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Zoey ~ damals

Ich wiegte die schreiende Amelia in meinen Armen hin und her. Ihre Eltern sind gerade gegangen und haben mich beauftragt für sie zu sorgen, da sie es nicht könnten. Die Kleine weinte laut stark und versuchte mit ihren zierlichen Händen ihre Eltern zu greifen. „Shh, shh. Ich bin für dich da shh,“  flüsterte ich ihr zu. Irgendwann wurde sie durch das ganze Geweine und Geschreie müde und schlief friedlich ein. Ich wischte ihr die Tränen weg ehe ich sie in ihr Bett legte mit einen Schnuller im Mund.

Diese ruhige Phase nutzte ich um meinen Einkauf wegzuräumen, den ich getätigt hatte bevor Aro und Sulpicia mit dem Baby eintrafen. Ich frage mich, warum sie mich darum gebeten haben Amelia großzuziehen. Natürlich bin ich ihre Patentante und mach das auch gerne für die beiden, wenn sie der Meinung sind der Aufgabe nicht gewachsen zu sein, aber normalerweise sind doch Großeltern oder Geschwister die erste Wahl. Natürlich hatte ich das auch Sulpicia und Aro gefragt, aber sie haben nur abgewunken mit den Worten: Weil wir dir vertrauen. Wie dem auch sei. Ich habe versprochen für sie zu sorgen und werde sie auch so behandeln als wäre sie meine eigene Tochter.

Nachdem nun auch die letzten Einkäufe verstaut sind, klopfte es plötzlich an der Tür. Nanu, ich erwarte doch niemanden mehr. Kurz horchte ich ob Amelia dadurch aufwachte, doch es blieb ruhig. Möglichst leise öffnete ich die knarzende Haustür. Eine elegant gekleiderte, ältere Dame stand davor. „Was kann ich für Sie tun, Madame?“, fragte ich höflich und strich mein Kleid glatt. „Ich würde gerne die Kleine sehen,“ verlangte sie. „Sind sie eine Verwandte der Kleinen?“, fragte ich sie, da ich sonst nicht wüsste, wieso sie weiß, dass Amelia von nun an bei mir lebt. „In der Tat,“ entgegnete sie und ich ließ sie eintreten. „Amelia schläft derzeit. Möchten Sie etwas trinken?“, erkundigte ich mich. „Einen Fenchel-Tee, bitte.“ „Ich glaube, ich habe kein Fenchel mehr, wären sie auch mit Kamille einverstanden, Madame?“ „Nein, ich hätte gerne Fenchel-Tee.“ „Nun dann müsste ich einmal kurz zum Händler. Würden Sie solange auf Amelia aufpassen?“ „Selbstverständlich, wenn ich Ihnen schon solche Umstände mache, tue ich das gerne.“ Ich verabschiedete mich kurz und lief mit einem Beutel Münzen zum Markt.

Als ich wieder zurück kam, hörte ich Amelia schreien. Sofort eilte ich ins Haus und sah die Dame über der Kleinen gebeugt. Aber beruhigen tat sie Amelia nicht. Ich drängte sie zur Seite und nahm Amelia auf dem Arm. „Shh, meine Kleine, alles ist gut.“ Sanft wiegte ich sie in meinen Arm, während ich mich zur der Dame umdrehte die hämisch grinste. „Ich verlange eine Erklärung für ihr Verhalten!“ Doch die Frau murmelte nur ein paar Worte und war im nächsten Augenblick verschwunden. Es sah so aus als wäre sie nie hier gewesen. Perplex starrte ich auf die Stelle, wo sie bis gerade noch stand. „Ich bin doch jetzt nicht ernsthaft auf eine Hexe reingefallen?! Und dann habe ich dich auch noch mit ihr alleine gelassen,“ fuhr ich mich selbst an und überprufte ob es Amelia gut ging, die in meinen Armen immernoch weinte. „Süße sieh mich an. Die böse Frau ist weg. Jetzt ist alles gut,“ versuchte ich sie zu beruhigen. Sie schaute mich nach kurzer Zeit an und dann sah ich ihren leeren Blick. Der Glanz aus ihren blauen Augen ist verschwunden und wirkten farblos.

