in Shorts aus der Dusche kommen sah. „Habe ich irgendwo Schaum vergessen?", gluckste der Größere gutmütig, als er Bens fast starrenden Blick bemerkte und schmunzelte gutmütig.

Bittersweet HeartbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt