Kapitel 4

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Emilia

Mein Schädel brummte, als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug und meiner schlafenden Schwester ins Gesicht sah. »Hmm«, brummte ich wehleidig, während ich automatisch meine Hand an meinen Kopf hob, in der Hoffnung, der Kater würde dadurch verschwinden. Tat er natürlich nicht. Da würde wohl nur eine ausgewogenen Dusche und ein gut gewürztes Rührei mit sauren Gurken helfen.

Schwerfällig rollte ich mich aus dem Bett, musste allerdings aufpassen, dass ich nicht ungebremst auf dem Boden aufschlug. Glücklicherweise funktionierten meine Reflexe so weit, dass ich mich noch rechtzeitig abfangen konnte. Als ich mich mühevoll aufgesetzt hatte und mein Schädel nur noch stärker brummte, beschloss ich für mich selbst, niemals wieder Alkohol zu trinken bzw. keinen Whiskey mehr. Mit schlappen Armen zog ich mich an der Bettdecke nach oben und schaffte es schließlich mich hinzustellen.

Anfangs noch etwas wackelig auf den Füßen, schaffte ich es nach wenigen Anläufen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ich tapste ins Bad, streifte mir mein Schlafshirt über den Kopf und hielt inne. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich es mir gestern angezogen hatte. Dann hatte Yara mich wohl umgezogen. Wobei der Geruch, der daran hing, nicht zu Yara gehörte. Aber vielleicht hatte sie auch ein neues Parfüm, von dem ich noch nichts wusste. Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, ließ das Shirt fallen und verschwendete keinen einzigen Gedanken mehr daran, stieg stattdessen unter die Dusche.

Ich quietschte laut, als das eiskalte Wasser sich, wie Nadelstiche in meine Haut grub. Ich beeilte mich zu duschen und wickelte mich in ein flauschiges Handtuch. Danach setzte ich meinen Weg in die Küche fort, holte eine Pfanne aus dem Schrank und die Eier aus dem Kühlschrank. Wobei ich mich durchaus ungeschickt anstellte. Die Eierpackung rutschte mir aus den Händen und fiel zu Boden. Mit einer Hand an der Theke abgestützt bückte ich mich, um die Packung aufzuheben. Als ich mich wieder hochzog, erstarrte ich. Hinter der Tür lag ein Zettel, den scheinbar jemand darunter durchgeschoben haben musste.

Mit einem unguten Gefühl näherte ich mich der Wohnungstür. Ich ging in die Hocke und griff mit kaltschweißigen Fingern danach. Ich hob ihn auf, drehte den Zettel herum und mein Blut gefror zu Eis. Auf dem Blatt war ein Smiley gezeichnet, der ein bösartiges Grinsen auf den Lippen hatte. Darunter stand undeutlich geschrieben: »Du entkommst mir nicht mi puta«. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ließ meinen ganzen Körper erzittern. Seit einiger Zeit bekam ich schon solche Zettel. Egal, wo ich war.

Meine Vermutung war, dass diese kleinen Botschaften von Matt stammten, weil wir, im Gegensatz dazu, was ich Yara erzählt hatte, nicht wirklich im Guten auseinander gegangen waren. Eigentlich hatte ich den Schlussstrich gezogen, nachdem Matt mich abermals dazu drängen wollte, mit ihm zu schlafen. Er warf mir vor ihn nicht zu lieben, weil ich mich ihm nicht hingab. Und vielleicht stimmte das sogar. Vielleicht liebte ich ihn wirklich nicht so sehr, wie ich mir immer versucht hatte, einzureden.

Eine Hand auf meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken. Etwas desorientiert hob ich meinen Blick und sah eine schlaftrunkene Yara neben mir stehen. »Was hast du da Lia?«, ging sie neben mir in die Hocke. »Nichts«, versuchte ich den Zettel wegzuziehen, damit sie ihn nicht sah. Doch dafür war es schon zu spät. »Was ist das Emilia?«, setzte sie sich im Schneidersitz neben mich und legte mir eine Hand aufs Knie. »Nichts Wichtiges. Matt hat es noch nicht aufgegeben mich wieder zurückzugewinnen. Also alles gut«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Sicher?«, musterte meine Schwester mich misstrauisch.

»Ganz sicher. Lass uns was frühstücken. Ich muss meinen Kater loswerden«, rappelte ich mich auf und lief zurück in die Küche, wobei ich den Zettel zerknüllte, und im Müll verschwinden ließ. Zusammen bereiteten wir das Rührei zu, deckten den Tisch und kochten Kaffee. »Ich zieh mir schnell noch was anderes an und dann können wir frühstücken«, schloss ich nach diesen Worten die Tür meines Schlafzimmers hinter mir und kramte in meinem Schrank nach bequemen Klamotten. Da mir das, was ich im Schrank hatte, nicht anstand, zog ich die Jogginghose und das Top von gestern nochmal an. Auch heute ließ ich den BH weg, nachdem ich die ganze Nacht über einen angehabt hatte.

Chicago Bastard - How you saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt