39. Omegagier

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Ranga

„Kann ich dich kurz unterbrechen?", hörte ich meinen Bruder unter mir fragen. „Ungern. Aber ich muss auch mit dir sprechen.", erwiderte ich und zog eine Schraube fest. „Kommst du runter?", fragte Eric. „Muss ich?", erwiderte ich und sah zu ihm hinab. „Ich habe ein wenig Angst, dass du bei meiner Aussage da runter fallen wirst.", gestand er und schob die Leiter unter mich. „So schrecklich?", fragte ich verwundert und setzte einen Fuß auf die oberste Sprosse. „Setzt dich zumindest hin.", bat er. Also schwang ich mich rüber zu einem der Rohre und ließ mich sinken. „Was ist los?", fragte ich und rückte ein Kabel zurecht, das sich aus seiner Halterung gelöst hatte. „Unser Vater ist nicht tot.", sagte er. Verwundert sah ich wieder hinab und fragte: „Bitte was?" „Er ist hier. Er war gestern bei mir. Mich hat er erkannt aber ich bezweifle, dass er dich und Jon erkennt. Also tu mir einen Gefallen und gib ihm keine Hinweise.", bat mein Bruder. „Wieso nicht? Er lebt. Das wolltest du doch. Wieso sollen wir ihn meiden?", fragte ich verwirrt. Ich hatte nicht viele Erinnerungen an unsere Eltern und die, die ich hatte waren meist von Bildern oder Erzählungen.

„Shota hat mir gestern einiges erzählt. Was dich besonders interessieren wird... er ist offenbar immer noch sehr Omega versessen.", erklärte Eric. Entschlossen schwang ich mich vom Rohr und kam die Leiter hinunter. „Du sagst er würde Sanji...", setzte ich an. Doch Eric unterbrach mich und erwiderte: „Ich weiß es nicht. Aber Shota sagte, er habe ein ungutes Gefühl. Sanji hat ihn behandelt als er hier ankam." „Er sollte es nicht wagen.", knurrte ich dunkel. „Beruhig dich.", verlangte Eric sanft und strich über meinen Oberarm. „Haltet euch einfach von ihm fern.", fügte er hinzu. Ich nickte langsam und atmete tief durch.