„Oh mein Gott was habe ich getan? Ich hätte dich nicht nie allein lassen sollen. Meinetwegen bist du jetzt blind,“ entfuhr es mir schockiert. Ich lief bedrückt im Zimmer hin und her, da fiel mir ein Zettel im Bett auf. « Der Fluch ist meine Rache an Aro und Sulpicia. Es ist nichts persönliches gegen sie oder Amelia. Amelia soll sich glücklich schätzen, dass sie ihre Eltern so nie sehen muss. Aber da ich nicht ganz herzlos bin, habe ich ihr auch eine Gabe geschenkt mit der sie wenigstens ein bisschen räumlich sehen kann. » Ein wenig erleichtern tat mich diese Nachricht schon, aber ich frage mich trotzdem warum sie ihren Groll gegenüber Aro und Sulpicia an deren Tochter auslassen muss. Was haben die beiden der Hexe angetan, dass sie so weit ging Amelia zu verfluchen? Es muss definitiv etwas gravierendes sein, wenn die Hexe ein unschuldiges Baby verflucht.

Amelia ~ im hier und jetzt

Schweratmend zog ich meinen Finger aus der Flasche und versuchte die gesehenen Geschehnisse und Gedanken von Zoey zu sortieren. „Amelia, geht es dir gut?“ Ein Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich zuckte zusammen. Unkontrolliert fing ich an zu zittern und sofort entfernte sich die Hand. Meine Atmung beschleunigte sich und Tränen bildeten sich in meinen Augen. „Amelia, hör mir zu! Versuch ruhig weiterzuatmen. Alles wird gut. Kein Grund zur Panik. Wir sind bei dir. Atme tief ein und aus. Ein und Aus,“ eine männliche Stimme redete auf mich ein, doch ich nahm sie nur am Rande wahr. Zu tief hängen meine Gedanken in eben gesehenes fest und versuchten alles irgendwie zu begreifen. Trotzdem versuchte ich meine Atmung irgendwie unter Kontrolle zu bringen.

„Vielleicht sollten wir sie ins Krankenhaus bringen?“, schlug eine weibliche Stimme vor. „Bist du verrückt? Was wenn sie ihr dann Blut abnehmen?“ „Ich kann sie mit meiner Gabe vorübergehend menschlich machen.“ „Es ist nur eine Panikattacke und sie beginnt sich ja auch langsam zu beruhigen.“ Die Stimmen stritten sich nun ein wenig, während ich immernoch dabei war die Eindrücke zu sortieren. Langsam aber sicher kam alles bei mir an. 1: Der Doktor hat Zoey zu Unrecht beschuldigt. Sie ist keine Hexe gewesen. 2: Eine Hexe hat mich aus Jähzorn auf meine Eltern verflucht. 3:Tragen meine Eltern eine gewisse Mitschuld für meine Blindheit. 4: Habe ich meine Wärmebild-Gabe der Hexe zu verdanken. 5: Meine Eltern haben Zoey gegenüber einen sehr banalen Grund angegeben, warum sie mich nicht großziehen konnten und 6: Zoey war seit der ersten Sekunde liebevoll und hat mich geliebt wie als wäre ich wirklich ihr eigenes Kind.

„Meisterinnen, was tun sie denn hier?“, hörte ich Rico's Stimme wieder bewusst. Eine Antwort vernahm ich nicht. „Oh mein Gott, was ist mit Amelia?“, hörte ich eine mir unbekannte Frauenstimme sprechen. Von der Seite wurde ich umarmt, weswegen ich mich prompt versteifte. „Sie hat nur eine kleine Panikattacke gehabt,“ erklärte Rico und ich hörte erleichterters Aufatmen, obwohl das bei Vampiren unnötig ist. „Alles wird gut, Amelia. Ich habe dich zwar nicht groß werden sehen, aber jetzt bin ich für dich als Mutter da,“ erkannte ich Sulpicia's Stimme. Leicht verächtlich schnaubte ich auf. „Mutter,“ lachte ich abfällig auf. „Ich weiß jetzt alles und der Cullen sollte mir erstmal lieber nicht begegnen!“

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Ich wünschte euch allen frohe Weihnachten 🌲🎅

Lost Family || Volturi FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt