15. Leiche

14 5 0
                                    

Sorin

„Hast du das überhaupt überdacht?", fauchte Yama und erhob sich von seinem Platz. „Die Shi und Yoru Familien sind die Jenigen, die das hier am laufen halten. Kein anderer könnte ihre Stellen einnehmen. Du solltest froh sein, dass niemand von ihnen nach deinem Platz verlangt hat. Jeder einzelne von ihnen hat mehr Ansehen als du.", spuckte er Cirah vor die Füße. „Willst du mir sagen Ranga ist nicht ersetzbar?", fragte Cirah kühl. „Willst du mir sagen, dass du in deinem Job nicht gut bist? Vielleicht sollte ich dich dann entlassen.", fügte sie hinzu und trat auf den Älteren zu. „Wen willst du noch alles entlassen?", knurrte er bedrohlich. „Wir brauchen Eric.", mischte sich jetzt auch Atayo ein. Kurz sah er zu mir und sagte dann: „Ohne ihn wäre Sorins Rudel schon lange geschrumpft. Niemand hat ein Medizinstudium außer ihm. Lev hat grade mal ein angefangenes und er lernt immer noch von ihm.", schilderte er. „Wir muss das Ziel im Auge behalten. Die Medizin läuft nur im Hintergrund.", fauchte Cirah und ich sah wie sich ihre Fangzähne auf ihre Unterlippe drückten. „Ehrlich gesagt würde ich mein Rudel nicht diesem Risiko aussetzen, wenn ihr Eric nicht hättet. Ich weiß, dass er alles mögliche tut um jeden zu retten, der auf seinem Tisch liegt. Nur deswegen riskiere ich meine Männer zu verlieren.", warf ich ein. Und natürlich weil ich es Eric schuldig war für alles was er für mich getan hatte. „Ah ja? Dann sollten wir vielleicht Eric die Führung über lassen. Mal sehen wie lange ihr das gut findet. So oft wie er mit Shota rumhängt. Glaubt ihr ehrlich er würde irgendwas ändern? Er würde uns ebenso in einen Krieg führen, pures Chaos.", rief sie. Yama packte grob ihren Arm und erwiderte: „Aber Chaos lässt sich auch nicht verhindern durch eine Diktatur. Cirah, wir sind dir dankbar, dass du diesen Job machst aber das musst du nicht alleine tun." Doch die Dunkelhäutige riss sich nur los und fletschte ihre Zähne. „Wir werden dieses Labor befreien.", befahl sie und deutete auf einen Fleck auf der Karte. „Wie? Shota kann uns nicht sagen was wir beachten müssen und Victor steht unter Bewachung. Wir haben niemanden, der uns hineinlässt.", stellte Atayo klar. „Wir haben deine Truppe. Willst du mir sagen ihr seid unfähig?", knurrte Cirah und ging zu ihm hinüber. Atayo verdrehte die Augen und erwiderte: „Dann schickst du uns in den Tod." „Jeder Mann in diesem Bunker wird dir folgen. Ebenso wie jeder Wolf.", sagte Cirah leise und sah zu mir. „Wieso sollten sie? Wir sind aus einem anderen Grund hier.", erwiderte ich und verschränkte die Arme. „Sie werden oder soll ich dafür sorgen, dass deine Tochter beim nächsten Alarm oben ist?", keifte sie und trat dann zurück an ihren Platz. „Klärt das unter euch. Ich will, dass in den nächsten Wochen dieses Labor brennt.", waren ihre letzten Worte bevor sie den Raum verließ. „Ihr bleibt hier. Ihr habt damit nichts zu tun. Ich werde dafür sorgen, dass deine Tochter sicher bleibt.", vernahm ich Atayos Stimme. „Ich stelle es meinen Männern frei zu gehen. Einige von ihnen werden gerne gehen. Die Jagd fordert sie nicht.", murmelte ich und beugte mich vor um meine Arme auf dem Tisch abzulegen. Yama ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken und sagte dann: „Das kann so nicht weiter gehen. Sie lässt nicht ein mal alle Abteilungen anwesend sein." „Sie sind unwichtig für sie. Es geht ihr nur um den Kampf nicht um das was im Bunker passiert.", erwiderte Atayo leise und strich sich genervt die Haare aus der Stirn. „Niemand anderes würde ihre Stelle einnehmen.", warf Yama in den Raum. „Auch nicht Eric, so ist er nicht.", fügte Atayo hinzu und lehnte sich seufzend zurück. „Wieso dieses Labor?", fragte ich in die entstandene Stille. „Es liegt zentral. Mehr nicht. Sie hat darüber nicht nachgedacht.", erwiderte Yama und sah zu dem letzten Anwesenden. „Sie vermutete dort immer noch Ken.", murmelte er und ich sah wie er anfing auf seiner Lippe zu kauen. Ich kannte ihn nicht. Nur ab und zu hatte ich ihn in der Mensa gesehen, bisher war er nie bei den Besprechungen anwesend gewesen. „Wir wissen doch längst, dass sie deinen Bruder nicht in einem der normalen Labore halten.", knurrte Atayo. Der junge Mann zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Es ist auch eher unwahrscheinlich, dass er noch lebt. Papa sagte, dass..." Zitternd hörte er auf zusprechen und biss sich fest auf die Lippen. „Jacob, das werden sie nicht getan haben. Wenn Victor die Wahrheit sagt, dann ist Kenneth die einzige Person mit diesen Merkmalen. Sie werden nicht riskieren, dass er stirbt. Wir finden deinen Bruder.", versicherte Atayo ihm.