„Was wolltest du mit mir besprechen?", fragte Eric nach einer kurzen Stille. „Ja, ähm. Wie ist Kenneth entstanden?", kam ich sofort auf den Punkt. Eric runzelte die Stirn und erwiderte: „Wieso willst du das wissen?" Ich atmete tief ein und erwiderte: „Es ist peinlich das mit dir zu besprechen. Aber Lev gib Sanji und mir immer noch sein Blut und letztens sagte er zu mir, dass er auf unsere Bisse steht." Eric hob eine Augenbraue und fragte: „Was willst du mir damit sagen? Ich muss nichts von euren Vorlieben wissen." „Man, Eric, darum geht es doch nicht. Kenneth wollte auch das Jon ihn beißt. Was wenn Lev... was wenn wir ihm das selbe angetan haben?", rief ich aus. Eric lächelte leicht und erwiderte: „Ich denke, dass Kenneth damals schon so war. Es muss früher passiert sein. Shota sagte, Kreaturen wie Kenneth entstehen, wenn Menschen in Kontakt mit Speichel eines Vampires kommen der starken Hunger leidet, in irgendeiner Form Hilfe braucht oder so. Verstehst du?" Ich nickte langsam und murmelte dann: „Er war Sanjis erste Nahrungsquelle nach dem Mittel und mir hat er sein Blut angeboten als ich das Tierblut nicht vertrug. Deine Erklärung beruhig mich ganz und gar nicht." „Solltest du recht haben, lässt es sich eh nicht mehr ändern.", erwiderte Eric und lehnte sich gegen die Wand des Ganges. Eigentlich wollte ich noch etwas erwidern. Allerdings hörte ich in dem Moment Schritte. Sie waren leicht schlurfend und wenig später erschien eine schmale Gestalt im Lichtkegel der einsamen Lampe hier unten. „Nathanael, was tust du hier?", hörte ich meinen Bruder sagen. „Ich sah dich hier herkommen. Wir können das von heute Nacht nicht so stehen lassen.", sagte unser Vater. „Doch das wollte ich eigentlich. Wieso glaubst du, dass ich dich jetzt brauche?", fragte er und schob sich etwas vor mich. Unsicher wich ich zurück zur Leiter. Doch bevor ich so tun konnte als müsste ich noch Arbeit erledigen sagte er: „Du hast offenbar viele Freunde. Aber sie sind alle so unhöflich. Der eine keift nur herum und dieser kann nicht einmal Hallo sagen." „Guten Tag.", presste ich hervor und versuchte erneut die Leiter empor zu flüchten. Da kamen die Schritte auf mich zu und ich wurde herum gedreht. „Ranga?", kam es leise über seine spröden Lippen als unsere Augen sich trafen. Wortlos sah ich zu Eric der genervt den Kopf schüttelte. Also erwiderte ich: „Ja, das ist mein Name." „Du bist so groß geworden.", sagte er und hob eine Hand an meinen Kopf. Wirklich war ich vielleicht ein paar Zentimeter größer als er. Aber dennoch war ich nicht größer als Eric oder Moe geworden. Sanft strich er durch mein dunkles Haar, zu meinem Ohr und über meinen Hals. Dort hielt er inne und legte seinen Daumen auf Sanjis Mahl. „Du hast... obwohl...", sagte er stockend und sah sich zu Eric um. „Das hast du zu gelassen? Du weißt wie gefährlich ein Band zwischen nicht Seelenverwandten ist.", zischte er meinen Bruder an. Grade wollte ich ansetzten ihm zu sagen, dass Sanji sehr wohl mein Seelenverwandter war, da unterbrach Eric mich und sagte: „Es gab keinen anderen Weg." Das war eine wilde Behauptung. Sanji hätte mich auch einfach nicht beißen können. Oder viel besser, Moe hätte ihn nicht entführen müssen. „Und du kommst klar? Eric, ich dachte du könntest auf deine Brüder achten.", warf er ihm vor. Ich atmete tief durch und sagte dunkel: „Uns geht es gut, danke." Wie konnte er sich das Recht heraus nehmen Eric so anzufeinden. Er hatte alles für uns gegeben. Im Gegensatz zu ihm. „Ist sie zumindest ein Omega?", fragte er ohne meine Aussage zu beachten. Langsam nickte ich und biss fest die Zähne zusammen als mir klar wurde, dass er genau wie Shota anfangs nicht glücklich über eine gleichgeschlechtliche Beziehung sein würde. „Das erklärt den süßen Geruch.", sagte er und drehte mir den Rücken zu. Eigentlich roch ich durch Sanjis Zustand recht selten nach ihm und die Male die ich es tat war der Geruch von Öl und Benzin überdeckt. Also was roch er? „Verschwinde.", hörte ich meinen Bruder sagen. „Eric, ich sagte doch bereits. Ich werde nicht gehen bevor wir das geklärt haben.", erwiderte Nathanael. „Was willst du da denn klären?", fragte Eric schnaubend. „Ich dachte wirklich, dass ich mich freuen würde, dass ich dich brauchen würde. Aber das tue ich nicht. Ich habe fast dreißig Jahre ohne dich überlebt und war für meine Brüder da. Was willst du? Für Ran und Jon bist du nicht einmal ein Vater. Sie kennen dich nicht und du kennst offenbar Moe nicht mehr. Also was verdammte Scheiße willst du noch.", donnerte er und schlug gegen die verputzte Wand hinter ihm. Kurz blieb es still. Doch dann sagte unser Vater: „Aber für dich... Eric, unsere Zeit. Du erinnerst dich doch noch." Erics Kiefer spannte sich an und ich sah wie seine Eckzähne eine leichte Erhöhung verursachten. „Unsere Zeit? In der ich mit ansehen musste wie du meine Mutter betrogen hast? Unsere Zeit in der du mir vorgelebt hast das Omega Objekte sind. Meinst du diese Zeit? In der du alles stehen und liegen gelassen hast um Shinjis Nähe zu fühlen? Für dich zählt Familie nicht aus den selben Gründen wie für mich und ich will nicht in dein giftiges Umfeld gezogen werden. Ich habe einen Vater gebraucht. Jemanden der wirklich mein Vater war. Aber das konntest du mir noch nie geben.", brüllte Eric und seine Augen fingen an vor Wut gelb zu leuchten. „Also halt dich fern von meiner Familie, von meinen Brüdern, ihren Familien und unseren Freunden. Werde gesund und verschwinde.", fügte er etwas leise hinzu. Auch wenn er hier unten hätte brüllen können wie er wollte. Niemand kam hier wirklich vorbei. Maschinenraum blieb Maschinenraum.

„Du wirst mich nicht von meiner Familie trennen, Eric. Wenn ich gehe, geht eure Mutter mit mir oder sie stirbt und sie wird bleiben wollen. Sie wird ihre Söhne und Enkel sehen wollen.", erwiderte er trocken und sah sich zu mir um. „Du bist der eigentliche Grund, weshalb Shinji sagte unsere Familie habe drei Omega gewonnen, richtig? Nicht Jon.", sagte er und es war abartig wie offensichtlich die Gier in seinen Augen wuchs. „Zwei Omegakinder.", sagte er andächtig und strich über meinen Arm. „Du verstehst es immer noch nicht.", zischte Eric leise. Doch das beeindruckte unseren Vater kaum. 

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt