Kapitel 43

1.3K 73 11
                                    

Emilia

Ich setzte Yaras Idee nicht in die Tat um. Mit anderen Worten. Ich fragte Owen nicht, ob er mich nach Lemont fahren konnte oder ob er gar mitkommen wollte. Das war mir vergangen, nachdem ich Cassie und ihn am Mittwoch in der Küche hatte, vögeln sehen. Entschuldigungen und Versprechungen hin und her. Deshalb hatte ich mit Sam ausgemacht, dass er und Helen mich in meiner Wohnung abholen würden. Da Cassie darauf bestand mich zu meiner Wohnung zu fahren, nachdem ich zwei Tage nur noch das nötigste mit ihr gesprochen hatte, musste ich wenigstens nicht die Metro nehmen. Was ich mir an einem Freitagabend, garantiert nicht antun wollte. Sie stellte mein Auto auf den dafür vorgesehenen Parkplatz, verabschiedete sich von mir und wünschte mir ein schönes Wochenende.

Auch wenn ich Fahrstühle nur ungern allein betrat, hatte ich keine Lust sechs Stockwerke zu laufen. Vor allem nicht mit Krücken. Ich war trotzdem heilfroh als ich unbeschadet oben ankam und nach beinah zwei Wochen das erste Mal wieder meine Wohnung betrat. Denn trotz, dass ich Owen und Cassie zusammen gesehen hatte, konnte ich nicht allein in meiner Wohnung bleiben. Sie fühlte sich nicht mehr sicher an und ich war eigentlich fro über jeden Tag, den ich nicht in ihr sitzen musste. Und hätte ich Sam gefragt, hätte der mir eine ellenlange Rede darüber gehalten, dass ich mich nie hätte auf Owen einlassen dürfen. Vor allem, da ich ihn hätte sagen müssen, was wirklich zwischen uns passiert war, damit er meine gedrückte Stimmung überhaupt verstand. Und das hätte ich niemals getan. Auf keinen Fall. Nie und Nimmer!

Schnell lief ich in mein Schlafzimmer und packte meine Sachen zusammen. Dabei achtete ich darauf mir zwei Kleider einzupacken, die ich beide zu Sofias Konfirmationsfeier anziehen konnte. Dann sammelte ich im Bad noch alles zusammen und nahm zu guter Letzt noch zwei paar Turnschuhe und ein paar Sandalen mit, die zu den Kleidern passten. Denn hohe Schuhe konnte und würde ich jetzt noch nicht wieder anziehen. Ich wollte gerade meine schwarzen Converse schnappen, als ich eine Ecke Papier unter meinem Schuhschrank hervorlugen sah. Ich bückte mich umständlich und hob den Zettel auf.

»Du bist schon ziemlich lange weg mi puta. Dabei dachte ich doch, dass du mich unbedingt sehen wolltest. Jedenfalls bis zu dem Moment, als du mit diesem fremden Kerl ins Bett gestiegen bist. Ich bin wirklich sehr enttäuscht von dir. Lass dir nur eins gesagt sein mi puta. Auch, wenn du vielleicht gedacht hast, ich würde das Interesse an dir verlieren, nachdem du von diesem Mistkerl beschmutzt wurdest, ist das nicht der Fall. Ich werde dich trotzdem bekommen. Und deine Reinigung wird mir beinah noch mehr Freude bereiten, als dich zu ficken. Liebe Grüße M.B.«

Ich zerknüllte den Zettel in meiner zitternden Hand und ließ mich zu Boden sinken. Wie konnte ich denn auch so naiv sein und denken, er hätte die Lust an mir verloren, nur weil ich seit zwei Wochen keinen Zettel mehr bekommen hatte. Was logisch war, weil mein Stalker ja nicht wusste, wo ich mich sonst aufhielt. Und dafür war ich wirklich extrem dnakbar. Trotzdem vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Würde ich Sam dem Zettel zeigen, würde er durchdrehen. Zudem müsste ich ihm erklären, warum ich mit Owen »geschlafen« hatte. Und das würde er nicht verstehen. Dafür war er viel zu sehr der große Bruder. Der Beschützer.

Meine andere Möglichkeit, Owen einzuweihen, fiel allerdings auch weg, weil ich mir schlichtweg verbot ihn zu kontaktieren. Deshalb blieb nur noch die Möglichkeit, dass alles mit mir selbst auszumachen. Auch, wenn ich nicht glaubte, dass es so erfolgreich wäre. Ich saß so lang auf dem Boden, bis keine Tränen mehr kamen, ich noch immer keine Lösung gefunden hatte und mein Telefon begann zu klingeln. Ich rappelte mich wieder auf und zog mein Handy aus der Tasche. »Hey Sammy«, begrüßte ich meinen Bruder. »Hey Lia. Bist du fertig?«, fragte er. »Ja. Ich bin fertig. Ich komm runter.« »Nichts da. Ich komm hoch und trag deine Tasche. Ich bin gleich oben«, hörte ich seine hallenden Schritte bereits im Hausflur. »Okay«, nickte ich automatisch, obwohl ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte.

Chicago Bastard - How you saved meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt