POV Haitani Ran
Nur langsam verfliegt meine Wut, nachdem sie mich zuvor blind gemacht hat. Ich kenne die Antwort schon, jedenfalls meine ich sie zu kennen, doch komme nicht umhin sie noch einmal zu fragen um Gewissheit zu bekommen.
Unsere Motorräder sind schon zu sehen und ich hole tief Luft. ''Wer ist er nun?'', frage ich sie direkt und scheine schon ihre Stimme in meinem Kopf zu hören. Worte die beteuern, dass er ihr Bruder ist oder ein Bekannter oder sonst irgendeine Erklärung. Etwas, das mich wissen lässt, dass da niemand anderes ist als ich. So wie alle anderen vor ihr gefleht und gebettelt haben, obwohl ich bei ihnen nicht den geringsten Anflug von Eifersucht gespürt habe.
Doch sie bleibt stumm. Keines der Worte verlässt ihre Lippen und meine Brust schnürt sich auf ungeahnte Weise zu. Ich stutze und spüre die Unsicherheit an mir nagen. Ausnahmslos jede ist mir nachgelaufen wie läufige Köter, sind gesprungen wenn ich nur mit den Fingern geschnippt habe.
''Du kommst nicht so einfach davon'', flüstere ich in ihr Ohr. Ihr blumig-frischer Geruch und die Nähe machen mich wahnsinnig. Langsam streichen meine Hände über ihre Schulter und den Ansatz ihres Halses um die schwarzen Haarsträhnen wegzuschieben. Ihre Haut fühlt sich unbeschreiblich weich an und meine Fingerspitzen kribbeln auf eine angenehme Weise.
''Es gibt nichts wovor ich flüchten muss'', erwidert sie ungerührt, doch ihre Stimmlage ändert sich zu etwas, das mich in den Bann zieht. Nicht bedrohlich, eher fordernd und bestimmend auf eine ganz andere Art die sie aus der Masse stechen lässt.
Ich will sie so dringend Küssen, dass es mir die Stimme raubt und meine Gedanken zum stillstand kommen. Jeder Millimeter den sie meiner Haut berührt ist elektrisch aufgeladen und ich kann nicht anders, als ihren sachten Bewegungen nachzugeben bis sich ihr Atem auf meine Wange legt, gefolgt von ihren weichen Lippen.
Die Hitze schießt mir in den Kopf und ich senke meinen Blick verlegen auf den Boden. Ich möchte mich rühren, die Initiative ergreifen oder einen unpassenden Kommentar machen, doch kann nichts anderes als erstarrt stehen bleiben bis mich die Motorengeräusche und ihr fehlender Geruch zurück in die Gegenwart holen. Ich weiß selbst nicht, warum sie mich so aus dem Konzept bringt. Sie ist schließlich nur eine von vielen.
Meine verirrten Gedanken verflüchtigen sich langsam, während ich durch Roppongis Straßen rase. Noch einige Nichtsnutze erledige ich auf dem Weg, dann erreiche ich schließlich mein Zuhause. ''Bin zurück'', maule ich und schmeiße mich neben meinen Bruder aufs Sofa. Die Fernbedienung klaue ich noch im Vorbeigehen.
''Verpiss dich doch einfach wieder'', Wut schwingt in seiner Stimme mit und er entreißt mir die Fernbedienung umgehend, um zu seinem Programm zu schalten. ''Warum mussten die anderen deine Sauerei wegräumen?'', fragt er nüchtern und wirft einen kurzen Blick in meine Richtung.
''Sauerei?'', hake ich nach und denke schon er meint das Desaster vom Frühstück. Ich gebe mich unwissend wie immer.
''Die Kerle'', seufzt Rindo genervt. ''Sie sind jedenfalls nicht mehr in Roppongi. Panko hat sie hinter der Stadtgrenze abgeladen.''
''Oh'', lachend lehne ich mich in die Polster und schiebe einige Chips in meinen Mund und verdränge die aufkommende Wut, die mich so rasend gemacht hat. ''Selbst Pech wenn sie hier rumstreifen. Die sollten lieber in ihren heruntergekommenen Gebieten bleiben. Wolltest du etwa dabei sein Rin-Rin? Die waren keine Herausforderung, du hättest keinen Spaß gehabt.''
Bedächtig schiebt mein Bruder seine Brille höher ''Wirklich? Dann wundert es mich umso mehr, warum du sie so extrem zusammengeschlagen hast.'' Seine Stimme verbirgt etwas, das ich mit einem höhnischen Lachen abtue. ''Was hast du gemacht?''
''Fragst du mich jetzt aus?'', ich verenge die Augen und lege mich schwer über meinen Bruder um ihm ins Ohr zu säuseln. ''Hast du mich so sehr vermisst? Armer Rin-Rin.''
''Zieh Leine du Spaßt'', grummelt er und windet sich angestrengt unter mir hervor während ich in schallendem Lachen ausbreche. Schließlich rücke ich von ihm ab und schaue nach vorne, während er mich eindringlich beobachtet. ''Wo warst du jetzt?''
''In der Stadt, hab ich doch gesagt'', erwidere ich trocken und bin langsam genervt von seiner Ausfragerei. ''Du solltest auch mal frische Luft schnappen anstatt mit ständig auf die Eier zu gehen.''
