Kapitel 7

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Emilia

Ich sah am nächsten Morgen wirklich grauenvoll aus. Ich hatte die Nacht kaum geschlafen und mich stattdessen damit beschäftigt The Unscrupulous zu finden. Jedoch war ich mit meinen Recherchen keinen Schritt weiter gekommen. »Wonach suchst du denn?«, beugte Yara sich zu mir nach unten, legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab und sah auf den Bildschirm des Laptops vor mir. »Dad hat uns doch mal erzählt, dass er früher in einer Gang war.« »Ja?«, klang sie misstrauisch. »Ich versuche herauszufinden, wie ich jemanden davon ausfindig mache.« »Sag mir nicht, dass diese dumme Idee daher rührt, dass du den Zettel gestern Nacht doch noch gelesen hast.«

»Woher weißt du das?«, starrte ich stur auf den Bildschirm vor mir. »Du bist mitten in der Nacht nochmal aufgestanden. Und als du wiederkamst, warst du total unruhig und hast dich von einer Seite auf die andere gewälzt. Da wusste ich, dass irgendwas nicht stimmt«, lehnte sie ihre Wange an meine Schläfe, weshalb ich die Augen schloss. »Ich konnte nicht anders«, gab ich kleinlaut zu. »Du solltest mit Sam darüber sprechen. Oder mit Dad. Er weiß am allerbesten, was zu tun ist Lia. Hörst du?«, schlang sie ihre Arme um meinen Oberkörper und drückte mich an sich. »Ich möchte Mom und Dad nicht ihren Urlaub vermiesen. Außerdem würde Dad mich zurück nach Lemont schleppen und nie wieder aus dem Haus lassen«, seufzte ich schwer, klappte den Laptop zu und rieb mir meine müde Augen.

»Ich teile deine Meinung zwar nicht, aber in Ordnung. Wie wärs, wenn du eine Dusche nimmst. Ich koche uns derweil einen Kaffee und danach sehen wir zusammen, was wir finden. Wie klingt das?«, rang Yara sich dazu durch mir zu helfen, obwohl es ihr mehr als widerstrebte. »Danke«, wisperte ich heiser, gerührt von ihrem Einsatz. »Na los. Mach dich frisch, bevor ich es mir noch anders überlege«, zog sie meinen Stuhl zurück und signalisierte mir damit, aufzustehen. Ich folgte ihren Anweisungen und nahm eine erfrischende Dusche. Als ich fertig war, wartete eine dampfende Tasse Kaffee und eine äußerst motivierte Yara auf mich.

»Meinst du die Worte auf dem Zettel entsprechen der Wahrheit?«, flogen ihre Finger flink über die Tastatur. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe es jedenfalls nicht. Aber ausschließen kann ich es nicht«, rutschte ich auf den Platz neben sie. »Traust du diesem Matt sowas krankes zu?«, versuchte sie weitere wichtige Informationen zu bekommen. Und ich war ehrlich gesagt gerade ganz froh, dass Yara bei mir war und ich diese Scheiße nicht allein durchmachen musste. Wer wusste schon, was noch kam? »Eigentlich nicht nein. Wir sind zwar nicht unbedingt im Guten auseinander gegangen. Aber das ist selbst für ihn zu krass. Das glaube ich jedenfalls«, kramte ich in meinem Kopf nach Eigenschaften und Charakter-
zügen von Matt, die ein Anzeichen auf so etwas scheußliches sein konnten. Doch ich fand keine.

»Was heißt, dass ihr nicht im Guten auseinander gegangen seid? Du hast mir vorgestern noch was anderes erzählt«, spürte ich Yaras Blick auf mir. »Ich habe mit ihm Schluss gemacht, nachdem er mir vorgeworfen hat, dass ich ihn nicht lieben würde, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte«, sagte ich ihr die Wahrheit. »Das tut mir leid Lia«, drückte sie tröstend meinen Arm. »Schon okay. Wahrscheinlich hatte er sogar recht. Im Nachhinein kann ich nicht mal mehr sagen, ob ich ihn wirklich geliebt habe oder ob ich nur mit ihm zusammen war, weil ich es satt hatte ständig allein zu sein«, zuckte ich nicht wirklich betroffen mit den Schultern. »Trotzdem«, schien es Yara aufrichtig leid zu tun. »Schon gut. Anderes Thema«, wimmelte ich ihr Mitleid ab.

»Weißt du was. Ich schreibe Matt schnell eine Nachricht und frage ihn, ob er mir Blumen geschickt hat. So können wir wenigstens ausschließen, dass er es war«, kam mir eine Idee, die ich gleich in die Tat umsetzte. Ich angelte nach meinem Handy, dass am anderen Ende des Tisches lag, öffnete unseren Chat und schrieb ihm schnell eine Nachricht. Während wir auf eine Antwort warteten, machten wir uns daran weiter das Internet nach The Unscrupulous zu durchstöbern. »Wie findet man jemanden, der versteckt bleiben will?«, begann ich angestrengt zu grübeln, nachdem wir eine halbe Stunde später nicht die kleinste Spur zu dieser Gang gefunden hatten.

Chicago Bastard - How you saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt