Kaley
Interessiert beobachtete ich die Unterhaltung zwischen meinen Söhnen. Wenn ich ihr Verhalten mit früher vergleichen würde, würde ich keine Ähnlichkeit mehr finden. Zwar hatte Eric sich schon immer um seine Geschwister gekümmert aber mit Moe hatte es immer Unstimmigkeiten gegeben. Die Beiden hätten ja auch nicht unterschiedlicher sein können. Aber das Moe ebenfalls einen Omega gebissen haben sollte, dass konnte ich mir nicht vorstellen. Sein Vater hatte ihn doch in sonst nichts beeinflusst.
„Wir haben kaum Möglichkeiten.", hörte ich Eric sagen. Sie wollten ihn los werden. Aber wieso tat er das? Er wusste doch ganz genau, dass seine Söhne erwachsen und nicht mehr seine beeinflussbaren Kinder waren. Leise stand ich auf und ließ die beiden alleine. Ich musste zu ihm, ihn irgendwie davon überzeugen davon abzulassen und sich zu ändern. Wenn er das jetzt schon anderen Omega als Shinji antat. Das ging so nicht weiter.
Unsicher suchte ich den Ort, den ich in Erics Gedanken gesehen hatte. Diese große Tür mit dem Rad davor. Es dauerte eine Weile bis ich auch fühlte, dass das Kratzen an meinem Hals und die Übelkeit in meinem Bauch nachließ. Nach der nächsten Kurve entdeckte ich den gesuchten Ort. Kurz blieb ich stehen und sah auf die beiden Männer, die vor der Tür Wache hielten. Aber als sie mich entdeckten sagte eine der beiden: „Sie sind seine Frau, richtig? Wir dürfen sie nicht hindern den Raum zu betreten." Langsam kam ich näher. Der andere fügte hinzu: „Wir können die Tür auch offen lassen, wenn sie sich nicht sicher fühlen." Doch ich schüttelte sofort den Kopf und beobachtete wie sie die schwere Tür öffneten. Ich trat hindurch und entdeckte sofort seinen Körper auf der Pritsche in der Ecke.
Als die Tür wieder ins Schloss fiel drehte er sich auf den Rücken und sah an die Decke. „Was willst du? Oder wirst du weiter schweigen?", knurrte er. Es tat weh zu sehen wie er sich wieder veränderte. Die Zeit über in der wir gefangen waren hatte er sich um mich gekümmert und war so liebevoll gewesen wie früher, bevor er Shinji zurück in sein Leben geholt hatte. Danach war ich nie mehr genug. Lieber arbeitete er in seinem Labor mit dem schüchternen Omega und nahm sich dort was er wollte. Ich hatte ihm nur das zu geben, was Shinji ihm verwehrte. Doch so abwertend wie jetzt war er noch nie.
„Nathan.", kam es langsam, leise und heiser über meine Lippen. Sofort fuhr er hoch und sah mich an. Mein Hals brannte schon nach diesem einen Wort und ich fühlte wie sich jeder Muskel in mir anspannte, wie ich dagegen kämpfen musste, dass mein Körper mir erneut das Sprechen verwehrte. „Wieso tust du das?", fragte ich mit rauer, leiser Stimme. „Kaley, ich...", presste er hervor. Doch immer noch stand Unglauben in seinem Gesicht. Langsam erhob er sich und kam auf mich zu. „Ich kann es nicht kontrollieren.", flüsterte er betroffen und überwand den letzten Abstand um mich an der Hüfte zu sich zu ziehen. „Shinji war so lange nicht in meiner Nähe und sein Sohn...", setzte er an doch ich unterbrach ihn mit einem leisen Räuspern und einem bösen Blick. „Du kannst.", flüsterte ich und strich seine Hände von meinem Körper. „Du bist kein Alpha, Kaley. Du hast ihn nicht wahrgenommen.", erwiderte er und atmete tief durch als wolle er sich erinnern. Bei mir löste das nur Ekel aus. Ich schüttelte enttäuscht den Kopf und sagte: „Er ist der Sohn deines Freundes. Wir haben damals schon über Sanji sprechen müssen und das war sehr erbärmlich. Denkst du, du würdest nur den allerkleinsten Teil deiner Würde behalten könne, wenn du dich an jungen Männern vergreifst?" Husten brach ich ab und versuchte dem schrecklichen Schmerz in meiner Kehle zu entgehen. „Wie meinst du das?", fragte er und fing erneut an mich zu berühren. Ich verzog leicht das Gesicht und knurrte: „Diese Mann ist jünger als Sanji, noch dazu bist du nicht der Erste. Tu das mit Shinji, er kann sich zumindest wehren. Aber wenn ich noch einmal mitbekommen, dass du dich an einem Omega vergreifst, noch dazu einem jüngeren, einem der dein Sohn sein könnte, dann erwarte keine Gnade." Damit legte ich meine Hand auf seine Brust und beobachtete mit Genugtuung wie Panik in seine Augen stieg. Mittlerweile konnte ich die Bilder seiner Vergangenheit grade zu in seinen Pupillen erahnen und dieser Ort würde sie verstärken. Die Flamen und das Schreien seiner Eltern. Keine echte Erinnerung, jedoch Bilder, die seine Gedanken gezeichnet hatten. „Kaley...", kam es winselnd über seine Lippen. Doch wieso sollte ich nachgeben? Der Junge hatte auch keine Gnade erhalten. „Kaley, bitte. Ich tue alles.", rief er verzweifelt und ich fühlte wie seine Finger sich in meine Hüfte bohrten. „Dann sieh nur mich an. Berühre nur mich. Hör auf deinen Söhnen weh zutun und akzeptiere sie wie sie sind.", rief ich wütend und ließ von ihm ab. Keuchend taumelte er zurück und stürzte zu Boden. Ich selber fing erneut an zu husten bis ich das Gefühl hatte, ich würde meine Lunge bald hochwürgen. Mit rasselndem Atem fiel ich auf die Knie und hielt mir den schmerzenden Hals. „Kaley, hier.", vernahm ich seine Stimme und wenig später hielt er mir sein geöffnetes Handgelenk hin. Sofort legte ich meine Lippen um die Wunde und zog das Blut aus seinen Adern. „Es tut mir leid. Kaley, du weißt, dass ich das nicht bin.", flüsterte er und ich fühlte wie er meine Schläfe küsste. „Das bin ich nicht. Ich bin... die Gerüche, es ist zu viel.", hauchte er und küsste immer wieder meinen Kopf. „Hilf mir.", kam es zuletzt leise über seine Lippen. Langsam löste ich mich von der Wunde und hob den Kopf. „Wenn es nicht schon zu spät ist.", hauchte ich und beobachtete die Angst, die durch sein Gesicht huschte.
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Vamp Zone 《5》
Fantasia《Abgeschlossen》 Erneut sind zwei Jahre vergangen. Die Werwölfe haben ihr Lager schützend über den Vampiren aufgeschlagen. Dennoch ist an friedliche Ruhe nicht zu denken. Die Unterschiede der verschiedenen Kulturen kollidieren und bilden eine neue Hü...