''Y/N war in Roppongi'', abschätzend sieht er zur Seite und wartet auf eine Regung die mich verrät. Meine Gesichtszüge sind desinteressiert auf die Sendung gerichtet und er kann mein lauter pochendes Herz nicht hören, als er ihren Namen ausgesprochen hat. Ich zucke desinteressiert mit den Schultern.
''RAN'', fährt er mich nun wütend an. ''Du warst mit ihr unterwegs, jetzt tu nicht so als wäre nichts passiert.''
''Und wenn schon'', erwidere ich unbekümmert. ''Sie ist nur irgendeine von den Oversees.''
Er schnappt laut nach Luft. ''Du hast ja ehrliches Interesse an ihr!'', ungläubig sieht er mich an und lehnt sich näher.
''Mach dich nicht lächerlich. Ich hab nie an irgendeinem Weib Interesse. Sie sind nur zum flachlegen nützlich'', blaffe ich zurück und lasse mich von meinem Ärger leiten bevor sich die Erinnerungen an sie ausbreiten.
''Du kannst dich selbst verarschen Nii-chan, aber nicht mich'', stellt er zufrieden fest und säubert die Brillengläser an seinem Shirt, als hat er gerade die wichtigste Entdeckung seit Menschengedenken gemacht. ''22 Jahre und noch nie hab ich so etwas erlebt.''
''Du bist jünger als ich, Idiot. Tu nicht so als wär ich mit Windeln in Clubs gegangen'', zische ich entgegen. ''Ich will sie nur ins Bett bekommen, mehr nicht.''
''Ja sicher, red dir das nur weiter ein'', langsam lehnt sich Rindo wieder in die Couchpolster, sichtlich zufrieden mit seiner nervtötenden Art. Er senkt seine Stimme etwas und klingt nun weitaus weniger angriffslustig ''Sie ist gefährlich, aber vielleicht ist sie die einzige, die mit deinen Launen umgehen kann.''
''Fuck off'', mit einem Satz stehe ich auf, drücke seinen Kopf grob nach hinten und verschwinde im Badezimmer. Ich will und kann mir den Scheiß nicht länger anhören. Er kann den Stuss doch selbst nicht glauben, den er vor sich hin brabbelt.
Das heiße Duschwasser lässt meinen Ärger Stück für Stück verdampfen, bis er mich nur noch unterschwellig begleitet. Meine Abendroutine gleicht einem akribisch ausgetüftelten Plan, den ich niemals aussetze. Ich genieße die Zeit ausgiebig, kann mich entspannen und wichtigen Dingen nachgehen die nichts mit Schlägereien und doofen Fragen zu tun haben.
Auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer trockne ich meine feuchten Haare langsam und schaue desinteressiert auf mein Telefon. Der schrille Ton erklingt, direkt zwei mal und ich sehe verdutzt zu Rindo, der den Kopf schief legt. ''Hast du auch ne Nachricht bekommen?'', fragt er neugierig und ich nicke als Antwort.
''Unbekannte Nummer?'', ich sehe mir die Zahlen an und direkt auf seinen Display um sie zu vergleichen. ''Verrückt'', murmele ich als die Nummer übereinstimmen. ''Hab ich eine abgeschleppt und jetzt versucht sie über dich an mich ran zukommen?''
''Bist du bescheuert?'', Rindo schüttelt ungläubig den Kopf und öffnet die Nachricht genauso wie ich.
''Klingt interessant'', mit geneigtem Kopf sehe ich ihn an. ''Lust auf ein Abenteuer, Rin-Rin?''
''Immer'', gibt er mit einem breiten Grinsen zurück. ''Wir sollten trotzdem vorsichtig sein. Vor allem nachdem die es vom letzten Kampf auf uns abgesehen haben.''
''Ach, mach dir nicht ins Hemd, wir machen das schon'', ich springe auf und stecke bereits voller Tatendrang. So komisch die Nachricht auch klingt, so sehr bringt es mein Blut zum kochen. ''Wir haben Roppongi im Alleingang erobert, da kann uns niemand etwas.''
''So überheblich wie immer'', Rindo seufzt übertrieben, hat jedoch ein begeistertes Lächeln auf den Lippen.
~ Nachricht von Unbekannt
blockieren
akzeptierenWatanabe hat einen Hinterhalt inszeniert.
Lässt du dir das gefallen?23:00 Uhr
Hookahclub
Yokohama

DU LIEST GERADE
∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆 ෆ°∘
أدب الهواة⸺ෆ°∘ 𝑯𝒂𝒊𝒕𝒂𝒏𝒊 𝑹𝒂𝒏 𝒙 𝑶𝒄 𝑇𝑜𝑘𝑦𝑜 𝑟𝑒𝑣𝑒𝑛𝑔𝑒𝑟𝑠 𝑀𝑎𝑛𝑐ℎ𝑚𝑎𝑙 𝑡𝑟ü𝑔𝑡 𝑑𝑒𝑟 𝑒𝑟𝑠𝑡𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑒𝑖𝑛 𝑢𝑛𝑑 ℎ𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝐹𝑎𝑠𝑠𝑎𝑑𝑒 𝑙𝑖𝑒𝑔𝑒𝑛 𝑡𝑖𝑒𝑓𝑒 𝐴𝑏𝑔𝑟ü𝑛𝑑𝑒 𝑤𝑖𝑒 𝑠𝑖𝑒 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑎𝑢𝑓𝑟𝑒𝑔𝑒𝑛𝑑𝑒𝑟...