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Kapitel 21

Völlig erschöpft sank Steve Rogers um Atem ringend auf die Matratze. Selten war es ihm möglich, seinen Körper wirklich bis an die Grenzen der Belastbarkeit zu bringen, doch Tonys Liebesspiel und die Tatsache, dass er nicht eingreifen hatte dürfen, hatten ihm mehr abverlangt, als er sich hatte vorstellen können. In all den Jahren, die er nun auf dieser Welt war, war er nie vollständig passiv gewesen. Kein Partner hatte dies bisher wirklich in Erwägung gezogen. Wenn er ehrlich war, nicht einmal er selbst.
Eine warme, sanfte, aber dennoch sehr präsente Hand fuhr über seine Hüfte, wanderte nach oben und blieb schließlich auf seinem Brustkorb liegen. An der Verlagerung der Matratze konnte er spüren, dass Tony sich neben ihn gelegt hatte. Fahrig fuhren die Finger über die Furchen zwischen Steves Muskeln. Blieben schließlich auf dem Übergang zwischen Brust und Bauchmuskeln liegen.

Langsam kam der Soldat zurück ins Hier und Jetzt. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. Seine völlig überreizten Sinne brauchten ein paar Sekunden, um ihn wieder vollständig klar werden zu lassen.
Als sein Herzschlag sich normalisiert und seine Atmung den regulären Rhythmus endlich wieder gefunden hatten, öffnete er die Augen und drehte den Kopf zur Seite. Er wurde von einem warmen Braun empfangen, das regelrecht leuchtete.
Irgendwo tief vergraben in seinem Verstand bekam er mit, dass Tonys Finger sich um seinen eigenen Schaft geschlossen hatten und ihn langsam stimulierten.
Kein hektischer Lustabbau, kein Druck, keine Aufforderung. Lediglich eine träge Stimmulanz seiner Lust, als wollte er sich auf einem sinnlichen Plateau halten, und abwarten was passierte.

Erst jetzt bemerkte Steve, dass er die Hände hatte sinken lassen und dass die zerstörten Handschellen als Armreifen noch um seinen Handgelenken lagen.
"Sorry..." Ein verlegenes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, als Tonys anzügliches Grinsen breiter wurde.
"Sie haben ihren Zweck erfüllt. Das nächste Mal sind sie aus Vibranium, versprochen."
"Das nächste Mal?"
Die unausgesprochene Frage hinter den Worten ließ Tony mit einem fast schon ergebenen Blick den Kopf schütteln.
"Du hast nicht verstanden, was ich dir vermitteln wollte, hab ich recht?"
"Zu meiner Verteidigung, mein Verstand war irgendwie okkupiert..."
"Okkupiert also...", lachte Tony mit mildem, sinnlichen Spott. "Also bist du nicht multitaskingfähig?"
"Kommt drauf an..."

Die Handschellen abstreifend, lehnte Steve sich über den Milliardär und betrachtete dessen Gesicht ein paar Sekunden. Er konnte sehen, wie für einen kurzen Moment die selbstsichere Maske fiel und die Verletzbarkeit des Milliardärs in dessen Augen klar zu erkennen war. Die Unsicherheit, verborgen hinter Schichten aus Arroganz, Ironie und Zynismus. Aufgebaut aufgrund von Verlustängsten, Zurückweisungen, Scham und stetiger Angst davor, nicht genug zu sein.
"Worauf?" Tonys letzter Versuch, seine Schutzschichten noch einmal hochzuziehen, gingen in den leisen Worten unter, die Steve ihm ins Ohr flüsterte.
"Darauf, ob du mich dich lieben lässt..."
Ein harter Schauer erfasste Tonys ganzen Körper. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
*Ob du mich dich lieben lässt...*
Lieben? Er hätte jetzt nicht unbedingt das F-Wort aus Steves Mund erwartet, oder gar den Begriff mit V, doch lieben? Nicht einmal Pepper hatte diesen Begriff DAFÜR verwendet! Es war Sex... Sex war Spaß, es war zum Kinderzeugen.  Nun ja, das war mit einem Mann wohl kaum möglich, aber...

"Tony?"
Die sanfte, leicht irritierte Nennung seines Namens schreckte den Schwarzhaarigen aus seinen ratternden Gedanken. In den blauen Augen über ihm, glühte eine Frage auf, worauf Tony nur die Augen schloss und mit einem resignierten Seufzen lächelte.
"Natürlich will ich dich, Rogers. Glaubst du, ich schraube hier ohne Grund die ganze Zeit an mir selbst herum?"
Offensichtlich war das nicht ganz die Antwort, die Steve erwartet hatte, denn auch wenn er es versuchte zu verbergen, Tony sah diesen kurzen enttäuschten Funken in diesem Meeresblau vor sich aufglimmen, bevor Steve sich offensichtlich fing und mit einem Lächeln, das Tony nicht anders bezeichnen konnte als melancholisch, zu flüstern:
"Dann sorge ich mal dafür, das du dich nicht überarbeitest, hm?"
Er wollte bereits mit seinen Kopf in die Region wandern, in die Tony noch immer mit seiner Hand zu Gange war, als dieser ihn zurückhielt.

"Warte."
Nun wurde die Enttäuschung deutlich sichtbarer. Tony sah genau, dass Steve dachte, er würde ihn zurückweisen, wofür er sich selbst am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte.
"Können wir nochmal zu dem Moment zurück, wo du mich gefragt hast, worauf es ankäme, ob dein Verstand sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren kann?"
"Ich denke, du hast deinen Standpunkt gerade recht klar gemacht."
"Offensichtlich nicht."
Die blauen Augen suchten erneut ihre Gegenstücke und fanden darin den typischen Hauch von Selbstironie, den sie bekamen, wenn Tony merkte, dass er mal wieder Mist gebaut hatte.
"Dann werde klarer."
Erleichtert über die zweite Chance, schloss Tony die Augen, um sich zu sammeln. Noch nie hatte er diese Worte wirklich ausgesprochen, nur so unendlich oft seit seiner Kindheit gedacht.
"Liebe mich, Steve. Gott, bitte liebe mich!"
Sich den Kommentar bezüglich der Anrede, den Tony zuvor bereits gemacht hatte, verbeißend, senkte Steve seine Lippen nun sanft auf die des Dunkelhaarigen.

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