„Was meinst du mit ironisch?", wollte Alec irritiert wissen. „Ich denke nicht, dass ich dir die Bedeutung des Wortes erklären muss," gab ich nur zurück und lief einfach weiter. Warum fahren wir eigentlich nicht mit dem Zug? Die ganze Zeit laufen ist echt anstrengend. Früher bin ich auch ab und zu mit Bus und Bahn gereist. „Nein natürlich nicht," entgegnete Alec schnell und riss mich aus meinen Gedanken. „Ich wollte nur wissen, warum du es als ironisch bezeichnest?", erklärte er sich. „Weil alles an mir ironisch ist," erwiederte ich gereizt und spürte das Feuer in meinen Adern pulsieren. Mit aller Macht unterdrückte ich meine Feuer Gabe, doch wenn ich wütend bin, ist das gar nicht mal so leicht. Okay, Amelia, beruhige dich: Atme tief ein und wieder aus. Mehrmals nahm ich tiefe Atemzüge und spürte wie das Feuer sich beruhigte. Gut, Ausbruch abgewendet. Wenn ich wütend bin, ist nicht mit mir zu spaßen. Meine Feuer ist viel näher an der Oberfläche. Ich bin dann wie ein aufwachender Vulkan, der jede Sekunde droht auszubrechen.
„Hallo? Amelia?" Ich ignorierte Demetri. Die Volturis sollen mich jetzt erstmal in Ruhe lassen. „Vielleicht solltet wir eine Herberge aufsuchen, damit ihr schlafen könnt," meinte Jane offensichtlich zu Hailey. „Wir brauchen kein Schlaf. Amelia möchte gerade nur in Ruhe gelassen werden," erklärte Hailey. Danke, wenigstens eine die mich versteht. Warum ich gerade so reizbar bin, weiß ich selber nicht mal. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass ich lange nicht geschlafen habe. Ja, ich habe gesagt Halbvampire benötigen keinen Schlaf, aber ganz sicher bin ich mir dabei auch nicht. Zweimal die Woche habe ich mindestens immer geschlafen, aber jetzt habe ich seit knapp einer Woche nicht mehr geschlafen. Womöglich lag ich falsch und Halbvampire benötigen doch ein bisschen Schlaf. Kurz nachdem ich das alles zu Ende gedacht hatte, gähnte ich auch schon. „Von wegen ihr braucht kein Schlaf. Wir suchen jetzt eine Herberge und da werdet ihr beide ein wenig schlafen," bestimmte Alec. Tz, der hat mir gar nichts zu sagen. Genau das wollte ich ihm gerade sagen, da erhob er schon wieder seine Stimme. „Keine Widerrede!" Jane schnappte sich meine Hand und zog mich mit sich zurück in das Dorf. „Lass mich los," verlangte ich von ihr, da ich das gerade echt lächerlich fand, aber sie los mich natürlich nicht los.
Die drei schleppten uns in das nächst beste Wirtshaus, wo sie den Besitzer fragte, ob er noch ein Zimmer mit zwei Betten frei hätte. „Wir haben leider keine Zimmer, die behindertengerecht sind," entgegnete der Kerl entschuldigend und ich sah durch meine Gabe, dass er auf mich deutete. Hallo? Ich bin doch nicht behindert. „Ich gebe ihnen gleich behindert. Ich bin vielleicht blind, aber noch lange nicht behindert," fuhr ich ihn wütend an und begann wieder tief durchzuatmen. Nur nicht aufregen! „Ich bitte um Entschuldigung, aber zählt Blindheit nicht als eine Behinderung," antwortete er eingeschüchtert. Okay, das reicht. Er verdient eine Lektion sowie Demetri und Alec. „Sagen sie es mir?" „Meiner Meinung nach ja, deswegen frage ich ja sie," „Gut und ich frage sie warum ihrer Meinung nach Blindheit eine Behinderung ist?", konterte ich. „Weil man eingeschränkt ist?". Bei dem Mann klang das mehr wie eine Frage. „Ist das eine Aussage oder eine Frage?" „Eine Aussage," erwiderte er nun schnell. „Sie meinen also nur, weil ich blind bin, sei ich eingeschränkt," fasste ich seine Antworten zusammen. „Ja genau." „Sie wissen aber schon, dass es auch noch andere Sinnesorgane gibt, oder? Neben den Augen gibt es auch noch die Nase, die Ohren, den Mund und unsere Haut. Also wo bin ich ihrer Meinung nach eingeschränkt?" „Das liegt doch klar auf der Hand. Sie können nicht sehen und damit fehlt ihnen das wichtigste Sinnensorgan." „Das ist zwar richtig, aber meine andere Sinnensorgane ermöglichen mir das Sehen. Durchs fühlen und hören, habe ich bessere visuelle Vorstellungen als sie. Also frage ich sie nochmal, inwiefern bin ich jetzt eingeschränkt und ihrer Meinung nach behindert?" „Ähm ich weiß nicht so genau," gab er jetzt zögerlich zu und ich musste wieder innerlich grinsen. „Sehen sie und nun hätten wir gerne ein Zimmer mit zwei Betten," führte ich ihn auf das Anliegen unserer drei Begleiter zurück. „Ähm ja natürlich. Hier die Zimmerschlüssel für Zimmer 7. Einfach die Treppe hoch gehen und dann die vierte Tür auf der rechten Seite," entgegnete er und gab mir die Schlüssel. „Danke. Schönen Abend noch," sagte ich noch und ging die Treppe gefolgt von den anderen hoch.
In unserem zugeteilten Zimmer setzte ich mich erstmal auf einen dort stehenden Sessel. „Kannst du uns mal sagen, was das bitte sollte?" Die Stimme von Jane klang streng. „Ich habe ihn lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass ich nicht behindert bin," antwortete ich ihr schulterzuckend. Mir war es egal, wenn die drei jetzt sauer oder genervt waren. Schließlich sind wir nur wegen den dreien in diesem Wirtshaus. „Was ist los mit dir? Du wirkst so anders," fragte Demetri vorsichtig nach. „Wie würdet du reagieren wenn man dich zum schlafen verdonnert?", stellte ich nun endgültig genervt die Gegenfrage. „Merkst du nicht selber an deiner Stimmung, dass du Schlaf dringend nötig hast," mischte sich nun auch Alec ein. Jetzt ist aber mal gut. Als ob die drei wissen, was ich brauche. Diesmal unterdrückte ich mein Feuer nicht und so bildete ich in meiner Hand ein kleinen Feuerball. Sofort wichen die drei Volturis ein paar Schritte zurück, während Hailey mich fasziniert anschaut. Für sie ist es auch das erste Mal, dass sie es sieht.
„Du, du ha-a-ast di-die Feu-Feuer Ga-Gabe," stotterten alle drei, was sich lustig anhörte. „Nach was sieht das denn sonst aus?", zickte ich zurück. Die Flamme in meiner Hand wuchs augenblicklich. Um mich ein bisschen zu beruhigen warf ich die Flamme von einer Hand in die andere. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es ist schon lange her, dass ich mit meinem Feuer gespielt habe. Es war schön mal wieder die Wärme zu fühlen. Sie umhüllte mich regelrecht und beruhigte mich nun vollkommen. Ehrlich gesagt, machte die Wärme mich auch ein bisschen schläfrig, sodass ich dann irgendwann in dem Sessel einschlief. Das einzigste was ich fühlte war, dass die Flamme sich wieder in meinem Inneren zurückzog. Doch dann war ich auch schon tief in meiner Traumwelt versunken.

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Lost Family || Volturi FF
VampirZum unsterblichen Leben verdammt zu sein ist hart! Doch für mich ist gleich noch härter. In einem Detail hebe ich mich nämlich von den anderen Vampiren ab und bin deshalb auch auf der Flucht. Vor wem? Vor den Gesetzehütern unserer Welt, den Volturis...