Staub schwebt in der Luft, als du nach der Drehung zum stehen kommst. Deine Augen liegen weiterhin auf deinem Gegenüber und funkeln belustigt. Dein Lächeln ist überheblich und bringt ihn immer weiter zum eskalieren. Abgesehen von Beleidigungen bekommt er jedoch nichts anderes über die Lippen und erst recht nichts produktives zustande.
Wut umwallt den Glatzkopf und er wischt sich das Rotz-Blut-Gemisch von der Nase. Du wirfst ihm einen warnenden Blick zu ''Wenn mich ein Tropfen von deinem Scheiß Schnodder erwischt, bist du hinüber.'' Nichts ist abstoßender als Rotz von Fremden. Außer vielleicht geplatzte Gedärme.
Als der melodisch, fröhliche Ton deines Handys ertönt trittst du einen Schritt zur Seite und klemmst es dir zwischen Ohr und Schulter. ''Stör ich?'', fragt die Person am anderen Ende. Seine Tonlage ist gewohnt kühl und abweisend. Du musst dich daran erinnern, den Ton schnellstmöglich zu ändern. Das passt nun wirklich nicht zu dem Anrufer.
''Du verdammte Schlampe'', grollt dein Gegenüber keuchend. Seine Faust trifft auf die Hauswand neben deinem Kopf und er schreit vor Schmerz auf.
''Ganz ehrlich, wenn du zu dumm bist ein unbewegtes Ziel zu treffen, geschieht dir das ganz recht'', säuselst du dem Hooligan entgegen und hältst die Hand vor den Hörer um den Wortwechsel etwas zu dämpfen.
Du widmest dich wieder dem Telefonat. ''Nein, nein. Was gibt es? Du rufst nur an wenn du etwas brauchst'', erwiderst du fast schon amüsiert und weichst dem zufliegenden Besenstiel in einer schnellen Bewegung aus. Solche unpräzisen Attacken sind ein Witz und sollten verboten werden.
''Genauso wie du'', stellt er ungerührt fest. ''Du musst etwas für mich erledigen. Kannst du dem Sack endlich das Maul stopfen? Ich hatte heute nicht vor, mir das Gestöhne von irgendeinem deiner Kerle anzuhören.''
''Ich dachte du liebst das'', die Tonlage wandelte sich zu einem süffisanten flüstern. Dein Gewicht liegt auf einem Bein während das andere angewinkelt Schwung holt. Mit einem einzelnen Tritt gegen den Holzstab und seine Brust stolpert er nach hinten und landet mit einem polternden Krachen in den Müllsäcken. ''Was ist jetzt?''
''Willst du keinen Small-Talk mit mir?'', fragt der Anrufer amüsiert und klingt dabei schon fast wehmütig. Beängstigend, wenn man diese Worte mit ihm in Verbindung bringt.
''Ja sicher'', gibst du zu und kickst dem Angreifer von zuvor die Beine unter dem Körper weg als er sich aufrappeln will. ''Und, wie geht's deiner Familie so?''
''Fick dich, Y/N. Warum bist du eigentlich noch am Leben?'', fragt er ehrlich und du hörst wie er die Hand vor die Stirn schlägt und die Waffe entsichert. Verführerisches und befriedigendes Klicken. Ein Schuss dröhnt in deinen Ohren und bringt sie zum fiepsen.
''Fick dich selbst. Zeit hast du schließlich genug'', stellst du monoton fest und zupfst einige deiner schwarzen Haarsträhnen zurecht bevor du sie um einen Finger wickelst. ''Was willst du jetzt? Ich muss noch Wäsche waschen.''
''Ich schicke dir den Standort. Sei pünktlich und genieß die Show'', dein Herz schlägt schneller als er seinen Satz beendet hat. Das verspricht in der Tat, etwas aufregendes und großes zu werden wenn er dich dort hin zitiert. Ohne ein weiteres Wort legst du auf und checkst die gesendete Adresse mit dem genauen Datum.
Du wärst gerne wütend, weil er dir nie die Wahl lässt und nur Anweisungen erteilt. Doch bei der Chance hast du ausnahmsweise nichts dagegen und ändern kannst du es eh nicht. Ablehnen kommt einem Selbstmord gleich und du willst noch so viel aufregendes erleben.
Bei einem erneuten Blick auf das Display blinzelst du und fauchst genervt. Was sich dieser Kerl immer wieder herausnimmt ist absolut unverschämt. Als hast du keine eigenen Dinge zu erledigen.
Wegen den Schleifgeräuschen siehst du über deine Schulter. ''Aiaiai, dich hätte ich fast vergessen. Was mach ich jetzt nur mit dir?'', säuselst du mit gespitzten Lippen. Mit dem Fuß stoppst du seine weiteren Bewegungen mit denen er sich über den Boden schleppt. ''Nicht so schnell, gib mir wenigstens eine Minute um drüber nachzudenken. Du kannst mich jetzt nicht so hängen lassen, nachdem du das alles angezettelt hast.''
Du wippst auf den Schuhen nach vorne und hinten und überlegst angestrengt, was ein passendes Ende für solch ein Schwein wäre. Es ist zum Haare raufen und du bläst die Wangen auf, empört über deine eigene Einfallslosigkeit.
Langsam läufst du zurück zur Straße und steigst auf dein Motorrad. Selbst von hinten sind deine beiden Tattoos zu sehen. Mit einem glühenden Kreis über der Ferse erstreckt es sich deine beiden Beine hinauf. Die dünne Linie, fast wie die Naht eines Nylonstrumpfes, ist von winzigen Flecken durchbrochen, die an Bluttropfen erinnern wenn sie sich mit Wasser verbinden.
Eine schwarze Katze maunzt freundlich und deine Augen werden weich vor Zuneigung. Liebevoll kraulst du sie unter dem Kinn. Ihr Fell ist flauschig und weich, wie das eines Jungen. ''Hier ist kein passender Ort für dich, Kitten'', vorsichtig hebst du sie hoch um sie in die Jacke zu stecken. Lautes Schnurren lässt ihren ganzen Körper vibrieren und beschert auch dir ein wohlig, heilendes Gefühl.
Das Feuerzeug entzündet deine Kippe und du lässt den Motor aufheulen. Die Geräusche hallen in dem schmalen Durchgang wieder und verstärken sie nochmal. Rauch schlängelt sich aus deinem Mund und du schnipst den glimmenden Stängel neben den ausgelaufenen Kanister.
Das Bike rollt vom Bürgersteig und ein gewaltiger Feuerball entfaltet sich in der schmalen Gasse, bevor die Flammen nach oben züngeln und den Dreck in stinkenden Rauchschwaden verzehren. Die Druckwelle überkommt dich wie eine Woge und ist noch Kilometerweit zu hören.
Ein gequälter Schrei bringt dein Blut zum kochen und den Adrenalinspiegel zum Achterbahn fahren. Ein heißer Schauer läuft über den Rücken als auch die gegenüberliegende Seite in dem feurigen Rot erstrahlt.
''Verdammte Scheiße, das war traumhaft'', flüstert Ran anerkennend und tritt aus dem Schatten der Gebäude heraus. Das laute Knistern schluckt seine Worte und er packt den Metallstab wieder weg mit dem er dem Arschloch ursprünglich selbst den Rest geben wollte.
Doch das ist, und er musste sich das selbst eingestehen, um Meilen besser und übertrifft alle Erwartungen. Er hat das dringende Bedürfnis, dir weiter zu folgen um noch mehr zu erfahren, doch die zehn verpassten Anrufe und Nachrichten lassen keinen Spielraum für privates Vergnügen.
Langsam sinkt seine ausgestreckte Hand und er fährt in die entgegengesetzte Richtung davon.
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∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆 ෆ°∘
Fanfiction⸺ෆ°∘ 𝑯𝒂𝒊𝒕𝒂𝒏𝒊 𝑹𝒂𝒏 𝒙 𝑶𝒄 𝑇𝑜𝑘𝑦𝑜 𝑟𝑒𝑣𝑒𝑛𝑔𝑒𝑟𝑠 𝑀𝑎𝑛𝑐ℎ𝑚𝑎𝑙 𝑡𝑟ü𝑔𝑡 𝑑𝑒𝑟 𝑒𝑟𝑠𝑡𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑒𝑖𝑛 𝑢𝑛𝑑 ℎ𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝐹𝑎𝑠𝑠𝑎𝑑𝑒 𝑙𝑖𝑒𝑔𝑒𝑛 𝑡𝑖𝑒𝑓𝑒 𝐴𝑏𝑔𝑟ü𝑛𝑑𝑒 𝑤𝑖𝑒 𝑠𝑖𝑒 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑎𝑢𝑓𝑟𝑒𝑔𝑒𝑛𝑑𝑒𝑟...