Kapitel 17 | Ben

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Kapitel 17 | Ben

„Sieh es mal so, sieben Tage, in denen ich dir nicht die Tour versauen kann

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„Sieh es mal so, sieben Tage, in denen ich dir nicht die Tour versauen kann." Ach Olli, eigentlich wünschte ich, du würdest es tun, dachte Ben nur. Aber vielleicht hatte sein Freund recht, ohne es zu wissen. Er musste sich auf andere Männer konzentrieren, auch wenn sein Herz das nicht wollte.

Eine Woche ohne Olli – und wieder würde er ihn wie verrückt vermissen. Dabei hatte er ihn doch gerade erst wieder. Aber diesem schien die neuerliche Trennung nichts auszumachen. Ganz im Gegenteil, er wirkte regelrecht erfreut. War Ben vielleicht doch zu auffällig gewesen und Olli meinte, er müsse jetzt vor ihm flüchten? Er ging in Gedanken die letzten Tage durch, aber ihm fiel nichts ein, was er hätte falsch gemacht haben könnte. Es war ja eher Olli, der sich seit dem Wochenende so seltsam benahm.

Ben beschloss, das Beste aus der Situation zu machen. Am Wochenende würde er ins Silverlight gehen und dort Vincent wiedertreffen. Und Olli könnte ihm dann nicht „die Tour versauen". Innerlich musste Ben schnauben. Gleichzeitig versuchte er sich auf den Abend zu freuen. Vincent war echt nett und vielleicht würde sich ja mehr ergeben. Denn wenn er ehrlich war, hätte er es doch mal wieder nötig. Das letzte Mal mit Harvey war schon etwas länger her. Gott, das klang so dermaßen notgeil. Aber naja... Irgendwie war er auch genau das.

Als Olli Mittwochmorgen mit seinen gepackten Sachen in der Tür stand, war ihre Verabschiedung doch recht herzlich. Ben konnte den Drang, seinen Kopf in Ollis Halsbeuge zu legen und seinen einzigartigen Geruch tief einzusaugen, nicht unterdrücken, als sie sich umarmten. Aber auch Olli hielt ihn lange fest, länger als sonst, und Ben genoss diesen Augenblick einfach viel zu sehr, das wusste er. Einen fast wehmütigen Blick warf Olli ihm noch zu, bevor er die Tür hinter sich zuzog. Ben ließ sich mit einem Seufzen auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Dieses kam ihm auf einmal total leer vor, wie die gesamte Wohnung. Und natürlich vermisste er Olli jetzt schon. Es war einfach total absurd.

Jeden Abend hatte Olli ihn angerufen. Scheinbar hatte er doch ein schlechtes Gewissen, was er – eigentlich – gar nicht haben brauchte. Aber Ben wärmte es trotzdem das Herz, dass sein Freund der Austausch mit ihm scheinbar so wichtig war. Am Samstag meldete er sich im Gegenzug bei ihm. Er wollte ja später ins Silverlight, aber nicht auf das Gespräch mit Olli verzichten. Er wusste, dass dessen Kurs am Samstag früher als die letzten Tage endete.

Olli hatte ihm gerade von der Wanderung durch das schöne Schweizer Tal erzählt, die sie heute als Teammaßnahme unternommen hatten. „Gehst du heute dann alleine los?" „Ja, ich treffe mich doch wieder mit Vincent." „Vincent? Ist das der von letzter Woche?" „Bei dem du mir ,die Tour vermasselt hast', ja." Ben hörte am anderen Ende der Leitung nur ein Schnauben. „Na, dann hast du ja heute freie Bahn. Nutze sie. Viel Spaß."

Verwirrt starrte Ben auf das Telefon in seiner Hand. Nicht die Worte seines Freundes störten ihn, das waren seine typischen Sprüche. Nein, es war der Ton. So überdreht freundlich. Das war überhaupt nicht Ollis Art. „Nicht weiter drüber nachdenken, versuche den Abend zu genießen", sagte er zu sich selbst.

Im Silverlight drehte er seine Runde und war überrascht, dass Vincent an der Bar offensichtlich bereits auf ihn wartete. Ein strahlendes Lächeln bereitete sich auf dessen Gesicht aus, als er ihn erblickte. Zaghaft umarmten sie sich und Vincent hauchte ihn einen schüchternen Kuss auf die Wange. Zusammen setzten sie sich an einen etwas abgelegeneren Platz.

„Ich freue mich wirklich, dass du hier bist. Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest." Verdutzt sah Ben sein Gegenüber an. „Warum sollte ich nicht?" „Naja, offensichtlich wollte dein Freund nicht, dass wir uns besser kennenlernen." „Olli? Quatsch. Der hatte an dem Abend nur eine seltsame Begegnung im Darkroom. Normalerweise benimmt der sich nicht so komisch", entgegnete Ben lachend. „Na, dann ist ja gut. Ich möchte mich für letzte Woche entschuldigen." „Entschuldigen?" „Ben, ich habe die ganze Woche nachgedacht. Ich bin das mit dir zu überstürzt angegangen. Ich finde dich wirklich toll und möchte dich näher kennenlernen – also, falls du das auch möchtest." Verlegen knetete Vincent seine Hände, wovon Ben nun eine davon in seine nahm. „Das würde ich wirklich auch sehr gern."

Das war's mit der schnellen Nummer heute Abend, seufzte er innerlich. Andererseits mochte er Vincent wirklich sehr. Und wer weiß, vielleicht konnte tatsächlich mehr aus ihnen werden.

Den restlichen Abend unterhielten sie sich noch lange. Tauschten kleine Berührungen aus, gingen aber nie weiter. Zur Verabschiedung gab es einen kleinen Schmatzer auf den Mund – und die Telefonnummer des jeweils anderen.

Ich kann nicht bis nächstes Wochenende warten. Hast du Lust, dich am Dienstag auf einen Kaffee zu treffen?

Ben las die Nachricht und lächelte. Ja, er wollte das mit Vincent probieren. Er hatte sich in dessen Gegenwart wohl und auch begehrt gefühlt, bei den Blicken, die dieser ihm zwischendurch zugeworfen hatte.

Ja, gern. Schlaf gut.

Das Handy legte er auf den Nachttisch und steckte dann seine Nase in das Kissen, auf dem er lag. Dann drehte er sich in Ollis Bett um und deckte sich mit dessen Decke zu.

Bittersweet HeartbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt