Kapitel 34 | Olli Teil 1

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Kapitel 34 | Olli Teil 1

Kapitel 34 | Olli Teil 1

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Die Nacht war... Wie sollte Olli sie beschreiben? Er war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Ben einfach zu halten und diesem miesen Gefühl in seiner Magengegend. Nutzte er tatsächlich gerade die Not seines besten Freundes aus, um sich ein paar Minuten, oder gar Stunden Zärtlichkeit zu stehlen?

Warum fühlte sich dieser Arm um seine Hüfte so verdammt richtig an? Warum war es Bens Körper, der nahezu perfekt an seinen passte? Warum? Ja, warum... Das Schicksal hatte manchmal wirklich eine nahezu perverse Art von Humor.

Irgendwann hörte das Karussell in seinem Kopf auf sich zu drehen. Er hörte Bens ruhiger werdenden Atem an seiner Schulter, spürte den regelmäßigen Herzschlag an seiner eigenen Brust und schloss die Augen. Eine Nacht... Bitte liebes Universum, schenk mir diese eine Nacht. Mit diesen Gedanken schlief er ein, Bens Körper eng an seinen gelehnt.

Als Olli am nächsten Morgen erwachte, schlief Ben noch. Irgendwann tief in der Nacht mussten sie auf der breiten Couch in eine liegende Position gewechselt haben, denn sein bester Freund lag neben ihm und hielt ihn noch immer fest.

Für ein paar Minuten betrachtete Olli die entspannten Gesichtszüge vor sich. Noch nie war ihm aufgefallen, dass Ben so lange Wimpern hatte. Wie ein Rahmen um seine dunkelbraunen Augen, die oft wie Schokolade glänzten. Sich innerlich für diese furchtbar kitschige Denkweise vor die Stirn klatschend, konnte er nicht anders, als kurz die Augen zu schließen und hart zu schlucken. Nur ein paar Zentimeter trennten seine Lippen von der Stirn des Mannes vor ihm. Die haselnussfarbenen Haare kitzelten an seiner Wange und fühlten sich doch so viel angenehmer an, wie die Haare all der Frauen zuvor.

Noch immer konnte er nicht fassen, wie er all die Jahre so dämlich hatte sein können. Doch was sollte er nun dagegen tun? Würde er Ben jetzt seine Gefühle gestehen, sein Freund würde ihn entweder für völlig bescheuert, oder noch schlimmer, einen Lügner halten.

Einen kurzen Moment lang all seinen Mut zusammennehmend, beugte Olli vor, um das letzte bisschen Distanz zu überbrücken und wollte gerade seine Lippen auf die Stirn des Mannes vor sich legen, als dieser ein leises Brummen von sich gab und die Augen öffnete.

Verdammt! Wieder war es sein verdammtes Zögern gewesen, dass ihm die Chance genommen hatte, zumindest dieses eine Mal zu tun, was er sich so sehr wünschte. Es war so typisch für ihn, dass er selbst bitter schnauben musste. Sofort bezog Ben das auf sich. Er entschuldigte sich leise, doch Olli hielt ihn auf, als er sich erheben wollte.

„Bitte, entschuldige dich niemals dafür, dass du hier mit mir eingeschlafen bist, ok? Das ist nichts, was wir nicht seit Jahren tun würden... oder?" „Ja, aber..." Ein trauriges Lächeln glitt über Ollis Lippen, als er die Augen rollte. „Ist ja nicht so, als würdest du gleich über mich herfallen." Oder ich die Eier hätte, es zu tun...

Bens Blick hatte einen Schimmer, den Olli nicht verstand, als dieser sich langsam doch erhob und murmelte, dass er ins Bad müsste. Im selben Moment wurde Olli heiß und kalt. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Körpermitte ziemlich deutlich von seinem Körper abstand. Er spürte, wie er knallrot anlief und versuchte es mit einer Drehung seines Gesichts ins Kissen zu verbergen. Inständig hoffend, dass sein bester Freund nicht bemerkt hatte.

„Rita, Karin, ich bin in meinem Büro. Falls irgendetwas wirklich wichtig ist, bin ich da. Ansonsten bitte..." Er warf den älteren Damen einen vielsagenden Blick zu, den beide bereits gut kannten. Der Chef war heute nur körperlich anwesend. „Geht klar", sagte Karin und warf amüsiert einen Blick auf den Wachsdrucker, als Olli das Model ganz vorsichtig aus dem Schacht nahm.

„Oh, eine Anfertigung? Ich kann mich an den Auftrag gar nicht erinnern." „Ist eine Überraschung für Ben." „Oh!" Sie lächelte wissend und irgendetwas in ihrem Blick ließ es Olli alarmierend den Rücken herunterlaufen. Ahnte sie etwas? Wusste sie es etwa?! „Naja, er vermisst Australien... Und..." Warum plapperte er gerade wie ein ertappter Schuljunge? Verdammt nochmal! „Bringst du mir gleich bitte einen Kaffee?" Seine Stimme möglichst geschäftsmäßig haltend, drehte er sich um und ging in seine Werkstatt. Das Schmunzeln hatte das Gesicht seiner Angestellten nicht eine Sekunde lang verlassen.

Nach sechs Stunden Guss, Feilen und Steine aussuchen, hatte Olli alles fertig, was er an diesem Tag tun konnte. Der Körper des Mantas hatte bereits eine sehr naturgetreue Form angenommen. Er hatte den dünnen Schwanz des Tieres als Öse verwendet und abgerundet. Zum einen, um die Verletzungsgefahr zu unterbinden und zum anderen, damit es aussah, als würde das Tier quasi auf Bens Brust schwimmen.

Ein spezielles Band aus künstlich imitierter Rochenhaut hatte er beim Großhändler bestellt, so dass er morgen den Anhänger fertigstellen konnte. Die Augen hatte er mit schwarzen Diamanten versehen, die fast geheimnisvoll funkelten. Sehr mit sich und seinem Werk zufrieden, machte er nach zwei Kundengesprächen Feierabend. In drei Tagen hatte Ben Geburtstag. Wie sehr freute er sich schon auf den Blick, auf das Lächeln...

Bittersweet HeartbreakWo Geschichten leben. Entdecke jetzt