„Ich denke wir sollten Meister Aro die Verzögerung melden," nahm ich Jane's Stimme am Rande war, doch es interessierte mich nicht. „Ich würde den heutigen Tag noch abwarten. Ein Tag holen wir schon wieder ein," meinte Alec. Ich drehte mich von den Stimmen weg und wollte einfach weiter meine Ruhe haben. „Mit dem Zug bestimmt," pflichtete Demetri Alec bei. Warte was? Wir fahren endlich mal mit dem Zug? Da hätten die drei auch schon vorher drauf kommen können. „Ich bin dabei," murmelte ich verschlafen. Die drei drehten sich erschrocken zu mir um und ich setzte mich auf. Wo sind wir hier eigentlich? Ach ja, in einem Wirtshaus, da Hailey und ich zum Schlafen gezwungen wurden. Aber irgendwas war noch vorgefallen. Oh shit, ja. Die Volturis wissen jetzt von meinem Feuer und nur weil mich die Wärme eingelullert hat, bin ich eingeschlafen. Nur deswegen! Zugegebenermaßen tat der Schlaf wirklich verdammt gut.
„Ach, Dornröschen ist auch mal aufgewacht," neckte mich Alec, als er sich wieder gefasst hatte. Sowas konnte ich morgens gar nicht haben. Vor allem nicht, wenn ich hungrig und gerade erst aufgewacht bin. „Halt die Klappe, Zwerg," fuhr ich ihn daher missgelaunt an. „Ich habe Hunger," maulte ich weiter. Dabei war es mir sogar egal, dass ich mich gerade ein wenig kindisch benahm. Demetri warf mir eine Flasche zu, die ich geschickt auffing, allerdings misstrauisch beäugte. Ich roch daran, doch konnte den Geruch nicht zuordnen. Ist das Blut oder nicht? Ach egal, ich war so hungrig, dass ich jetzt mal davon ausging, dass es Blut war. Also öffnete ich die Flasche und exte die Flüssigkeit runter. Irgendwie schmeckt das gar nicht nach Blut und es ist auch viel bitterer. Im nächsten Moment hatte ich schon diesen ekligen Brechreiz im Mund. Schnell sprang ich auf, stürmte in das kleine Bad und übergab mich auch schon ins Waschbecken. Das bestätigte mir, dass es kein Blut war. Dieser idiotische Hornochse! Ich habe doch erklärt gegabt, dass ich nichts anderes außer Blut vertrage.
„Was zum Geier sollte das? Ich habe gestern lang und breit geschildert, dass ich kein nornales Essen vertrage!", schrie ich Demetri wütend an. Das wohlige Kribbeln des Feuers in meinen Adern blieb aus. Anhand seines Geruches konnte ich Demetri ausmachen und drückte ihn gegen die Wand. „Wenn ich jetzt könnte wie ich wollte," knurrte ich leise. „Aber gut, ich will mal nicht nachtragend sein. Dafür, dass in der Flasche kein Blut war, nehme ich mir ein bisschen von deins," entgegnete ich versöhnlich und biss sogleich zu. Sein schwarzes Blut floss meine Kehle entlang und als ich satt war, ließ ich von ihm ab. „So, da das nun geklärt ist. Wo ist eigentlich Hailey und wann fährt der nächste Zug?", fragte ich an die Zwillinge gewandt. Perplext starrten die beiden mich einen Augenblick an. „Hailey frühstückt unten. Hat das Dorf eigentlich einen Bahnhof?", antwortete Jane. Ich seufzte. „Gut, dann schnappen wir uns jetzt Hailey und suchen einen Bahnhof. Demetri kann ja gerne den Wirt fragen," bestimmte ich und tastete mich zur Tür. Ich habe vorhin gelogen: Ich bin sehr wohl nachtragend und irgendwann werde ich das Demetri auch noch heimzahlen. Das war garantiert mit Absicht. Bestimmt, weil sie Angst vom meinem Feuer haben.
