Kapitel 5

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Emilia

Nachdem Yara ebenfalls noch duschen war und wir uns beide fertig gemacht hatten, brachen wir auf, um ein wenig durch die Stadt zu schlendern, vielleicht in dem ein oder anderen Laden einen Halt einzulegen und einfach das schöne Maiwetter zu nutzen. Wir waren beinah den ganzen Tag unterwegs und beschlossen spontan Sam noch einen Besuch abzustatten. Wir legten die kurze Strecke von der Stadtmitte bis zu seiner Wohnung zu Fuß zurück und standen keine fünfzehn Minuten später vor seiner Tür.

Ich hatte unseren Besuch nicht angekündigt, weil ich ihm bereits offenbart hatte, dass ich ihn mal zusammen mit Yara besuchen kam, wenn sie in der Stadt war. Da ich einen Zweitschlüssel hatte, konnten wir das Hochhaus betreten, ohne klingeln zu müssen. Entweder er war da oder eben nicht. Wir würden es schon noch früh genug herausfinden. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in die 17 Etage. »Warum wohnt ihr so weit auseinander?«, hatte Yara sich neben mich an die Wand des Fahrstuhl gelehnt und verfolgte mit ihren Augen, genau wie ich, wie sich die Zahlen mit jeder Etage änderten.

»Wir stehen uns zwar sehr nah, aber irgendwann möchte man auch sein eigenes Leben führen, ohne, dass dir die ganze Zeit jemand sagt, was du zu tun oder zu lassen hast. Verstehst du? Wir sehen uns sehr häufig, kochen zusammen oder verbringen einfach einen entspannten Abend miteinander. Aber manchmal möchte man auch einfach mal seine Ruhe haben. Und das funktioniert nicht so gut, wenn man nur zweihundert Meter entfernt wohnt. Außerdem würde es Sam glaube ich nicht so prickelnd finden, wenn ich ständig unangekündigt hier auftauchen würde, wenn seine Freundin da ist. Am Ende würde die sich sonst was ausmalen. Und darauf können wir beide wirklich getrost verzichten«, hatte ich meine Augen während des Sprechens nicht eine Sekunde von der Anzeige über der Fahrstuhltür genommen.

»Verstehe«, wirkte Yara mit einem Mal nachdenklich. »Alles okay«, stieß ich sie mit dem Ellenbogen leicht in die Seite. »Klar«, wirkte ihr Lächeln aufgesetzt und ein wenig erzwungen. Da sie aber nicht von sich aus die Sache fortführte, ließ ich es auf sich beruhen und hakte nicht weiter nach. Mit einem Pling signalisierte uns der Fahrstuhl, dass wir oben waren. Wir stiegen aus und ich lotste Yara in Richtung Sams Wohnungstür. Im Gegensatz zu vorhin klingelte ich hier oben. Wir warteten eine Weile, erst dann konnte man schwere Schritte auf der anderen Seite hören, die nur zu Sam gehören konnten. Keine zehn Sekunden später wurde die Tür bereits geöffnet.

Etwas perplex glitt sein Blick von mir zu Yara. Deshalb dauerte es einen Moment, bis er das Bild, was sich ihm ergab, verarbeitet hatte. »Hey ihr zwei. Schön euch zu sehen«, zog Sam erst mich in eine kurze Umarmung, bevor er sich von mir löste und Yara ein wenig länger an sich drückte. »Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass du dieses Wochenende schon kommst«, fuhr er Yara mit seiner Hand über den Rücken. Während die beiden sich umarmten, fiel mir auf, dass Sams Haare nass waren und er sein T-Shirt falsch herum anhatte. Ich zählte eins und eins zusammen und fragte sichtlich nervös. »Haben wir dich gestört?« Sam löste sich von Lia und drehte sich zu mir um.

»Wie kommst du darauf Lia?«, schien er ein wenig verwirrt über meine direkte Frage. »Du hast dein Shirt auf links und ...«, blieben mir die Wörter regelrecht im Hals stecken. Seine Wangen waren ebenfalls auffällig rot, dazu seine feuchten Haare, die nicht unbedingt vom Duschen stammten und der große Kratzer auf seinem Hals waren mir Antwort genug. Seine Freundin Helen war da und so wie es aussah, hatten Yara und ich die beiden beim Sex gestört. »Tut mir leid«, vergrub ich mein erhitztes Gesicht in meinen Händen und begann undeutliches Zeug zu stammeln. »Ich wusste nicht, dass... Helen und du, ihr... also wir... oh man...«, wollte ich vor Scham am liebsten im Erdboden versinken.

Yaras Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie vollkommen verwirrt war, während ich mich um Kopf und Kragen redete. »Hey Emilia. Ist schon okay. Ich hätte auf dem Schirm haben müssen, dass Yara am Wochenende herkommt«, kam er erneut auf mich zu und zog mich ein weiteres Mal in seine starken Armen, in welchen ich mich stets geborgen fühlte. »Ich hätte auf dem Schirm haben müssen, dass Helen am Wochenende immer bei dir ist. Tut mir leid. Das kommt nicht wieder vor«, nuschelte ich undeutlich gegen seine Brust. »Das ist nicht schlimm. Hörst du Lia?«, stützte er seinen Kopf auf meinem ab. »Trotzdem. Es kommt nicht wieder vor. Versprochen«, legte ich meine Arme um seine Taille.

Chicago Bastard - How you saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt