20. Bissnarben

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Shota

„Eric, wir müssen...", setzte mein ältester Sohn an. Doch verstummte als er mich erblickte. „Eric ist nicht hier.", sagte ich leise und sah wieder auf die Akte vor mir. „Das sehe ich.", knurrte er und trat an den Tisch. „Aber wo ist er?", fragte er und legte eine Hand auf die aufgeschlagene Seite. „Aito.", sagte ich ruhig und sah wieder zu ihm auf. „Ich bin nicht deinetwegen gekommen. Sag mir einfach wo er ist.", fauchte er und ich sah wie seine Augen ganz leicht heller wurden. „Bitte hör mir dennoch zu. Ich weiß, dass du verärgert bist. Du hasst mich und das kann ich gut verstehen. Ich hätte kämpfen müssen. Für euch und eure Mutter.", sagte ich sanft. Kurz hatte ich den Eindruck, dass er mich anhören würde doch kurz darauf hörte ich wie das Papier unter seinen Fingern riss. „Was bringen mir deine Entschuldigungen? Bringt das meine Kindheit zurück? Verhindert es meine Handeln gegenüber Sanji? Macht es irgendetwas besser außer deinem Gewissen?", fragte er gefährlich leise. „Atayo, ich will mein Gewissen nicht erleichtern und ich weiß, dass unsere Beziehung zu einander schon immer nicht leicht war. Ich will mich auch nicht in eure Familienaufstellung drängen. Ich weiß, dass ich meinen Platz verloren habe als ich nicht zurück kehrte.", sagte ich beruhigend. Doch Atayo kniff leicht die Augen zusammen und fauchte: „Gut, dann halt dich raus. Halt dich verdammt nochmal fern." „Aito...", setzte ich erneut an doch da riss er die Seite heraus und rief: „Hör auf. Hör auf zu versuchen ein Teil dieser Familie zu sein. Hör auf zu denken, du wüsstest wer wird sind. Hör auf so zu tun als würdest du mich kennen. Als wüsstest du was ich brauche. Halt dich raus aus meinem Leben und fern von meinem besten Freund. Weißt du wie frustrierend das ist, wenn die Person, die man am meisten an diesem verfluchten Ort braucht immer mit dem dunkelsten Schatten deines Lebens herum wandelt?" „Eric braucht Unterstützung.", sagte ich leise in der Hoffnung ihn nicht weiter zu verärgern. Doch das konnte ich vergessen. „Und die kann ich ihm nicht geben oder was?", brüllte er und schlug auf den Tisch. „Er ist mein bester Freund. Der einzige Mann in meinem Leben, der durchgängig für mich da war und dem ich mich gerne anvertraue. Wieso du? Sind es deine Pheromone? Verführst du ihn? Gehst du nachts auf sein Zimmer? Oder geht er in deines? Genießt du die Aufmerksamkeit eines sanften Alphas?", donnerte er und trat dann um den Tisch herum. „Glaub nicht ich wüsste nicht wen du in ihm siehst.", hauchte er bedrohlich vor meinem Gesicht und griff nach meinem Kinn.

„Aber Eric ist nicht dein verlogener Freund. Eric ist nicht Nathan..."

„Atayo!"

Langsam ließ er von mir ab, jedoch starrte er mir weiter in die Augen als er sagte: „Lass dich lieber von ihm beißen als dir weiter diese Kräuter reinzupfeifen." Damit wand er sich ab und stürmte an Eric vorbei.