Unten angekommen, folgte ich einfach Hailey's Geruch und gelangte auch so gleich an einem Zweiertisch am Fenster. „Guten Morgen," begrüßte ich sie und setzte mich kurz zu ihr. Schließlich wollte ich sie nicht vom Frühstück wegzerren. „Guten Morgen, Schlafmütze. Weißt du eigentlich, dass du gestern den ganzen Tag durchgeschlafen hast?", fragte Hailey belustigt. „Was?", entgegnete ich verwirrt. So lange kann ich unmöglich geschlafen haben. „Naja du bist vorgestern abend auf dem Sessel eingeschlafen und am nächsten Tag warst du einfach nicht wach zu kriegen. Egal was wir versucht haben," erklärte sie. Ich nickte nur. Unfähig etwas zu erwidern. Ich habe noch nie einen ganzen Tag verschlafen. „Guten Morgen, kann ich ihnen etwas zu trinken bringen?", fragte mich eine Angestellte. „Ähm nein danke. Ich habe schon gefrühstückt," entgegnete ich bloß. Ich weißt nicht was die Frau machte, aber direkt entfernen tat sie sich nicht. Gerade als ich sie fragen wollte, ob sie nicht noch was zu tun hätte, entfernten sich ihre Schritte. „Was ist los?", wollte Hailey wissen. „Was soll los sein?" „Als du zu mir kammst, sahst du verärgert aus und du bist nicht so selbstsicher aufgetreten wie sonst. Also was ist vorgefallen?" Anerkennend nickte ich Hailey kurz zu. So eine analytische Erklärung hatte ich nicht erwartet. „Demetri," seufzte ich. „Demetri hat mir eine Flasche gegeben, wo ich dachte wäre unser Getränk drin. Es war aber so ein bitteres Zeug und kurz nachdem ich es ausgetrunken hatte, musste ich kotzen," erzählte ich ihr. „Klingt nach Kaffee," vermutete Hailey. „Kann sein auf jeden Fall ist jetzt das eingetreten, was ich 'vorgestern' erwähnt habe. Ich vermute das war Absicht. Sie haben Angst vor meinem Talent," entgegnete ich sauer. „Kannst du damit andere wirklich verletzen?", fragte sie neugierig. Wir mussten so wage reden, wegen den anderen Menschen, aber trotzdem wusste ich was sie meinte. „Ja, für die anderen ist es sehr gefährlich, aber ich habe die Kontrolle. Es verletzt nur, was ich verletzt haben will," erläuterte ich ihr. Sie nickte verstehend und ich hörte wie sie ihr Besteck weglegte. Gemeinsam verließen wir das Wirtshaus und trafen draußen auf die Volturis.
„Und wo ist jetzt der Bahnhof?" Meine Stimme war schneidend. „Da lang," meinte Demetri leise. „Witzig und wo ist da lang?" Hailey hakte sich bei mir unter und lief anscheinend mit mir in die Richtung. „Sie kann deine Handzeichen nicht sehen, du Trottel," meckerte Hailey ihn an. Ich drückte dankbar ihre Hand. Jetzt haben die auch noch vergessen, dass ich blind bin. Vielleicht sollte sich die Meister mal neue Wachen suchen. Demetri scheint etwas schusselig zu sein. Schweigsam gingen wir zum Bahnhof dieses kleinen Dorfes. Mit dem nächsten Zug fuhren wir nach Rom und sitzen nun in einem Bus in Richtung Livorno. Während der Fahrten redete ich mit den Volturis kein Wort. Ich unterhielt mich lediglich mit Hailey. Zum Beispiel über ihre Familie. Sie erzählte mir, dass ihr Vater ein Vampir ist und ihre Mutter ein Mensch. Ihre Mutter ist wenige Tage nach der Geburt gestorben, weil ihr Körper anscheinend nicht stark genug war. Ich erzählte ihr im Gegenzug etwas von meinem Leben bei Zoey. Außerdem erzählten wir uns gegenseitig Geschichten in unserem bisherigen unendlichen Leben. „... und das war so ekelhaft," endete Hailey gerade mit ihrer Geschichte als sie mal Tierblut probiert hat. „Ich denke es ist Geschmackssache. Tierblut und Menschenblut ist an sich nicht sehr verschieden," äußerte ich meine Meinung. „Ja da hast du recht. Ich werde auf jeden Fall bei Menschenblut bleiben. Kennst du diesen Cullensstamm?" „Nicht wirklich. Ich habe nur Geschichten über sie gehört," gab ich ehrlich zu. „Sie ernähren sich wohl ausschließlich von Tierblut und sollen sogar mit Wölfen befreundet sein." „Ja, die Cullens und die Köter sind Verbündete," mischte sich Jane mit bitterer Stimme ein. „Und wer hat dich nach deiner Meinung gefragt?", wollte ich schnippisch wissen. Wir beide haben gar nicht bemerkt, dass sie zu uns gekommen ist. „Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass wir die nächste Station aussteigen müssen." Nach diesen Worten verschwand sie auch schon wieder zu den Jungs.
Dann waren wir auch schon in Livorno angekommen. Von hier ist es nicht mehr weit nach Volterra. „Wir bleiben bis zum Abend hier und laufen dann in der Nacht mit Vampirspeed nach Volterra," beschloss Alec kurzer Hand. Hailey und ich nickten nur resigniert. Wir hatten beide keine Lust zu den Volturis zu gehen. Mein einziger Lichtblick war, dass ich endlich meine Eltern kennenlernen würde.
![](https://img.wattpad.com/cover/314608292-288-k220584.jpg)
DU LIEST GERADE
Lost Family || Volturi FF
Ma cà rồngZum unsterblichen Leben verdammt zu sein ist hart! Doch für mich ist gleich noch härter. In einem Detail hebe ich mich nämlich von den anderen Vampiren ab und bin deshalb auch auf der Flucht. Vor wem? Vor den Gesetzehütern unserer Welt, den Volturis...