Kapitel 35 | Ben

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Kapitel 35 | Ben

Er saß an seinem Schreibtisch und las die Mail bereits zum gefühlt zehnten Mal

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Er saß an seinem Schreibtisch und las die Mail bereits zum gefühlt zehnten Mal.

Hiermit freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihnen ab nächsten Monat ein Zimmer im Wohnheim zur Verfügung stehen wird. Bitte bestätigen Sie uns Ihre Anfrage.

Gedankenverloren schaute Ben aus dem Fenster und drehte den Anhänger um seinen Hals mit seinen Fingern.

Sein Geburtstag... Er erinnerte sich noch genau daran, wie Olli ihm sein Geschenk überreicht hatte. Vormittags hatten sie beide zusammen einen Kuchen gebacken, so dass die Küche wie ein Schlachtfeld ausgesehen hatte. Wieder und wieder hatte Olli ihn berührt. Am Arm, an der Schulter... Es war nicht so, als hätte er das früher nicht getan. Aber in der letzten Zeit kam es häufiger vor. Nicht, dass Ben es stören würde. Er genoss jeden einzelnen Augenblick mit Körperkontakt. Aber es war seltsam und er konnte sich nach wie vor keinen Reim daraus machen.

Bens Eltern und Luisa waren da gewesen und sie hatten echt viel Spaß gehabt. Er räumte nach dem Essen noch mit seiner Schwester die Spülmaschine ein, als diese ihn fragte: „Wie ist die Lage?" „Unverändert." Ben zuckte mit den Schultern. „Hast du etwas wegen des Zimmers gehört?" „Lu, ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich will..." „Ist das dein Ernst? Willst du dir weiter von Olli alles kaputtmachen lassen?" „Hey, er kann doch nichts dafür." „Ben, ich habe keine Ahnung, was er da macht, aber es tut dir nicht gut." „Wie? Was er da macht?" „Wie er dich in letzter Zeit ansieht. Dass er dich immerzu anfassen muss. Das macht es doch nicht besser." „Aber Lu, er weiß doch von nichts. Er ist einfach seine Art." „Früher hat er sich aber nicht so verhalten. Reicht es nicht, dass er dich und Vincent auseinandergebracht hat?"

Ben hätte seiner Schwester nicht die Details ihrer Trennung erzählen sollen. Diese brachten sie regelmäßig auf die Palme. War sie doch offensichtlich der Überzeugung, dass Olli schuld sei. „Bitte, können wir das Thema Vincent ein für alle Mal abschließen? Sonst komme ich über ihn auch nicht hinweg." „Wenn du dich mal etwas von Olli abnabeln würdest, dann müsstest du das auch nicht und..." „Lu, ich liebe dich über alles, aber es reicht, ok? Bitte!"

Nachdem seine Familie gegangen war, saßen die beiden Freunde auf der Couch und Olli überreichte ihm mit einer feierlichen Geste ein kleines Paket. Langsam zog er an der roten Schleife und hob dann den blauen Deckel an. Das ebenfalls blaue Seidenpapier raschelte leise, als er vorsichtig ein kleines – natürlich blaues – Säckchen herausholte. Darin befand sich ein Schmuckstück, welches er auf seine Handfläche gleiten ließ.

Bei genauer Betrachtung traten ihm die Tränen in die Augen. Das war tatsächlich ein kleiner Mantarochen. So detailgetreu und einfach perfekt... „Hast du den selber..." Bens Stimme brach und er musste sich räuspern. Aber Olli verstand ihn trotzdem. „Klar. Nur das Beste für dich." Daraufhin schlang er seine Arme um Ben und drückte ihn fest an sich. Dieser schmiegte sich an Olli, der ihm dann noch einen Kuss auf die Wange gab. Ben würde heiß und kalt zugleich. Das hatte Olli noch nie getan. Und er genoss es. Sehr. Zu sehr. Drückte sich noch fester an ihn. Aber so schön dieser Moment auch war, so schnell war er auch wieder vorbei.

Doch oft dachte er in der letzten Zeit an diesen intimen Augenblick zurück. Der Anhänger um seinen Hals erinnerte ihn regelmäßig daran. Nochmals drehte er diesen in seinen Fingern, bevor er sich wieder dem Monitor vor sich zuwandte. Kurz tippte er eine Absage für das Zimmer ein, bevor er ins Bad ging. Er brauchte dringend eine Dusche.

Angenehm prasselte das Wasser auf ihn hinab, als er plötzlich das Geräusch der Tür vernahm. Erschrocken drehte er sich weg. Olli stand mitten im Bad – total verpeilt, hatte dieser gerade einen Mittagsschlaf gemacht, da er gestern erst spät aus dem Silverlight zurückgekehrt war. Natürlich konnte er Ben durch die beschlagenen Scheiben der Duschkabine nicht wirklich sehen, aber trotzdem... Er spürte, dass er knallrot anlief und... Fuck! Seine Körpermitte schien Ollis bewegungsloses Starren auch noch toll zu finden. Diese Augen, die seine Silhouette zu mustern schienen.

„Olli? Könntest du..." „Hm?" „Erde an Olli! Ich dusche gerade?" „Oh... Äh... Ja... Sorry..." Damit verschwand dieser blitzschnell aus dem Bad. Ben schaute nur an sich herunter, seufzte und widmete sich dann diesem „Problem".

Als sie später zusammen aßen, stand Olli immer noch etwas neben sich. Schien wohl ein harter Abend gestern gewesen zu sein. Vielleicht wäre es eine gute Gelegenheit, diese eine Sache noch anzusprechen, von der Ben wusste, dass Olli von ihr nicht allzu begeistert sein würde. Auch wenn dieser das niemals zugeben würde.

„Du, ähm, also wir hatten ja über Harveys Besuch gesprochen. Er würde in drei Wochen fliegen. Ich habe ihm gesagt, er kann die zwei Nächte hier schlafen, bevor es für ihn weiter nach Paris geht. Das ist doch in Ordnung, oder?" Olli schüttelte sich aus seinen Gedanken. „Ja, ja, natürlich." Irgendwie hatte Ben das Gefühl, er hätte ihm gar nicht richtig zugehört. Aber vielleicht war das auch besser. Er hatte die Vermutung, dass Olli Harvey nicht leiden konnte. Warum auch immer...

Bittersweet HeartbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt