Belial
Stumm betrat ich den Überwachungsraum. Unbemerkt verschwand ich in einer Ecke und ließ meinen Blick über die Bildschirme wandern. Was ging jetzt schon wieder in seinem Kopf vor? Dachte er wirklich, dass ich nicht bemerken würde, dass seine Treue erneut schwankte? Er sollte nicht glauben, dass ich ihn gehen lassen würde. Diesmal würde er für Verrat sterben und wenn ich es eigenhändig tat.
Allerdings deutete das was ich sah eher auf eine Untreue mir gegenüber hin. Eine junge Frau stand bei ihm im Büro. Es war leider einer der Räume, die nur Videoüberwacht waren. Doch ihre Körpersprache sagte mir schon echt viel. Wie sie lachten und diese kurzen Berührungen. Dazu die Tatsache, dass er mit mir nie so gearbeitet hatte. Er hatte immer nur stumm an seinem Tisch gesessen und vor sich hingedacht. Doch diese Frau.
Entschlossen verließ ich den Raum wieder und fuhr in den Keller. Ich konnte ihn zwar nicht ausfragen aber ich konnte mir diese Frau genauer ansehen.
Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür und sofort lagen zwei erschrockene Blicke auf mir. „Sorry, lasst euch von mir nicht stören.", sagte ich lächelnd und beobachtete mit Freude wie Favio unruhig wurde. Na habe ich dich bei etwas verbotenem erwischt?
Seine Hand, die immer noch verdächtig nah an ihrer lag, verschwand jetzt auch unter dem Tisch. „Seid ihr weiter gekommen?", fragte ich frech und trat zwischen den beiden an den Tisch. „Bel, das ist nicht deine Forschung.", hörte ich Favio leise sagen. „Ist es nicht?", fragte ich und sah ihn mit einem zuckersüßen Lächeln an. „Nein, du erforschst seinen Ist-Zustand. Ich sag dir bescheid, wenn ich was Brauchbares habe.", erwiderte Favio mutig und rollt mit seinem Stuhl ein Stück zurück. „Gibt es ein Problem?", fragte er und legte leicht den Kopf in den Nacken. „Sag du es mir.", zischte ich. „Belial, ehrlich. Lass mich in Ruhe. Ich bin kein Kleinkind mehr. Ich habe meine Aufgaben und du musst mir nicht über die Schulter sehen.", erwiderte er und verschränkte die Arme. „Sicher? Das letzte Mal als ich dich aus den Augen gelassen habe hast du dich in den Armen des Verräters verloren und hast Vampiren aus einem Labor geholfen.", sagte ich bedrohlich leise. Darauf sagte er nichts mehr. Dennoch sah er mich aus wütenden Augen an. Da schaltete sich allerdings die Frau hinter mir ein. „Ich will ja nicht unhöflich sein aber das hier hindert uns daran einen Durchbruch zu haben. Könnten sie uns arbeiten lassen?", fragte sie und lehnte sich auf den Tisch. „Klar.", knurrte ich und verließ mit einem letzten warnenden Blick das Labor.
Noelia
„Alles okay?", fragte ich leise sobald die Tür hinter dem Dunkelhaarigen zu fiel. „Geht schon.", erwiderte Favio und drehte sich wieder zum Tisch. „Wer war das?", fragte ich und beobachtete wie Favio anfing kleine Kringel zu den Sternen zu zeichnen, die er dort gemalt hatte als er aus dem Probandenraum zurück kam. „Mein Ex.", hauchte er leise und atmete tief durch. „Aber das will er nicht wahr haben. Er...", setzte er an. Doch dann brach seine Stimme. „Magst du mal rauskommen? Wir können bei mir weiterarbeiten. Einfach einmal raus aus dieser Umgebung. Okay?", fragte ich sanft. Sofort nickte er und räumte seine Sachen zusammen. Kurz musste ich lachen. Dabei war es eigentlich klar, dass er dieses Angebot annehmen würde. Denn man sah deutlich wie sehr ihn diese Umgebung belastete. Selbst im Auto konnte er es nicht wirklich ablegen. Erst als ich in den Wald abbog wurde er wieder etwas wacher. „Du bringst mich aber nicht um oder?", fragte er und richtete sich etwas auf. „Nein, wir wohnen nur in einem alten Herrenhaus.", erklärte ich und fuhr auf den Hof. Sofort stieg das Stauen in seine Augen. „Ach du heilige Scheiße.", keuchte er und stieg aus. Ich tat es ihm gleich und beobachtete wie er staunend näher trat. „Sind Ärzte wirklich so verfickt reich?", fragte er und drehte sich lachend zu mir herum. Schon jetzt sah man ihm an, dass die Anspannung von ihm fiel.
