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Mit ausdrucksloser Miene läufst du vor deinen beiden Begleitern her. Du fragst dich, wie du in diese tiefe Scheiße gelangt bist, doch weißt die Antwort bereits. Dein ganzes Dasein scheint genau darauf hin zu führen und jetzt steckst du so tief drin, dass es keinen Ausweg mehr gibt.

Ein eisiger Schauer läuft dir über den Rücken. Du hättest an der verfluchten Hütte nicht so schludern sollen und sicher gehen, dass es die beiden wirklich erwischt. Wie konnten sie sich so schnell aus dem Staub machen obwohl sie bewusstlos waren?

Du wirst einen flüchtigen Blick über die Schulter, ignorierst deine angespannten Muskeln und den Groll, der nur so aus deiner ganzen Existenz tropft.Vielleicht hat ihnen jemand geholfen. Ganz sicher sogar und eine winzige Stimme weiß genau, wer dafür verantwortlich ist, auch wenn du es nicht wahrhaben willst. 

Es war immer nur er und du, wobei du dich verloren hast in der Dunkelheit.

Nicht umsonst sollst du jetzt mit denen ein Team bilden. Zu schwach, zu nachsichtig, zu gefühlsvoll – liegen Izanas Worte noch genau in deinen Ohren und obwohl es deinen Magen zuschnürt, konntest du nicht anders als stumm zu nicken.

Die harte Schale war eben doch nichts anderes als das. Eine Schale, eine Maske die das ganze Chaos in deinem Inneren verdecken soll.

Und es war einfach.

Zu einfach vielleicht, wenn man die Gewalt betrachtet die schon immer deinen Weg begleitet hat. Gewalt und Schmerz sind schließlich einfach zu verstehen. Dafür muss man nicht leiden wenn man auf der richtigen Seite steht und austeilt. Nie ist dir in den Sinn gekommen, dass es sich ändert. Langsam. Ganz unscheinbar ist deine mühevoll aufgebaute Mauer gebröckelt und du hast dich in einem Gefühl verloren.

Oder gefunden..

Ganz sicher verloren, denn so hilflos und unentschlossen hast du dich noch nie gefühlt. Dein Herz liegt in tausend Einzelteilen, bildet eine Spur aus blutigen Splittern an denen nur du es bist, die sich schneidet.

Deine Schritte hallen gespenstig in der Dämmerung. Die Schwelle zwischen Tag und Nacht. Licht und Dunkelheit. Und du läufst zielstrebig weiter, weißt was auf dich wartet ohne es wirklich zu realisieren. Finsternis ist schon immer ein Teil von dir und auch jetzt heißt du es ohne Gegenwehr mit offenen Armen willkommen. 

Du blinzelst langsam. Weißt nicht ob es die eisige Brise oder verworrene Gefühle sind, die deine Sicht auf unangenehme Weise verschwimmen lassen. Kalt liegt das Stück Metall an deinem Hosenbund, lässt deine Bewegungen steifer wirken als sonst und deinen Körper um Tonnen schwerer. 

Du hast deine Wahl getroffen. Aber war es wirklich eine Wahl?

Langsam schüttelst du den Gedanken aus deinem Kopf. Jedenfalls schweigen die beiden, abgesehen von Hanmas amüsiertem Kichern hier und da, wenn ein eisiger Schauer über deinen Körper huscht. Du schließt die Augen als Kisaki schon wieder die Brille hoch schiebt. Es ist, als Schreit das Geräusch gerade dazu Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl es nicht lauter als das Rascheln in den Bäumen sein kann.

Du ziehst die Mütze des Hoodies über den Kopf, scherst dich nicht darum, wie zerzaust deine Haare werden, Hauptsache die Geräusche in deinem Rücken flauen ab. Doch da ist es. Das, wovor du dich am meisten fürchtest obwohl du standhaft bleiben willst. Dieser warme Ton, der dein Herz erneut zum schmerzen bringt bis du dich fast übergeben musst.

Violett.

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt