"Dir ist klar, dass ihr miteinander reden müsst."
Natasha sicherte gerade den frischen Verband um Tonys Brustkorb, als sie bemerkte, wie der Verwundete durch das Fenster in Richtung Gang sah, als Steve gerade an dem Raum vorbeiging.
Sie wusste, der Milliardär hatte die Silhouette des Blonden ebenso intensiv beobachtet, wie dieser es die letzten Tage mit dem schlafenden Schwarzhaarigen gemacht hatte.
"Da gibt es nichts zu bereden, Romanoff."
Die schroffe Art und Weise, mit der er ihren Namen aussprach, ließ die Spionin innerlich schmunzeln. Sie wusste nur zu genau, wann sie bei dem Mann unter ihren Händen einen Nerv getroffen hatte.
"Das kann so nicht weitergehen."
"Wird es nicht. Wenn ihr mich aus diesem Knast rauslasst, bin ich weg."
"Bitte was?"
Nun ehrlich überrascht, schoben sich ihre Augenbrauen nach oben, während sie ihre blondierten Haare, die langsam wieder roten Ansatz zeigten, hinter das Ohr klemmte.
"Du hast mich verstanden, Romanoff. Ich hab genug von diesem Zirkus."
"Und wir Affen sollen dann tanzen, während der Direktor zuhause sitzt und die Füße stillhält?"
Die ruhige, jedoch sehr sarkastische Weise, mit der sie sprach, ließ Tony schnauben. Sie wusste verdammt genau, wie sie ihm den Wind aus den Segeln nehmen konnte.
Und doch war er nicht gewillt, sie dieses Mal gewinnen zu lassen.
"Ihr seid ohne mich besser dran."
"Oh bitte..." Ihre Augen verdrehend, setzte lehnte sie sich an den Türrahmen gegenüber des Bettes und verschränkte die Arme.
"Kommt jetzt die Mitleidsnummer oder die gekränkte Eitelkeit? Ich komm da bei dir nicht immer mit."
"Dir ist klar, dass du hier gerade mit dem Mann redest, der..."
"Oh Tony, halt die Klappe. Ja, du finanzierst hier alles. Drauf geschissen, Stark! Die Nummer zieht gerade eben so wenig, wie die anderen zwei. Du bist einfach nur zu feige, dir einzugestehen, dass Steve recht hatte! Das Abkommen war eine Falle, Tony, und du weißt es!"
"Die einzige Falle war, Rogers zu glauben, er hätte sowas wie verdammtes Ehrgefühl und Loyalität in seinen Knochen. Zumindest Loyalität seinem Team gegenüber!"
"Dem Team... " Sie schnaubte scharf, wurde dann aber ernster und sah ihm direkt in die Augen. "Oder dir gegenüber?"
"Gibt es da einen Unterschied?" Auch wenn er versuchte, seine Worte scharf und zynisch zu halten, Natasha sah sofort den Unterschied in Tonys Augen.
"Das ist eine Frage, die du dir selbst beantworten musst, Tony."
Ihre Stimme war ebenso sanft und ruhig wie zuvor, als sie sich von der Wand abstieß.
"Steve war es nicht, der seine Freunde wortlos ins Raft hat gehen lassen. Er hat auch nicht alle Brücken abgebrochen."
"Eine Brücke, die er selbst gesprengt hat."
"Hat er das?"
Der trotzige, jedoch nicht mehr wirklich überzeugende Blick des Milliardärs traf auf ein sanftes Lächeln der Russin. Sie neigte den Kopf zur Seite, nickte ihm auf diese Weise kurz zu und verließ dann das Krankenzimmer. Sie wusste, das Schmerzmittel würde bald anschlagen und Tony somit weitestgehend im Bett halten. Auch wenn er wirklich alles dafür tat, um irgendwie am Geschehen teilzunehmen.
Sehr zum Ärger der Anwesenden war die KI nun mal so programmiert, dass seine Befehle die oberste Priorität hatten. Somit war jedwede Geheimhaltung ohnehin hoffnungslos.
"Friday, gib mir die aktuelle Lage."
KEINE NEUEN ERKENNTNISSE.
Mit einem resignierenden Schnauben lehnte er sich in das viel zu weiche Kissen zurück und widerstand dem kindischen Impuls, einfach auf die Matratze zu schlagen. Wie konnte Romanoff es wagen, so mit ihm zu sprechen? Der höchst amüsierte, zynische Teil seines Verstandes gab ihm ein einfaches *Weil sie Natasha fucking Romanoff ist, Junge!* zu verstehen, was ihn nur noch mehr aufregte. Er wusste, ohne Nat wäre der ganze Laden hier schon vor Wochen zusammengebrochen. Sie war sozusagen der Kleber, der hier alles zusammen hielt. Inklusive des viel zu hohen Testosteronspiegels im Team.
Doch gab es dieser doppelzüngigen Person das Recht, ihm gnadenlos dauernd die Wahrheit ins Gesicht zu knallen? War er nicht schon genug gestraft damit, dass...
Die Trauer um Peter und Vision lag wie eine bleierne Decke auf seinen Schultern.
Ein mieser, fast masochistischer Teil in ihm war erleichtert, dass Peters Tante May ebenfalls von Thanos geholt worden war, so musste er ihr nicht erklären, wieso ihr Neffe, ihr einziger noch lebender Verwandter....
Der Klos in seinem Hals wurde enger und ließ sich auch nicht mit einem Glas Wasser herunterwürgen. Gott, wie sehr sehnte er sich nach einem Brandy oder einem Scotch oder was auch immer, nur etwas, das seine Sinne betäubte und ihn nicht länger bei klarem Verstand hielt!
"Friday, wo ist der nächstgelegene Alkoholvorrat in diesem Gebäude?"
DARÜBER BIN ICH NICHT BEFUGT, IHNEN AUSKUNFT ZU ERTEILEN.
"Was zum...!?" Empört richtete er sich auf, nur um von einer enormen Schmerzwelle wieder in die Kissen gepresst zu werden. "Von wem stammt diese Sperre?"
MIR, SIR.
"Dämlicher, nichtsnütziger Haufen Datenschrott. Ich habe dich gemacht! Ist dir das klar?!"
DURCHAUS, SIR.
DAHER ZIEHE ICH ES VOR, SIE AM LEBEN ZU ERHALTEN, WIE ES MEINER PROGRAMMIERUNG ENTSPRICHT, SIR.
"Miststück...", fluchend, wobei seine Stimme bereits einen sanfteren, zärtlicheren Unterton angenommen hatte, schloss er die Augen.
Gerade als er sich in seinem Selbstmittleid ertränken wollte, klopfte es an der Tür. Er erkannte an diesem Klopfen bereits, wer draußen stand, ohne die Augen zu öffnen. Drei Schläge, militärisch kurz, jedoch höflich und nie drängend. Konnte man diesen Mistkerl passender beschreiben, als mit diesem Klopfen?
"Verschwinde."
Als habe er nichts gesagt, öffnete sich die Tür trotzdem und schloss sich mit einem leisen Geräusch hinter dem breiten V-Formigen Rücken, der den Rahmen vollends ausfüllte.
"Wir müssen reden, Tony."
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Decisions
FanficTony ist zurück auf der Erde. Thanos hat die Hälfte allen Lebens vernichtet. Jeder im Team muss persönliche Verluste verkraften . Neue und alte Gefühle, Angst und die Frage : Wie geht es jetzt weiter?