Emilia
Nach Owens Antwort endete unser Gespräch, weil ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte. Seine Antwort ließ mich grübeln. War ich vielleicht der einzige Mensch, der sich in unserem Alter darüber je Gedanken gemacht hatte? War ich deswegen komisch? »Allerdings«, verhöhnte mich meine innere Stimme, weshalb mir jegliche weiteren Worte im Hals stecken blieben. Ich hatte meinen Kopf zur Seite gewandt und starrte stur aus dem Fenster, ohne wirklich mitzubekommen, wo wir überhaupt waren. Mit anderen Worten. Wenn mich jemand nach der Lage von Owens Wohnung gefragt hätte, hätte ich rein gar nichts dazu sagen können, weil ich null darauf geachtete hatte und mir den Kopf darüber zerbrach, was er mir über Cassie und seine »Beziehung« erzählt hatte.
Deshalb bekam ich nicht mal mit, dass wir in eine Tiefgarage eingebogen waren und Owen bereits geparkt hatte, bis er mich ansprach und damit aus meiner Trance riss. »Wir sind da Emilia«, begann er mich wieder mit meinem vollen Namen anzusprechen, was mich irgendwie traurig stimmte. »Okay«, zwang ich mich wenigstens dieses eine Wort über meinen Lippen zu quetschen. Ehe ich ausgestiegen war, hatte Owen bereits meine Tasche von der Rückbank geholt und sich über die Schulter gehängt. Er verriegelte sein Auto und durchquerte die Tiefgarage, bis zu einem Fahrstuhl. Wir stiegen ein, er drückte den Knopf für die 17 Etage und ich staunte nicht schlecht, als ich realisierte, wie viele Stockwerke dieses Gebäude zu haben schien. Demnach waren wir in einem teuren Teil von Chicago.
Da die Fahrt eine Weile dauern würde, hatte ich Zeit Owen durch die verspiegelten Wände heimlich zu betrachten. Er hatte sich an die Wand gelehnt, den Kopf zur Decke gerichtet und die Augen geschlossen. Wahrscheinlich hatte der Schlaf ihm doch nicht ausgereicht. Und jetzt blockierte ich auch noch seine Wohnung, während er sich die Nacht mit meinem Stalker herumschlagen musste. Erst als der Fahrstuhl mit einem Pling verkündete, dass wir anhielten, öffnete er seine Augen. Ohne Ankündigung trat er plötzlich an mich heran, sodass seine Brust meinen Arm berührte. Ich wollte gerade verwirrt nachfragen, warum er das tat, als ich sah, wie sich bestimmt elf weitere Menschen zu uns in den Fahrstuhl quetschten.
Owen hatte sich gemerkt, wie ich auf Berührungen fremder Menschen, vor allem bei Männern, reagierte und deswegen schirmte er mich mit seinem Körper ab, damit mir die Leute nicht zu nah kamen. Vor Rührung traten mir Tränen in die Augen, weshalb ich schnell meinen Blick senkte und auf meine Schuhe sah. Mir entfuhr trotzdem ein leises Schiefen. Ich hörte den braunhaarigen neben mir seufzen und spürte im nächsten Moment, wie er seinen Arm um mich schlang und meinen Körper noch näher an seinen zog. »Sh. Schon gut. Dir kann hier nichts passieren Em«, flüsterte Owen mir beruhigend ins Ohr. Dabei weinte ich nicht, weil ich Angst hatte, sondern, weil er auf mich achtete. Was vollkommen verrückt klang. Aber es entsprach der Wahrheit.
Da ich mich nicht traute meinen Kopf zu heben, weil ich nicht wissen wollte, was die anderen Leute von mir dachten, vergrub ich meinen Kopf an Owens Brust. Der Fahrstuhl hielt auf seinem Weg nach oben noch 8-mal. Immer wieder stiegen Leute aus und neue ein, sodass der Aufzug, die ganze Zeit über gut gefüllt war. Erst ab dem 8ten Halt in der 15ten Etage waren mit uns nur noch eine Handvoll Menschen im Fahrstuhl. Und als wir den 17ten Stock erreichten, war ich doch ganz froh, endlich da zu sein. Owen griff nach meiner Hand und manövrierte uns aus dem Fahrstuhl. Mit uns stieg ein Anzugträger aus, der mich genaustens musterte. Seine Augen glitten über jeden Millimeter von mir und mein Körper reagierte mit einer Gänsehaut darauf.
Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich seine Blicke anekelten und schenkte ihm stattdessen ein aufgesetzt freundliches Lächeln. »Mr. Morris«, nickte Owen ihm knapp zu. »Mr. Harris«, erwiderte der Mann Owens Begrüßung, wandte sich dann allerdings ab und verschwand in der entgegengesetzten Richtung des Gangs. »Alles in Ordnung?«, erkundigte Owen sich bei mir. »Ja. Alles gut«, klang ich hoffentlich glaubwürdig. Seine grauen Augen bohrten sich in meine. Nach einer Weile nickte er und dirigierte mich weiter den Flur entlang. Wir bogen ganz hinten rechts um die Ecke und liefen zur letzten Tür. Davor zog Owen seinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. »Nach dir«, ließ er mir den Vortritt.
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Chicago Bastard - How you saved me
Storie d'amoreTextausschnitt: Ich ließ eine meiner Hände an ihrer Seite nach unten gleiten und fuhr mit meinen Fingerspitzen über die nackte Haut ihres Oberschenkels. Dabei schob ich den Saum ihres Kleides ein Stück nach oben und ließ meine Hand darunter verschwi...