55. guten Flug

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Kenneth

„Ken.", hörte ich Favio hauchen. Kurz darauf spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn. „Kenneth, du musst mich gehen lassen.", flüsterte er belustig. Sanft zog er an meinem Arm, den ich im Schlaf um ihn gelegt hatte. „Nur ein wenig.", murmelte ich leise und zog ihn wieder enger an mich. „Ich muss gehen. Dass ich die ganze Nacht fort war ist schon nicht gut.", erwiderte er und strich sanft durch mein Haar. „Ich komme wieder.", fügte er hinzu und küsste diesmal meine Lippen. Mit immer noch geschlossenen Augen fuhr ich mit meiner Hand in seinen Nacken und verhindert so, dass er sich wieder von mir entfernen konnte. Kurz lachte er auf, doch dann vertiefte er den Kuss doch wieder etwas. Ein paar Minuten ließ er zu, dass ich ihn vom Aufstehen abhielt. Aber das hielt wirklich nur ein paar Minuten, dann löste er sich bestimmt aus meinem Griff und setzte sich auf.

Enttäuscht seufzte ich und schlug an diesem Morgen das erste Mal die Augen auf. Sofort fand mein Blick Favios nackten Rücken. Verträumt ließ ich meine Hand zu den leichten Muskeln an seinem unteren Rücken wandern und strich sanft an seiner Wirbelsäule hinunter. „Lass das. Hattest du gestern nicht genug?", schimpfte er lachend und schlug meine Hand fort. „Du hast mir gezeigt wie gut Sex mit dir ist und dann hast du mich für zwei einhalb Jahre links liegen gelassen. Ich konnte nicht mal mit den Gedanken an dich...", erwiderte ich, doch ich wurde durch einen Schlag unterbrochen. „Du hättest das nicht getan.", zischte er. „Wer weiß. Ich hätte zumindest jetzt nichts dagegen, wenn sie dich hier fest ketten.", sagte ich neckend und strich über seinen muskulösen Oberarm. „Okay, du bist eindeutig noch high von deinem Orgasmus.", lachte Favio und zog sich sein Hemd über den Oberkörper. Dabei fiel mein Blick auf seine Brust. Bevor der Stoff herunter fallen konnte legte ich meine Finger an einen der metallenen Stifte. Kurz zuckte Favio zusammen. Doch dann sah er nur zu mir, beobachtete mich dabei, wie ich sanft über seine blutverkrusteten Brustwarzen strich. „Er tut dir weh.", stellte ich leise fest. „Nicht sehr.", versuchte er mich zu beruhigen. Ich schüttelte leicht den Kopf und sagte: „Wenn du fliehen kannst, wenn du irgendwo ohne mich sicherer bist. Geh. Ich musste es dir auch versprechen." Favio zog meine Hand von seiner Brust und erwiderte: „Ich kann nicht. Du wirst ohne mich es schwerer haben zu flüchten oder zu leben." Liebevoll strich er über die Innenseite meines Unterarmes zu meinem Bizeps und zu meiner Schulter, bis er auf meiner Wange angekommen war. „Ich muss meine Fehler grade ziehen. Ich habe dir das hier angetan und ich werde dich auch wieder hieraus holen. Versprochen.", flüsterte er bevor er sich vorlehnte und mich küsste.

Doch im selben Moment hörten wir beide, wie jemand draußen seinen Namen rief. Erschrocken zog er sich zurück und sprang auf. „Schlaf.", befahl er noch schnell bevor er den Container verließ. Aber ich dachte nicht im Traum daran mich da rauszuziehen. Er würde ihm wieder weh tun, weil er bei mir gewesen war. Also schwang ich die Beine aus dem Bett und zog den Fetzen, den sie mir gegeben hatte über, bevor ich ihm folgte.

„Ich habe nur nach ihm gesehen.", hörte ich Favio sagen, als ich auf das Dach trat. „Die ganze Nacht? Dein Vater sagte, du seist nicht nach Hause gekommen.", knurrte Belial und sah zu mir herüber. „Er hatte sich erkältet. Ich musste mich um ihn kümmern. Ich würde es nicht wagen...", beteuerte Favio und im nächsten Moment zwang er Belial seine Lippen auf, während seine schwarzen Augen immer noch auf mir lagen. Wie ein Raubtier öffneten sich hinter mir meine Flügel und ich fühlte geradezu den Schatten, den sie erst auf mich und dann Favio und Belial warfen. Doch in Belials Augen stieg nur Freude samt eines kleinen Lächelns. Langsam löste er sich von Favio und sagte: „Pfeif dein Monster zurück." Vio drehte sich zu mir herum und sah ruhig an meinen Flügeln empor. „Er kann dir auf die Distanz nichts.", hörte ich Favio sagen bevor er wieder seine Arme um Belials Hals schlang und sanft eben diesen küsste. Immer mehr Wut stieg in meine Brust. Jedoch war es keine Wut auf Favio. Ich wusste wie er sich fühlte. Ich wusste, dass er grade am liebsten kotzen würde. Zumindest hatte er es mir so gestern Abend erzählt. Doch die Wut galt Belial, dass er ihm das antat. Ihn zwang sich so zu verhalten. „Wir haben die Forschung beendet. Wir brauchen das Objekt nicht mehr.", vernahm ich Belials schadenfrohe Stimme. „Wie bitte? Aber ich bin noch nicht fertig.", erwiderte Favio und löste sich von ihm. „Unwichtig. Wir haben alles was wir brauchen und du wirst deine Antworten auch in den Proben finden.", behauptete Belial. „Also brauchen wir uns keine Gedanken mehr um ihn machen.", fügte er hinzu und griff an seinen Gürtel. „Nein!", schrie Favio und warf sich sofort in die vermutete Schusslinie. „Nein? Dir liegt doch mehr an ihm.", stellte Belial fest. „Er stört doch niemanden hier.", erwiderte Vio und breitete schützend die Arme aus. „Du liebst ihn also doch.", knurrte sein Ex und packte seinen Kragen um ihn herum zu wirbeln. Wenig später fand Favio sich gegen das Geländer gelehnt wieder. Erschrocken schrie er auf und packte zitternd nach Belials Arm. Automatisch trat ich auch einen Schritt vor, doch die Kette um mein Fußgelenk hielt mich zurück. „Nein, bitte.", hörte ich Favio flehen. Doch es war sehr deutlich was Belial versuchte. Mit aller Kraft versuchte Vio auf der Dachpappe stehen zu bleiben. Aber immer wieder schaffte Belial es ihn weiter über das Geländer zu bewegen. „Ich habe dir gesagt was passiert, wenn du mich betrügst.", hörte ich Belial sagen. Doch ich suchte schon einen Weg mich von meiner Kette zu befreien. Aber auch, wenn ich all meine Kraft aufbrachte gab sie nur ein leises Knirschen von sich.

„Guten Flug.", hörte ich Belial und danach Favio furchterregenden Schrei. 

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt