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"Was ist das für ein komischer Gesichtsausdruck da auf deinem Gesicht, Rogers? Das ist so... "
"Erleichtert?", gab der blonde Soldat der Spionin zurück, worauf die ihren gespielt angewiderten Ausdruck noch verstärkte.
"Ekelhaft glücklich war das Wort, was ich gesucht habe. Ein Lächeln Rogers, ernsthaft?"
Sie beide kicherten lautlos, als der Angesprochene den Kopf senkte und seine beste Freundin von unten herauf ansah.
"Lass mich raten, du warst bei Tony und er hat dich nicht gleich mit Wurfgeschossen attackieren lassen?"
"Er war am Anfang nah dran." Seufzend ließ er sich auf den umgedrehten Drehstuhl neben Natasha fallen und stützte sein Kinn auf die Lehne. "Aber zum Ende hin... Er wollte mich noch mal sehen, später."
Mit einer Mischung aus Sarkasmus und Anerkennung pfiff die Spionin durch die Zähne und machte mit einer Grimasse deutlich, dass sie sich über diesen kleinen Erfolg sehr freute.
"Wird auch Zeit, dass ihr Sturköpfe endlich mal miteinander redet."
"An mir soll's nicht liegen, Nat."

Sie nickte ernster werdend und suchte seinen Blick, als er einen langen, fast seufzenden Atemzug ausstieß. Sie sah die Veränderung in den Augen ihres Gegenübers und legte mit einem mitfühlenden Lächeln ihre Hand auf seinen aufgestützten Unterarm.
"Er hat dich ebenso vermisst, wie du ihn, Steve."
"Das wage ich zu bezweifeln, Nat."
Für einen langen Augenblick fanden sich ihre Augen, erzählten ihre eigene unaussprechliche Geschichte, bevor sie die Augen niederschlug und mit einem wissenden Schmunzeln den Kopf schüttelte.
"Ihr beide seid unverbesserlich, wirklich."
Sie setzte gedanklich noch hinzu, dass sie sich fragte, wann beide endlich erkennen würden, dass sie zwei Seiten ein und derselben Medaille waren, mit den selben Gefühlen und Wünschen. Doch ahnte sie, dass das etwas war, dass die beiden ganz alleine herausfinden mussten.

Bruce beobachtete die beiden von seinem Platz am Hauptcomputer zwei Räume weiter. Er spürte die Eifersucht wie einen Funken, der immer stärker wurde. Wie ungezwungen sie miteinander umgingen. Warum war ihm das nicht möglich? Seine Gefühle für die Spionin waren auf so seltsame Weise widersprüchlich. Er hatte sie begehrt, tat es noch. Und doch wusste er, dass sie und er... Himmel, Natasha war das pure Adrenalin und Adrenalin war etwas, das Bruce am allerwenigsten in seinem Leben brauchte!

Und dennoch... Auf einer anderen, viel tieferen Ebene spürte er, dass Natasha einer der wenigen Menschen in seinem Leben war, der genau wusste, was er empfand. Auch wenn er sie als alles andere als ein Monster ansah... Sie tat es. Und so war es wohl genau diese Verbindung, die er so schmerzlich vermisste. Die Verbindung von Monster zu Monster.
Der Blickkontakt zwischen Steve und ihr ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Er spürte, wie der Hulk in ihm blinzelte, doch erwachen wollte er nicht. Zu groß war seine Scham und seine Irritation nach dem Kampf mit Thanos.
Das unbezwingbare Tier war bezwungen worden und leckte nun seine Wunden. Bruce wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.  Auf der einen Seite war es genau das, was er sich immer gewünscht hatte. Doch gerade jetzt, wo sie den "Anderen" besonders brauchten... Jetzt war er unfähig zu helfen. Er fühlte sich völlig unbrauchbar für das Team, überflüssig gar... Wie eine Bürde.

Das leise Lachen der beiden ließ ihn erneut herumfahren. Die Intensität ihres Blickkontaktes reizte etwas in ihm. Wie konnten die beiden SO intim mitinander sein, ohne dass... Oder war es genau das? War es das, was er die ganze Zeit über nicht gesehen hatte? Die Worte von Steve während der Feier, kurz vor dem Ultron-Desaster, kamen ihm in den Sinn und jagten wie eine Glut durch seine Venen.
*Ich weiß, wie Natasha flirtet... Aus erster Hand.*
Hatte er ihm damals gar nicht Mut machen wollen, sondern... Sondern klar machen wollen, dass er und Natasha...?
Die bittere Galle herunter schluckend, die er plötzlich in seiner Kehle spürte, atmete er hektisch ein und aus und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was vor ihm lag. Das Lachen der beiden im Nebenzimmer wie Lärm in seinen Ohren nachhallend.

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