6. Mord

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Elijah

„Hey, du.", flötete Talvi und sprang auf meinen Rücken. „Hey, na.", erwiderte ich und griff nach ihren Beinen damit sie nicht fiel. „Was hast du heute vor?", fragte sie und legte ihren Kopf auf meiner Schulter ab. „Mich von meiner Mutter und deinem Vater fern halten.", erwiderte ich schmunzelnd und lief mit ihr Richtung Waldrand. „Ah, da mach ich mit. Das finde ich gut.", erwiderte sie lachend und schlang ihre Beine fest um meine Taille. „Du darfst das Dorf doch nicht verlassen.", erinnerte ich sie, verließ jedoch Zeitgleich eben dieses. „Das ist mir sowas von egal.", sagte sie leise und quietschte glücklich. „Na dann.", erwiderte ich und setzte sie ab. „Wer als erstes beim Wasser ist.", sagte ich bevor ich meine Haut wechselte. Allerdings sah ich da schon ihren Staub. Ihr schlanker, windschnittiger Körper gab ihr jeden Vorteil, den sie haben konnte. Da gegen hatte ich keine Chance. Doch es freut mich jedes Mal zu sehen wie sie jubelte, wenn sie gewann.

Also beeilte ich mich ihr zumindest hinterher zukommen.

Schweratmend kam ich nach ihr an dem kleinen See an und konnte schon von weitem sehen wie sie durch den Sand sprang, der am Ufer lag. Aufgedreht wie ein junger Hund rollte sie durch den Staub. Außer Atem näherte ich mich ihr und tauschte meinen Körper erneut. Als sie mich bemerkte hielt sie inne und tat es mir gleich. „Du lässt mich doch gewinnen.", rief sie anklagend und zog sich dann ihr Hemd über den Kopf. „Ehrlich gesagt, nein.", erwiderte ich und entledigte mich ebenfalls meines Hemdes und folgte ihr ins Wasser. Bei der Hitze des Tages eine willkommene Abkühlung. „Eli!", rief sie und kurz darauf traf mich ein Schwall an Wasser. „Kalt.", beschwerte ich mich lachend und fing ebenfalls an sie mit Wasser zu bespritzen. Sofort erklang wieder ihr helles Lachen. Zielstrebig kämpfte sie sich durch die Wassermassen und sprang mich erneut an. Grinsend ließ ich mich mit ihr in das Wasser fallen. Nur um dann pitschnass mit ihr wieder aufzutauchen. Das Wasser in ihren Haaren floss in Strömen über unsere Körper als sie ihre langen, dunklen Locken über die Schulter zog. „Die werden niemals trocken.", sagte sie grinsend und legte ihre Hände auf meine Schultern. „Ja und?", erwiderte ich. Talvi lachte leise und erwiderte: „Papa wird so sauer sein. Das ich wieder ohne Erlaubnis gegangen bin." „Dann bleiben wir so lang weg, bis sie trocken sind.", erwiderte ich und presste ihren Körper an meinen um sie aus dem Wasser zu tragen. „Also bist nächste Woche?", erwiderte sie lachend als ich sie auf einem der Steine absetzte. „Gerne, aber ich denke, dann wird er eventuell etwas ahnen.", sagte ich grinsend und legte mich neben sie auf den großen Stein in die Sonne.

„Hast du Valea besucht?", fragte ich als sie sich ebenfalls neben mich legte. „Nein, ich habe nicht den Eindruck, dass er jemanden sehen will. Papa hat er auch nicht wieder zu sich gelassen. Ich hab es versucht. Aber Vanja hat mir davon abgeraten.", murmelte sie und drehte ihren Kopf zu mir. „Es soll ihm besser gehen. Einige meinten, er war letzten Vollmond dabei. Aber beim Minin Rudel natürlich.", erwiderte ich. „Was heißt hier natürlich? Er gehört zu uns. Wieso verbringt er die Vollmondnächte bei einem fremden Rudel?", rief sie und setzte sich wieder auf. „Talvi, unsere Rudel haben ihm geschadet. Du kannst nicht erwarten, dass er sich weiter deinem Vater unterordnet. Er hat ihn zu unrecht bloß gestellt.", erinnerte ich sie und setzte mich jetzt ebenfalls auf. „Aber er ist mein Bruder.", murmelte sie und zog die Beine an die bloße Brust. „Nein, Talvi, das ist er nicht und das weißt du.", erwiderte ich einfühlsam. Ich wusste ganz genau wie wichtig Valea ihr war. Doch wenn er sie nicht mal an sich ran ließ. Hatte er dann ihre Zuneigung verdient? Ich glaube kaum. Sie war eine solch wunderbare Person. Lebensfroh, zuvorkommend, einfach jemand den man immer um sich wollte. „Er war immer da.", sagte sie und zog leicht an dem Stoff meiner nassen Hose. „Wir haben eine Verbindung.", gestand sie mir leise. „Aber seitdem das mit deiner Mutter war höre ich ihn nicht mehr.", fügte sie hinzu und legte sich dann wieder hin. „Das tut mir leid. Vielleicht muss er sich erst richtig erholen. Vielleicht liegt es daran, dass er seit Jahren sein Fell nicht mehr trägt. Mach dir keine Gedanken.", erwiderte ich und legte mich ebenfalls wieder neben sie und ließ die Wärme des Steines und die der Sonne meinen Körper wärmen. „Wenn du meinst.", hörte ich Talvi sagen. Dann fühlte ich ihre nassen Locken auf meinem Oberkörper. Es folgte ihr Kopf, den sie auf meiner Bauchdecke platzierte und es sich dann bequem zu machte.

Eine Weile schwiegen wir und lagen nur einfach da. Ließen die Ruhe auf uns wirken. Die Geräusche des Waldes. Bis ich Schritte wahrnahm. Verwundert öffnete ich die Augen und sah wie ein Mann auf uns zu kam. Sofort stieß ich Talvi an, die aus ihrem Nickerchen erwachte und sich sofort ihr Hemd wieder überzog als sie den Fremden erblickte.

„Hallo, ihr beiden. Ihr könnt mir nicht zufällig verraten wieso ihr hier seid?", fragte er. „Ist es denn verboten?", konterte ich und richtete mich auf. „Kommt drauf an. Gib mir mal deine Hand.", verlangte er und ich leistete dem stumm Folge. Erst als ich den Teststreifen sah verspannten sich meine Muskeln. Doch er fiel negativ aus und er gab meine Hand wieder frei. „Und du?", verlangte er und hielt verlangend nach Talvis Arm die Hand offen. „Sie hat Angst vor Nadeln.", behauptete ich und legte ihr sanft eine Hand auf den Rücken. „Billige Ausrede.", knurrte der fremde Mann und griff an seinen Gürtel. Sofort erkannte ich das spiegelnde Metall. Diese Waffe hatte ich oft genug in Filmen gesehen. „Nein, ich sage die Wahrheit.", rief ich doch der Mann erwiderte nur: „Dann muss sie da jetzt wohl einmal durch, ansonsten kommt sie mit." „Ist okay.", sagte Talvi leise und reichte ihm ihren Arm. Zitternd ließ sie ihn die Nadel in ihrem Arm versenken. Vielleicht hatten wir Glück und der Test konnte nichts erkennen. Doch diese Hoffnung verlor ich sofort als sich eigentlich direkt der zweite rote Streifen über den Test zog. „Aha.", gab der Mann von sich und zerrte Talvi von dem Stein.

Erst war ich wie festgefroren. Ich wollte nicht wahr haben, dass dieser Mist wirklich passierte. Im Lager klang es so unwirklich. Doch jetzt sah ich es vor mir. Wie sie wirklich jeden testeten der ihnen über den Weg lief.

Erst Talvis Schrei riss mich aus meiner Trance. Geistesgegenwertig wechselte ich meine Haut und riss den Mann mit einem einzigen Sprung von den Füßen. Talvi taumelte zurück doch darauf konnte ich nicht achten. Mit zuckenden Lefzen stand ich über ihm und sah in das vor Angst verzerrte Gesicht. Doch ich konnte ihn nicht gehen lassen. Er wusste was Talvi war und er hatte mich gesehen. Zudem war er zu nah am Lager. Ohne das ich weiter darüber nachdenken konnte versenkte ich meine Zähne in seinem Hals und riss ihm die Kehle samt Pulsadern heraus. Doch diese Entscheidung fällte ich nicht mit vollem Bewusstsein. Erst als sein warmes Blut meine Kehle hinunter floss begriff ich, was das bedeutete.

Angewidert spuckte ich den Fleischklumpen neben mich und stieg dann von dem nur noch leicht zuckenden Körper. Zitternd legte ich mein Fell wieder ab und sank auf den Boden. „Eli.", hauchte Talvi und schlang ihre Arme um meinen Hals. „Elijah.", wimmerte sie und presste sich an meinen Körper. Langsam fuhren meine Händen ebenfalls um ihren Körper bis ich sie fest in meine Arme schloss. Ich hatte einen Menschen getötet. Einfach so. Nebenbei. „Du musstest.", hauchte sie leise und strich durch meine Haare. Doch das überzeugte mich nicht wirklich. Es hätte sicher noch andere Wege gegeben, nur wusste ich nicht wie diesen ausgesehen hätte. 

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt