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Kapitel 25

Clint stand seit zehn Minuten unter der Dusche, und doch hatte er das Gefühl, den ganzen Dreck, der ihn bedeckte, nicht abwaschen zu können. Fast frenetisch wusch er sich mit der Seife, die Natasha ihm reingebracht hatte. Schrubbte über die Haut, so dass diese bereits stark gerötet war, doch nichts schien zu helfen.
Die Spionin kannte dieses Gefühl nur zu gut. Wie oft hatte sie nach Missionen stundenlang unter dem heißen Wasserstrahl gestanden, nur um die Illusion zu haben, sich in irgendeiner Weise "rein waschen" zu können.
Nichts würde diesen emotionalen Dreck jemals wieder von ihrer Seele waschen können. Kein noch so heißes Bad, keine noch so brutale Selbstgeißelung. Sie mussten mit den Dingen leben, die sie getan haben. Diese Dinge, die sonst niemand tun konnte. Sie waren nun mal ihr Job. Zu nichts anderem waren sie gemacht.

Der Duschtrahl stoppte, und als Clint mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche stieg, reichte Natasha ihm ein paar der Kleidungsstücke, die in der Medic Bay für ihn bereit gelegen hatten.
"Gibt‘s Frühstück?"
"In der Küche ist Kaffee und wenn wir Glück haben, hat Tony und nicht Bruce den gemacht."
Das wissende Lächeln, das über die Lippen ihres Gegenübers glitt, ließ das sorgenzerfurchte Gesicht gleich um Jahre jünger wirken.
"Der macht wenigstens wach."
Sie grinste, wartete, bis Clint sich angezogen hatte und wollte gerade die Tür öffnen, als sie den erstickten Laut hinter sich mehr ahnte als wahrnahm.
"Nat..."
Blitzschnell drehte sie sich um und konnte doch nur noch im Augenwinkel sehen, wie die letzten schemenhaften Umrisse ihres besten Freundes in einer Aschewolke verschwanden.
"CLINT!", schrie sie gellend auf, hörte einen gequälter Schrei aus Tonys Zimmer, gefolgt von einem grauenhaften Grollen aus dem Labor.

Gleichzeitig mit ihr trat ein nur mit einer Shorts bekleideter Tony Stark in den Gang. Nur wenige Sekunden später trafen auch Rhodey, Rocket und Nebula ein, die schnell erkannten, wie geschockt die beiden Menschen vor ihnen aussahen. Sie kannten diesen Blick. Tony fuhr seine Rüstung hoch, die Wut und der Schmerz in seinen Augen machten sie beinahe schwarz.

ZUTRITT VERWEIGERT.

Ohne Vorwarnung zerschoss der Repulosstrahl die kugelsichere Scheibe des Labors und Tony trat ins Innere. Auf dem Boden krümmte sich eine seltsam verschwommene, grüne Masse mit den Umrissen des Hulk. Der Handschuh steckte noch immer an seinem Arm, oder an dem, was davon übrig war.
"BANNER!", grollend, richtete Tony seine Hand auf ihn.
Sein Inneres war blanke Wut. Von seinem sonst noch halbwegs rationalen Verstand, waren nur noch rudimentäre Reste vorhanden.
"Tony, nicht..."
Der Colonel, Tonys ältester Freund, legte seine Hand auf den Rüstungsarm und versuchte mit flehendem Blick in Richtung Visier, seinen Freund von etwas abzuhalten, was dieser sich selbst später niemals vergeben hätte.
"Sieh doch, er zahlt bereits einen sehr hohen Preis."

Und in der Tat... Die wabernde, grüne Masse veränderte sich immer wieder. Mal nahm sie menschliche Züge an, dann wurden sie eher hulkähnlich und zeitweilig war sie nicht zu definieren. In dem Moment, wo das Grün zu einem regelrechten Zellhaufen wurde, und damit den Kontakt zum Handschuh verlor, schoss Tony diesen an das andere Ende des Labors.
Im selben Moment schrie die Masse gurgelnd auf. Eine grauenhafte Mischung aus der Stimme des Hulk und seines menschlichen Alter Egos.
Das Wabern ließ nach und immer mehr feste Umrisse wurden klar. Unter den entsetzten Augen der Anwesenden formte sich ein hulkänliches Wesen, das nicht ganz so grobschlächtig aussah und die Züge des Wissenschaftlers hatte.
Besinnungslos blieb das Hybridwesen vor ihnen liegen. Zeigte sekundenlang keinerlei Lebenszeichen, bis ein Keuchen den massigen Körper durchschüttelte.
Das Wesen öffnete erschöpft die Augen... Banners Augen... Und hauchte benommen:
"Was ist passiert?"

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