Kapitel 08 | Olli

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Kapitel 08 | Olli

Ihre Schlafzimmer wurden durch eine recht dünne Wand getrennt, so dass Olli von seinem Platz im Bett hören konnte, wie Ben sich auf die Matratze fallenließ

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Ihre Schlafzimmer wurden durch eine recht dünne Wand getrennt, so dass Olli von seinem Platz im Bett hören konnte, wie Ben sich auf die Matratze fallenließ. Einen kurzen Moment lang lauschte er noch, dann wurde es völlig still im Nebenraum und er vermutete, dass sein Freund eingeschlafen war.

Nachdenklich verschränkte Olli die Arme hinter seinem Kopf und starrte an die Decke. Kleine nachtleuchtende Sterne klebten dort noch aus seiner Kindheit. Einen kurzen Moment musste er schmunzeln. Wie oft hatten Ben und er hier auf Matratzen gelegen und sich ihre kleinen und großen Geheimnisse anvertraut. Wie oft hatten sie bis tief in der Nacht gequatscht, nur um irgendwann nebeneinander einzuschlafen. Irgendwie war es zwischen ihnen immer unkompliziert gewesen. Sie verstanden einander blind. Wussten im Grunde immer, was der andere dachte. Oder zumindest hatten sie das mal gewusst. Das war wahrscheinlich das Einzige, was sich im Laufe der Pubertät geändert hatte.

Immer wieder kam ihm der Abend in den Sinn, als Ben mit hochrotem Kopf, sein Gesicht hinter seinen Händen verborgen, vor ihm gelegen hatte und heiser vor Tränen geflüstert hatte, dass er offensichtlich auf Jungs stehen würde. Damals hatte Olli so etwas schon geahnt.

Es hatte ihn immer wieder gewundert, dass Ben so gar keinen Blick für die Mädels in der Schule übrighatte, obwohl sich so einige einen Arm und ein Bein ausgerissen hätten, um mit ihm ausgehen zu können. Meistens waren die dann bei Olli gelandet. Nicht unbedingt zu dessen Bedauern.

Tief durchatmend schloss er die Augen und schüttelte den Kopf, als er an Rebekka und ihre ziemlich kurze und recht eindeutige Nachricht dachte. Sollte er nicht traurig sein? Sollte es ihn nicht zumindest ein wenig bedrücken? Zumindest mehr, als die Tatsache, dass dieser australische Schmierlappen offensichtlich Bens Lover gewesen war? Und dass die beiden sich auch nach ihrer Beziehung noch gut verstanden. Ging so etwas überhaupt? Konnte man mit einem Menschen, mit dem man im Bett gewesen war, wirklich noch befreundet sein? Olli konnte sich das nicht vorstellen.

Mehr frustriert über seine Gedanken, als von der Tatsache, dass er morgen um sieben Uhr aufstehen musste, um noch zwei Anfertigungen zumindest lötfertig zu machen, weil der Kunde sie in ein paar Tagen abholen wollte, warf er sich auf die Seite und sagte: „Schlaf gut, Alter..." Dann schloss er die Augen endgültig und fiel in einen unruhigen Schlaf. In seinem Träumen mischten sich seltsame Bilder der vergangenen Jahre mit verzerrten Erinnerungen, die Olli am nächsten Morgen schweißgebadet wachwerden ließen. Nun wirklich völlig irritiert und auch genervt, schlurfte er nur in Shorts ins Bad und beschloss, dass eine heiße Dusche zumindest ein halbwegs brauchbaren Start in den Tag war.

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