„Ich will nicht unhöflich sein. Aber meine Tochter ist seit heute morgen verschwunden. Gibt es noch etwas zu besprechen oder kann ich...", sagte ich vorsichtig. Doch Atayo nickte sofort und sagte: „Nein, alles gut. Wir machen das wann anderes."

Also erhob ich mich und verließ zügig den Raum.

An sich war es nicht ungewöhnlich, dass Talvi fort blieb. Sie konnte mir noch immer nicht verzeihen was ich Valea angetan hatte. Doch wegen des Alarms machte ich mir schon Sorgen. Es bedeutete, dass dort draußen Jäger waren, die sie genauso mitnehmen konnten wir ihre Mutter. Mit schnellen Schritten ging ich zu unserer Hütte um dort erneut zu schauen ob sie zurück gekehrt war.

„Talvi?", rief ich und klopfte dann leise an ihrer Tür. „Talvi, bist du da?", wiederholte ich und öffnete dann langsam die Tür. Doch das Zimmer war leer. Ihr Bett war gemacht und der Teppich auf dem Boden zeigte kein einziges Wolfshaar auf. Also schloss ich die Tür wieder. Ranga war ebenfalls noch nicht zurück gekommen. Verzweifelt trat ich wieder auf die Terrasse und ließ mich auf die Eingangsstufen sinken. Wenn sie mir auch noch meine Tochter genommen hatten... Meine Frau und mein ungeborenes Kind.

„Sorin?"

Erschrocken riss ich den Kopf hoch. „Sie war am See.", sagte Ranga leise und trat näher auf mich zu. Sofort sprang ich auf und nahm ihm meine Tochter vom Arm. Ihre Haare waren feucht und ihr ganzer Körper bebte. „Hey, Tavi, was ist passiert?", fragte ich besorgt als sie sich hektisch an mich klammerte und ihr Gesicht an meiner Halsbeuge versenkte. „Sie war nicht alleine.", fügte Ranga hinzu und deute auf meine Haustür also fragte ich nicht nach sondern betrat nur die Hütte wieder, während Ran folgte. Sobald die Tür zu war entspannte Talvi sich etwas, dennoch ließ sie nicht von mir ab.

„Eine Leiche lag dort.", murmelte Ranga und lehnte sich gegen das Türblatt. „Es sah aus als... wurde ihm die Kehle ausgerissen... von... naja... einem Wolf.", sagte er stockend und sah zu Talvi. Fassungslos ließ ich mich auf das Sofa sinken und drückte meine Tochter fester an mich. „Nein, das würde sie nie...", setzte ich an doch in dem Moment löste Talvi sich von mir, blieb jedoch auf meinem Schoß sitzen. Zitternd hielt sie mir ihren Arm hin auf dem ein getrocknetes Rinnsal Blut zu sehen war. „Was ist das?", fragte ich und strich über die Kruste. „Das lag bei ihm.", sagte Ranga und hielt einen Teststreifen hoch.

„Talvi...", kam es leise über meine Lippen. Sofort stiegen meiner Tochter die Tränen in die Augen. Tröstend zog ich sie in meine Arme und strich beruhigend durch ihr Haar. „Alles gut. Er hätte dir schlimmeres angetan.", wisperte ich und küsste sanft ihre Schläfe. „Jetzt bist du in Sicherheit.", versicherte ich ihr und sah dann auf zu Ran. „Danke.", formte ich mit den Lippen. Der Dunkelhaarige nickte leicht und ich sah wie ein kurzes Lächeln über seine Mundwinkel huschte bevor er meine Hütte verließ. 

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt