Emilia
Keine Ahnung, was Owen so lange mit meinem Schlüssel machte. Denn es dauerte ganze vier Tage, bis er mich vor meiner Arbeit abfing und mir den Schlüssel wiedergab. Das Einzige, was er sagte, war: »Ich hab das Schloss ausgetauscht«. Dann war er auch schon wieder verschwunden und ich schaute ihm verdattert nach, ehe ich mich fing und mich auf den Weg zur Metro machte, um nachhause zu kommen. Bei Sam sammelte ich meine paar Sachen zusammen, schrieb ihm eine kurze Nachricht und verschwand. Gerade rechtzeitig. Denn heute war Freitag, was hieß, dass Helen heute wieder herkam. Und ich wollte die beiden garantiert nicht noch einmal stören.
Vor meiner Wohnungstür erwartete mich das altbekannte Übel. Es stand ein kleiner Karton mit einem rotem Zettel davor. Natürlich wieder ohne Absender. Ich seufzte schwer, bückte mich, um den Karton aufzuheben und trat in meine Wohnung ein. Mitten im Flur ließ ich meine Tasche fallen, schlüpfte aus meinen Schuhen und ging geradewegs in die Küche, um ein Messer zu besorgen. Das Päckchen fühlte sich tonnenschwer an, obwohl es wahrscheinlich nicht mal 500 Gramm wog. Ich stellte es auf der Küchentheke ab und fischte ein scharfes Messer aus meiner Küchenschublade. Ich schnitt das Klebeband durch und öffnete das Päckchen. Meine Hände zitterten, bei der bösen Vorahnung, was mich erwarten könnte. Doch der Inhalt des Pakets war noch viel schlimmer als alle Bisherigen zusammen.
Meine kaltschweißige Hand griff in den Karton und holte das Stück Stoff, dass darin lag, heraus. Ich schluckte schwer, als ich es auseinanderfaltete und erkannte, was es war. Nämlich ein schneeweißer, durch die Spitze, durchsichtiger Body. Sowohl im Bereich des Schrittes als auch im Bereich der Brustwarzen fehlte Stoff. Aber das erschreckendste war wohl die Tatsache, dass der Body meine exakte Größe hatte. »Ruhig bleiben Lia. Kein Grund zur Panik«, versuchte ich mich auf meine Atmung zu konzentrieren. Allerdings konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, schon sprintete ich in mein Schlafzimmer. Ich zog meine Unterwäscheschublade auf und erstarrte. Hier drin lag ebenfalls ein Zettel. Wahrscheinlich schon ein paar Tage. Genauer gesagt, seitdem derjenige sich Zutritt zu meiner Wohnung verschafft hatte.
»Bis zu unserem ersten Treffen solltest du dir unbedingt etwas aufreizenderes zugelegt haben mi puta. Diese Nacht soll doch etwas ganz Besonderes werden. Oder etwa nicht. Ich freu mich schon auf dich. Und, dass wir viel Spaß miteinander haben werden, ist ein Versprechen. Wir sehen uns. ;) M.B.«
Ich machte mich mit langsamen Schritten zurück in Richtung Küche, um den anderen Zettel zu lesen, den ich bis jetzt noch nicht angerührt hatte. Ich faltete das rote Papier auseinander und las den schnell gekritzelten Text.
»Da ich dich in den letzten Tagen nicht gesehen habe, dachte ich, schicke ich dir etwas, was mir gefällt. In Weiß. Weil weiß die Farbe der Unschuld und Reinheit ist. Und ich verspreche dir, dass du nach unserer gemeinsamen Nacht alles andere als rein und unschuldig bist. Dann bist du genauso dreckig, wie alle anderen vor dir. Ich hoffe ich habe deinen Geschmack getroffen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich mir auf dich in diesem sexy Teil schon einen runtergeholt habe. Bis heute Nacht mi puta. M.B.«
Nach dieser Botschaft konnte ich meine Angst nicht mehr unterdrücken. Sie bahnte sich einen Weg an die Oberfläche und schon im nächsten Moment liefen mir Sturzbäche von Tränen über die Wangen. Das war ein Versprechen. Und dieses Versprechen würde er diese Nacht wahr machen. Das fürchtete ich zumindest. Ich zerknüllte den Zettel in meiner Hand und sank vor der Küchentheke zusammen. Ich vergrub den Kopf in meinen Händen und weinte bitterlich. »Was mache ich denn jetzt?«, sprach ich leise mit mir selbst. Sam wollte ich nicht anrufen, weil Helen heute zu ihm kam. Außerdem brauchte er nach dieser anstrengenden Woche ein wenig Ablenkung. Und das würde ich ihm nicht vermasseln.
Möglichkeit zwei. Ich könnte Owen anrufen. Doch er hatte heute wahrscheinlich auch zu tun. Immerhin konnte ich nicht erwarten, dass alle sofort sprangen, wenn etwas mit mir war. Ich musste endlich lernen für mich selbst zu sorgen. Möglichkeit drei. Dieser M.B. bluffte nur, um mich aus der Reserve zu locken. Immerhin hatte Owen ein neues Schloss eingebaut und so schnell konnte derjenige sich keinen Schlüssel nachgemacht haben. Das hoffte ich jedenfalls. Und trotz, dass Möglichkeit drei die dümmsten und naivste war, entschied ich mich dafür. Ich würde mir etwas zu Essen machen, mich gemütlich aufs Sofa kuscheln und Serie schauen. Dann bekam ich wenigstens mit, wann dieser M.B. kam. Oder eben auch nicht. Das blieb abzuwarten.
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Chicago Bastard - How you saved me
RomanceTextausschnitt: Ich ließ eine meiner Hände an ihrer Seite nach unten gleiten und fuhr mit meinen Fingerspitzen über die nackte Haut ihres Oberschenkels. Dabei schob ich den Saum ihres Kleides ein Stück nach oben und ließ meine Hand darunter verschwi...