Ranga
Langsam trat ich an die Oberfläche. Noch geschützt durch den Wachturm. Die letzten Schüsse verhallten im Wald und gaben mir die Sicherheit, die ich brauchte um die schützenden Wände zu verlassen. Dennoch schlich ich unsicher durch das Dorf, in welchem auch die Wölfe Schutz gesucht hatten, auf den Waldrand zu, bis ich das Feld sah. Der Sand war an einigen Stellen rotgefärbt. Manchmal zogen sich sogar lange Spuren über den Boden. Die Wölfe lagen alle auf ihren Bäuchen, leckten ihre Wunden. Nur einen einzelner Körper, der sich bewegte konnte ich erkennen. „Lev.", kam es entsetzt über meine Lippen. Schneller als ich denken konnte war ich los gerannt und stürzte zu dem bebenden Körper. „Lev.", wiederholte ich mich, diesmal hörbar für ihn. „Ran.", erwiderte er und hob seinen Oberkörper. „Bist du verletzt?", fragte ich und musterte seine nackte Brust. „Mir geht es gut.", beteuerte er. „Aber Vanja...", setzte er an. Doch im selben Moment erhob sich hinter ihm der große Wolf und trat neben ihn. Sanft stieß er seine Wange mit der Nase an und ließ sich dann erneut auf den Boden sinken. „Ich sollte Eric holen.", sagte ich als ich den Blutfluss an seiner Flanke sah. Doch der große Wolf schüttelte nur leicht den Kopf bevor er ebendiesen auf seinen Pranken ablegte. „Mach mich los. Ich muss ihm helfen.", verlangte Lev und drehte mir umständlich den Rücken zu. Erst da sah ich die Handschellen. „Was?", kam es ungläubig über meine Lippen. Dann legte ich meine Finger zwischen die Schellen und seinen Arm um sie aufzubrechen. Klirrend fielen sie zu Boden. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn Lev nicht wieder angefangen hätte sein Blut mit mir zuteilen.
Sobald seine Hände frei waren drehte er sich zu dem Wolf und untersuchte die Verletzung. Aus Vanjas Brustraum kam ein tiefes Grollen auf welches Lev nicht reagierte, weswegen Vanja sich erneut erhob. „Vanja, ich warne dich. Hinlegen, sofort.", fauchte Lev. „Wo ist Sanji?", unterbrach ich dieses Schauspiel eines ungehorsamen Hundes. „In unserer Hütte im Keller.", erwiderte Lev und griff mit einer schnellen Bewegung in Vanjas Fell um ihn zu Boden zu zwingen. „Du bist der einzige, der hier drin Liebe sieht.", hörte ich Lev leise murren. Doch da hatte ich mich schon erhoben und war zurück ins Dorf gelaufen.
Schnell erklomm ich die Stufen zu Levs Terrasse und öffnete die Eingangstür. Zügig zog ich den Couchtisch fort und schlug den Teppich zurück bevor ich die Luke öffnen konnte. Sofort sah ich in zwei rote, ängstliche Augen. „Hey, Süßer.", sagte ich leise und reichte ihm meine Hand. Zitternd hob er seine und ergriff meine. „Hab keine Angst. Es ist vorbei.", erklärte ich sanft und zog ihn an mich sobald er wieder auf dem Holzboden stand. „Ich... gehe nie wieder...", setzte er zitternd an und klammerte sich an meinen Körper. „Sanji, stopp, nein, du darfst dich nicht so einschränken lassen. Du bist sicher. Lev und ich werden immer auf dich achten und es wird immer einen Ort geben wohin du gehen kannst. Aber fang jetzt nicht an dein restliches Leben im Bunker zu planen.", wies ich ihn an und küsste sanft mein Mahl an seinem Hals. Seine Arme schlangen sich noch etwas fester um mich. „Ich bin hier.", murmelte ich und zog sanft die Decke von seinen Schultern. Jedes Mal das selbe. Ich wusste nicht wieso ihn der Alarm so belastete aber jedes Mal war er für Stunden unbrauchbar und traumatisiert. „Sollen wir runter gehen? Fühlst du dich da wohler? Du wirst sicher gebraucht.", sagte ich leise und strich durch sein offenes Haar. Langsam fühlte ich wie seine Anspannung etwas nachließ. Dennoch bebte er am ganzen Körper. Nur sein Griff um meinen Hals wurde etwas lockerer. „Komm.", bat ich ihn sanft und löste seine Arme von mir. Langsam führte ich ihn zur Haustür und auf die Terrasse. Dort griff er ängstlich nach meiner Hand, dennoch ging er weiter und wir schafften es zurück zum Wachturm und dort durch den zweiten Eingang. Sobald uns wieder die kühle des Bunkers umschloss atmete Sanji durch und sank erschöpft zu Boden. „Ji, das kann doch nicht so weiter gehen.", sagte ich mitleidig und ging vor ihm in die Knie. „Dich haben sie auch nicht verfolgt.", erwiderte er und vergrub seinen Kopf zwischen seinen Knien. „Das ist Jahre her. Willst du in ewiger Angst leben?", fragte ich und legte meine Hand auf sein Haar. „Natürlich nicht.", hörte ich ihn murren. „Ich werde nicht zulassen, dass sie dich...", setzte ich an doch da schlug er meine Hand beiseite und fauchte: „Ich habe keine Angst um mich. Ich war bei jedem dieser verfluchten Alarme oben. Ich wusste nicht wo du warst. Ich hatte keine Ahnung ob sie dich haben, ob du lebst oder..." schweratmend lehnte er sich an die Mauer hinter ihm bevor er freudlos lachte. „Ich weiß, dass ich lächerlich bin.", murmelte er. „Nein, Ji, ich habe doch auch Angst um dich. Grade weil du jedes Mal dort oben bist und weil es jedes Mal gefährlicher wird.", erwiderte ich und griff nach seiner Hand. „Wir schaffen das.", fügte ich leise hinzu und strich über seinen Handrücken. Langsam nickte er und atmete tief durch, bevor er sich erhob. Dann gingen wir schweigend zurück in den Bunker. Die ersten Wölfe hatten es in die Mensa geschafft. Einigen schien es genauso wie Vanja nicht möglich zu sein ihre menschliche Gestalt anzunehmen. Doch ihr Anblick brachte Sanji sofort wieder in sein Element. Seine Hand löste sich aus meiner und ich sah nur noch wie er Eric zur Hilfe eilte.
„Hast du meine Tochter gesehen?"
Fast hätte ich aufgeschrien doch Sorin zog mich rechtzeitig in einen Seitengang und stieß mich gegen die Mauer. „Nein.", stammelte ich eingeschüchtert und beobachtete wie seine Augen kurz einen leichten Rotstich bekamen. „Dann such sie.", fauchte er ungehalten. „Dafür bin ich nicht... ich bin nur Elektriker.", erwiderte ich unsicher. Doch damit lenkte ich nur den rot gefärbten Blick zurück in mein Gesicht. „Ist ja schon gut!", rief ich und hob die Arme. „Ich gehe sie suchen.", fügte ich hinzu bevor ich den Weg zurück ging, den ich gekommen war.
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Vamp Zone 《5》
Fantasía《Abgeschlossen》 Erneut sind zwei Jahre vergangen. Die Werwölfe haben ihr Lager schützend über den Vampiren aufgeschlagen. Dennoch ist an friedliche Ruhe nicht zu denken. Die Unterschiede der verschiedenen Kulturen kollidieren und bilden eine neue Hü...