„Es gehört nicht mir.", erwiderte ich schmunzelnd und trat an die Haustür um ihn herein zulassen. Favio nickte verstehend und betrat den Hausflur. „Lya! Wir haben Besuch.", rief ich ins Wohnzimmer, während ich Favio seine Sachen abnahm um sie aufzuhängen. „Besuch?", vernahm ich es hinter mir. Also drehte ich mich herum. Lydia stand in der Wohnzimmertür und betrachtete Favio neugierig. „Das ist mein Kollege, der Forschungspartner von dem ich dir erzählt habe. Favio Gracia.", erklärte ich. Lydia nickte mit einem leichten Lächeln und erwiderte: „Lydia Greve. Schön Sie kennenzulernen." „Duzen Sie mich doch gerne.", erwiderte Favio mit seiner rauen Stimme und trat auf Lydia zu um ihr seine Hand zu reichen. „Natürlich.", erwiderte Lydia leise und griff unsicher nach seiner Hand. Dann sah sie zu mir und fragte: „Wieso seid ihr hier?" Zwar lag kein hörbarer Vorwurf in ihrer Stimme. Dennoch wusste ich was sie empfand. Favio war direkt aus der Zentrale und auch, wenn er augenscheinlich nicht alle ihrer Meinungen vertrat, war seine Anwesenheit hier ein Risiko. Jedoch war es eines, das ich eingehen musste um ihn zurück auf unsere Seite zu ziehen. „Es war einfach zu viel Druck im Labor. Ich dachte, wir würden hier zu mehr kommen.", erklärte ich. Lydia nickte erneut langsam und sagte dann: „Ihr könnte gerne in Erics Labor. Dort werdet ihr alles haben was ihr..." Langsam brach sie ab und sah zu Favio, dessen Augenbraue leicht in die Höhe gegangen war. „Eric? Shi?", harkte er nach. Dann sah er zu mir und sah mich fragend an. „Das Haus gehörte ihm.", sagte ich knapp. Es war doch kein Verbrechen in einem Vampirhaus zu leben. „War er nicht dein Kollege? Wie hat man ein solch engen Kontakt zu Kollegen, dass sie einem ihr Haus überlassen?", fragte er und musterte mich aus zusammen gekniffenen Augen. „Er war mein Partner.", warf Lydia dazwischen. „Sie ist daran nicht schuld. Er hat mich geblendet. Sie ist nur hier um mich wieder auf die richtige Schiene zubringen.", beteuerte sie und kniff ängstlich die Lippen zusammen. Favio lächelte sanft. „Ich werde dir keinen Vorwurf machen.", sagte er. Jedoch bevor jemand nachfragen konnte wieso nicht, hörte wir wie oben Raphael anfing zu weinen. Sofort drehte Lydia sich auf dem Absatz um und rannte nach oben. Kurz darauf hörte das Geschrei auf. „Ist das Erics Sohn?", hörte ich Favio neben mir fragen. Schnell schüttelte ich mit den Kopf und erwiderte: „Erics Sohn ist schon zehn. Wenn er noch lebt. Er wurde ihr weg genommen." Damit ging ich auf die Wendeltreppe zu und hoffte, dass er keine weiteren Fragen stellen würde.
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Vamp Zone 《5》
Fantasy《Abgeschlossen》 Erneut sind zwei Jahre vergangen. Die Werwölfe haben ihr Lager schützend über den Vampiren aufgeschlagen. Dennoch ist an friedliche Ruhe nicht zu denken. Die Unterschiede der verschiedenen Kulturen kollidieren und bilden eine neue Hü...