„Alles okay?", fragte der jüngere als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. „Ja.", kam es brüchig über meine Lippen. „Nimm es nicht zu ernst.", sagte Eric und kam zu mir. Langsam hob er das zerknüllte Blatt auf und glättete es auf dem Tisch bevor er es zurück an seinen Platz legte. „Du hast es mit angehört?", fragte ich leise und ließ mich auf den Hocker sinken. „Nein, ich habe ihn nur brüllen gehört.", behauptete Eric und lächelte mir zu. „Er versteht es nicht.", fügte er ernster hinzu. Lässig lehnte er sich gegen den Tisch und murmelte: „Es gibt mittlerweile nun einmal mehr Themen, die ich mit dir besprechen kann. Alleine wegen Azrael. Er würde darüber Witze reißen, weil ihn diese Gefühle überfordern würden." Ich nickte langsam. „Kann gut sein.", murmelte ich und zog ein Bein schützend an die Brust.

„Shinji..."

Erschrocken hob ich den Kopf und sah zu Eric auf, doch er beachtete mich nicht. Sein Blick lag nur überlegend auf dem Boden vor seinen Füßen.

Kurz ließ ich meinen Blick über seine Erscheinung gleiten. Er trug nur ein Leinenshirt mit einem tiefen V- Ausschnitt, die Bänder, welche diesen schließen hätten können baumelten über seiner Brust. Dazu eine dunkle Stoffhose, keine Schuhe. Seine Haare wirkten ungemacht und wirr. „Wo kommst du denn her?", kam es verwirrt über meine Lippen. „Wo ich her komme?", echote Eric und sah mich mit Unverständnis in den Augen an. „Du siehst aus wie aus dem Bett gefallen.", erwiderte ich und deutete auf seine Erscheinung. Kurz schmunzelte er bevor er sagte: „Vielleicht weil ich das getan habe. Ich konnte nicht schlafen, aus Angst hier würde etwas passieren. Deswegen bin ich her gekommen und bin in einem der Krankenzimmer eingeschlafen. Da habe ich Atayo brüllen hören." Verstehend nickte ich und fing an auf der Innenseite meiner Wange zu kauen.

Eric

Überlegend musterte ich Shotas Gesicht. Er sah so unglaublich abwesend und traumatisiert aus. „Hat er dich verletzt?", fragte ich besorgt und hob eine Hand an seinen Kiefer um seinen Kopf zu heben und auf seinen Hals sehen zu können. Doch ich sah nur die roten Druckstellen von Atayos Fingern an seinem Kinn. Kurz sah ich auf in sein Gesicht, doch er hatte nur den Blick gesenkt und ließ mich machen. Eigentlich wollte ich ihn wieder frei geben. Doch da ging mein Blick zu seiner Halsbeuge. Eine verblasste, helle Narbe schimmerte auf seiner hellen Haut. Nur die Struktur verriet das sie dort war. Dazu erkannte ich noch ein paar schimmernde Flecken auf seinem Schlüsselbein.

„Was ist das?", fragte ich und ließ von seinem Kiefer ab. Shota senkte verwirrt seinen Kopf und sah dann zu mir auf. „Meinst du Ralucas Narbe?", fragte er und strich über den großen Biss. Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: „Tiefer." Seine Finger strichen über seine Haut hinunter zu der Stelle die ich meinte. „Das?", fragte er erneut und ich nickte. Kurz huschte ein Lächeln über sein Gesicht bevor er sagte: „Die ersten Bisse meiner Söhne." „Davon bleiben Narben?", fragte ich überrascht. Shota nickte und erwiderte: „Es ist ähnlich wie ein Band. Es dient ebenso zur Kraftteilung." Dann hob er seine Hand und strich mein Shirt zur Seite: „Du sagtest, Azrael hätte dein Blut getrunken. Hier." Seicht drückte er auf meine Brust. Sofort sah ich hinab. Als sein Finger meine Haut verließ entblößte er zwei kleine Einstichnarben. „Er hatte wohl keine Säuglingszähne.", sagte Shota schmunzelnd. Er hatte Recht. Azrael hatte nicht die typischen spitzen Zähne gehabt. Nur kleine Eckzähne, ausreichend um eine winzige Wunde zu schlagen. Deswegen auch nur die beiden Einstiche und nicht wie bei Shota ein Kreis aus Vielen. 

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt