60. Verlust

15 5 0
                                    

Kenneth

Erneut hörte ich wie auf mich geschossen wurde. Doch mein Blick lag nur auf Jon. Wie ein Herzschlag ging immer wieder eine eisige Welle von ihm aus, breitete sich immer weiter aus. Erst als mein Schatten auf ihn fiel hörte dieses Schauspiel auf. Verwirrt sah er nach oben. Sofort als er mich erkannte legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Langsam ließ ich mich neben ihn sinken. „Hör nicht auf. Sie halten sich zurück.", informierte ich ihn und sah auf den Waldrand. Überall konnte man kleine Gruppen der Jäger erahnen. „Meine Kraft ist nicht unendlich.", flüsterte er. Dennoch fühlte ich unter meinen Füßen wie erneut das Eis in regelmäßigen Schüben wuchs. Genauso sah ich wie mein Atem immer weißer wurde. „Du wirst erfrieren.", hörte ich Jon neben mir sagen. „Mir geht es gut.", versicherte ich ihm und schlug leicht mit meinen Flügel. Erneut ließ die Kälte nach und ich sah wie Jon sich schockiert zu mir drehte. „Mach das nochmal.", verlangte er und ich folgte seiner Bitte. Jetzt sah ich auch was er meinte. Die aufgewirbelte Luft nahm die Kälte auf und bewegte sich weiter als Eiswind. „Du kannst mir helfen. Aber vorher brauche ich noch etwas Kraft.", sagte Jon mit einem leichten Schmunzeln. Noch bevor ich irgendwas sagen konnte trat er vor mich und versenkte seine Zähne in meinem Hals. Erschrocken griff ich nach seiner Taille. Aber ließ ihn gewähren. Es dauerte auch nicht lange bis er sich wieder löste und mit weißen Augen zu mir auf sah. „Jetzt machen wir sie kalt.", hauchte er und drehte mir den Rücken zu. Wer war er und was hatte er mit Jon gemacht? Heiß floss mir mein eigenes Blut in den Kragen. Doch darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Jons Pausen hatten die Jäger dazu veranlasst näher zu treten. „Jon, wir müssen sie nicht töten.", flüsterte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Nein, irgendwann muss es reichen. Sie haben so viele von uns getötet und jetzt auch noch die Wölfe.", knurrte er und ich sah wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte bis er seiner Wut Raum gab und erneut eine Eiswelle über die Lichtung schwappen ließ. Also machte ich mich daran ihn zu unterstützen, seine Kraft weiter zu tragen. Natürlich traten die Jäger nicht näher. Aber sie versuchten Jon mit ihren Waffen zu treffen. Immer wieder musste ich eine Kugel abfangen, doch egal wie sehr sie auch schmerzten. Ihn würden sie töten, meine Flügel würden heilen. Allerdings kam es wie es kommen musste. Ich wusste nicht wie lange Jon schon konzentriert mit geschlossenen Augen dort stand, doch ich hörte einen markerschütternden Schrei. Noch bevor ich mich umdrehen konnte fühlte ich den Frost. Kälter als zu vor und diesmal sehr viel weitreichender. Sogar die ersten Bäume des Waldes bekamen einen Eismantel.

„Jon!", kam es panisch über meine Lippen. Keuchend brach er in sich zusammen und presste seine Hände auf die blutende Wunde unter seinem Brustkorb. „Ist okay.", flüsterte er und ließ sich zurück fallen. „Wo ist dein Bruder?", fragte ich und legte einen Arm unter seinen Rücken um ihn sanft an meine Brust zu ziehen. „Unten.", presste Jon hervor und ein kleines Rinnsal Blut floss aus seinem Mundwinkel. „Du hattest mein Blut...", setzte ich panisch an und strich die rote Flüssigkeit fort. „Sie können uns menschlich machen.", erinnerte Jon mich und verzog leicht das Gesicht. „Nein, Jon, diese Menge muss so klein sein.", erwiderte ich. Doch Jon gab nur ein freudloses Lachen von sich. „Es reicht offenbar.", flüsterte er und drückte noch etwas fester auf seine Wunde.

„Kenneth! Bring ihn her!", hörte ich jemand hinter mir rufen. Schnell hob ich Jon auf meine Arme und lief zum Eingang des Bunkers. „Alles wird gut.", hörte ich Sanji sagen. Doch das würde meine Sorge nicht verfliegen lassen. Gemeinsam brachten wir ihn in die Mensa, wo Eric sich sofort an die Arbeit machte. „Ich sagte dir, dass es Selbstmord ist. Mein Gott Jon.", hörte ich ihn fluchen.

Vanja

Langsam ließ ich meinen Blick über die Menge an Personen gleiten. Es waren längst nicht alle, aber ich sah auch ein, dass wir hatten handeln müssen. Dennoch schmerzte der Gedanke, das dort oben meine Männer nicht nur durch die Jäger gestorben waren.

Vamp Zone 《5》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt