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Während Thor auf dem Bifröst in Lichtgeschwindigkeit durch das All raste, folgten die anderen in dem Raumschiff der Guardians of the Galaxy. Der erste Flug in die Tiefen des All war für alle, außer Tony, Rocket und Nebula, ein unglaubliches Erlebnis. Die bissigen Kommentare des Waschbären ignorierend, gönnten sich die verbliebenen Avengers ein paar wenige Augenblicke, um ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
Tony kämpfte mit aller Macht darum, die Panik in seinem Inneren nicht seinen Verstand übernehmen zu lassen. Er verfluchte sich für seine Schwäche und spürte, wie sein ganzer Körper zitterte. Das Adrenalin in seinen Venen mischte sich mit der Furcht zu einem fast schon toxischen Cocktail. Seit Jahren war genau das hier sein Ziel. Thanos endgültig vernichten, damit die Erde und damit auch er, endlich zur Ruhe kommen können würde.
Der letzte Kampf.

Er bemerkte einen intensiven Blick in seine Richtung und wusste genau, dass Steve versuchte, seine Körperhaltung zu analysieren. Für einen kurzen Moment wollte er seinem Verlangen nachgeben und einfach seinen Helm senken. Doch dann wurde ihm bewusst, dass dies weder der Moment noch die Zeit war, um allen Anwesenden seine verborgene, weiche Seite zu zeigen. Und wenn es etwas gab, das Tony nur zu gerne pflegen und nicht zerstören wollte, dann war es sein Ruf als arrogantes Arschloch mit nur sehr exklusiv zugänglichem, weichen Kern.
"Ok, schnallt euch an, wir gehen auf Maximum. Wenn jemand kotzt, schmeiß ich ihn raus. Damit das klar ist."
Nebula und er tauschten einen kurzen Blick, dann legte er den Hebel um und blaue Lichtstreifen zeugten davon, dass die G-Kräfte sich um ein Vielfaches um die Hülle herum multiplizierten.

Auf dem Planeten, den Thanos seit seiner Erschaffung nur "Das Paradies" nannte, saß der Titan schwerverletzt in einer Hütte und rührte in einem kupfernen Topf herum. Die Luft war erfüllt von dem Summen von allen möglichen Insekten. Im Topf köchelte ein Eintopf, der dem Titan für die nächsten Tage als Nahrung dienen sollte. Er musste sich erholen, bevor er die nächste, die letzte Aktivierung der Steine durchführen konnte.
Die letzten zwei Wünsche hatten seinem Körper unglaublich zugesetzt. Natürlich hatte er mit Hilfe des Realitätssteins nach dem erstem Mal seinen Arm genesen und wieder erstarken lassen können, doch nach dem zweiten Schnipser, der Wunsch, der dieses Refugium erschaffen hatte, waren seine mentalen und körperlichen Kräfte aufgebraucht.
Er wusste, die Ausbalancierung des Universum kostete ihren Preis. Einen hohen Preis... Und doch war er bereit, ihn zu zahlen.
Ein letzter Akt noch in diesem Spiel, dann würde sein Werk endlich vollendet sein. Auf der Erde war es schon vollbracht, wie auch auf unzähligen anderen Planeten, die von ihren Bewohnen bis über alle Grenzen hinaus ausgebeutet wurden. Nun würde wieder Frieden herrschen. Balance...

Vorsichtig strich er über die verbrannte Hand und das narbige Gewebe seines Unterarms. Die Schmerzen ließen nur langsam nach, doch in wenigen Tagen schon würde er wieder stark genug sein. Der schwere, aus Uru gefertigte Handschuh ließ sich seit seinem ersten Anlegen nicht mehr von seiner Hand streifen.
Er ahnte, dass erst die endgültige Vernichtung der Steine ihn auch von dieser Last befreien würde. Der Zwerg hatte ihn gewarnt. Er hatte ihm gesagt, dass diese Macht das Leben des Trägers aufzehrt und sich davon ernährt. Doch was war schon ein bisschen Lebensenergie im Gegenzug für den Frieden, den er dem Universum brachte?
Er war ein Titan, er würde sich erholen, und dann würden die Welten endlich begreifen, dass er es war, der recht gehabt hatte. Dass nur er ihnen den Wohlstand und den Frieden hatte zurückbringen können.

Mit einem unterdrückten Schmerzlaut erhob er sich von seinem improvisierten Stuhl und ging zum Feuer herüber. Der Sud aus heilenden Pflanzen und dem Fleisch einer der Lebensformen dieses Planeten schmeckte bitter, war aber sehr nahrhaft.
Er gab ein zufriedenes Grunzen von sich, nahm eine Schüssel vom Tisch und begann gerade etwas von dem Sud hineinzufüllen, als ein knisterndes Geräusch die Luft regelrecht vibrieren ließ.
In der nächsten Sekunde erscholl ein gellender Aufschrei, gefolgt von einem dumpfen Knall. Metall fiel zu Boden. Lilafarbenes Blut tropfte aus dem abgetrennten Armstumpf, der aus dem allmächtigen Infinity Handschuh herausragte.

Thor hielt den Griff von Stormbreaker vor die Kehle des röchelnden Titans und schaffte es, ihn in einen Würgegriff zu bringen. Nur Sekunden später krachte eine metallische, rotgoldene Faust in das angeschwollene Gesicht. Der Hulkbuster, mit Bruce Banner in dessen Innerem, schlug auf den verzweifelt kämpfenden Titanen ein. Doch erst die vereinte Kraft von Iron Man, Captain America, Thor und dem Hulk Buster schafften es, den riesenhaften Wahnsinnigen endgültig zu Boden zu ringen.
Natasha und Rocket sicherten den Handschuh, schlossen ihn in eine speziell dafür entwickelte Box und atmeten tief durch, als sie realisierten, dass sie es noch rechtzeitig geschafft hatten.
"Wir haben ihn!", informierte sie das Team, mit einer deutlichen Erleichterung in der Stimme.
"Ihr werdet es niemals schaffen. Ihr seid schwach. Die Macht des..."

Weiter kam Thanos nicht. Unter den entsetzten Blicken der verbliebenen Avengers schlug der Gott des Donners dem Titanen den Kopf ab.
"Was... Was hast du getan? Thor, er hätte uns noch Informationen geben können." Natasha starrte auf das dickflüssige lilafarbene Gemisch, dass aus dem Arm und dem Halsstumpf heraussickerte. Sie verzog angewidert das Gesicht, als sie den verfaulten Geruch bemerkte, der davon ausging.
"Ich hab auf den Kopf gezielt", knurrend, wischte er das Blut von seiner Axt an der Kleidung des Titanen ab und trat ein paar Schritte von der Leiche weg. Steve, Bruce und Tony starrten abwechselt auf die seltsam kümmerlich wirkenden Überreste ihrer jahrelangen Nemesis. Nur langsam realisierend, dass dies hier vielleicht nur die Spitze eines noch sehr riesigen, zu bewältigenden Eisberges war, der noch auf sie zukommen würde.

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