38. Was war ihr Plan?

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Valerian

„Hast du es schonmal versucht?", fragte Lev und strich ein letztes Mal über meine Narben. „Nein.", murmelte ich und zog mir wieder mein Hemd über. „Narben werden nie gänzlich verheilen. Der Körper wird ein Leben lang daran arbeiten sie zusammen zuhalten.", sagte Lev und schenkte mir ein Glas Wasser ein. „Darum geht es nicht.", erwiderte ich und nahm das Glas entgegen. „Ich habe Angst, dass meine Muskeln das nicht mitmachen.", gestand ich und beobachtete wie Lev sich zu mir setzte. „Das verstehe ich. Aber ich denke, du kannst einen Versuch wagen. Es ist soweit alles verheilt. Die Muskeln haben sich nur noch nicht wieder in ihrer vollen Größe entwickelt. Mehr nicht. Heute ist doch Vollmond. Versuch es einfach. Ich werde hier sein falls etwas ist.", versprach er und lächelte mich aufmunternd an. „Mal sehen.", kam es leise über meine Lippen. Jetzt wo die Aussicht darauf bestand fühlte es sich irgendwie fremd an. Ich hatte es mir so lange gewünscht, hatte es so lange verflucht in meinem Körper gefangen zu sein. Doch jetzt?

„Ist alles okay?", hörte ich Lev fragen. Wenig später fühlte ich seine Hand auf meinem Knie. „Dräng dich nicht.", sagte er sanft und rutschte etwas näher. „Danke.", erwiderte ich und nahm seine Hand von meinem Körper. „Ich komme klar.", behauptete ich und erhob mich von der Couch. „Was willst du jetzt tun?", fragte er und erhob sich ebenfalls. „Ich habe eine Verabredung für heute Nacht.", sagte ich und trat an die Tür. „Verstehe.", erwiderte Lev neckend und fügte hinzu: „Dann viel Glück." Schnaubend verdrehte ich die Augen und verließ die kleine Blockhütte.

„Valea?"

Ruckartig blieb ich stehen. Was tat sie hier? Das war nicht sein Teil des Dorfes. „Valea.", wiederholte sie und wenig später schlangen sich ein Paar schlanker Arme um meinen Brustkorb, während sie ihren Kopf an meinen Rücken schmiegte. „Ich habe dich vermisst.", murmelte sie und drückte noch etwas fester zu. Ach wirklich? Sah mir nicht danach aus. Sie hatte doch jetzt Elijah. „Kommst du wieder zurück?", fragte sie und löste sich von mir um einmal um mich herum zugehen. Jetzt stand sie vor mir und sah mich mit ihren riesigen Welpen Augen an. „Ich komme nicht zurück, Talvi. Ich werde gehen.", erwiderte ich gefasst und umgriff meinen Stock fester. „Gehen?", fragte sie irritiert. „Aber dein Rudel ist hier.", wiedersprach sie und griff nach meiner freien Hand. „Ich habe kein Rudel.", erwiderte ich kühl und zog meinen Arm zurück. „Du lässt mich alleine?", fragte sie leise. „Du bist nicht alleine, Talvi. Du hast Elijah, du hast deinen Vater.", wiedersprach ich. „Aber ich brauche dich.", erwiderte sie mit Tränen in den Augen. „Elijah wird dir das selbe geben können.", murrte ich und versuchte an ihr vorbei zu gehen. „Nein, kann er nicht.", rief sie und schlang ihre Arme um meinen Körper um mich am Gehen zu hindern. In diesem Moment stieg mir der vertraute Geruch in die Nase. Der selbe, der mich damals im Wald rasend gemacht hatte. Elijahs Geruch. „Du schläfst bei ihm.", beschuldigte ich sie und traf damit voll ins Schwarze. Ihr Griff wurde fester und ich hörte wie sie anfing zu winseln. „Aber doch nur, weil ich dich nicht habe. Ich kann nicht schlafen. Ich fühle mich nicht mehr sicher, Valea. Dieser Mann... er wollte mich mitnehmen.", schluchzte sie und vergrub ihren Kopf an meiner Brust. Sie hatte mich also gänzlich ersetzt. „Offenbar kommt ihr ja gut klar.", erwiderte ich und beobachtete wie genau in diesem Moment Elijah um die Ecke kam. „Talvi.", rief er als er die brauen Locken entdeckte. Schnell kam er näher bis er mich erkannte. „Valea.", kam es ungläubig über seine Lippen. „Valerian.", verbesserte ich und schob Talvi von mir fort. Niemand sollte mich mehr bei meinem Kindernamen nennen. Nur Personen, die mir nahestanden durften das. „Was tust du hier?", fragte er und sah auf Talvi, die schluchzend zurück wich. „Ich bin hier nicht im falschen Lager. Das Solokow Rudel ist auf der anderen Seite.", informierte ich ihn und ging dann an ihm vorbei um die Minin Gasse zu verlassen. Sollten die beiden doch tun was sie wollten. Sie sollten mich da raus lassen. Sowieso würde es Talvis Pflicht sein bei Elijah zu bleiben. Die beiden waren Nachkommen eines Alphas. Sie würden die Rudel übernehmen nach ihren Eltern. Was hatte ich da zu suchen? Ich würde mich nicht so erniedrigen lassen wie Vanja. Ich würde keine rechte Hand sein. Ich würde mein eigener Alpha sein.

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt