∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆 ෆ°∘

15

Auf dem Clubparkplatz torkeln nur noch betrunkene Gäste herum, die über ächzende Körper von geschlagenen Gangmitgliedern stolpern. Glasflaschen zerspringen in der Ferne, amüsiertes Lachen hallt durch die Dunkelheit, nur durchbrochen von der grellen Hookah Beleuchtung.

''Bist du schon besoffen?'', witzelt Sanzu und rempelt leicht gegen deine Schulter. Du knurrst als Antwort und läufst weiter neben ihm her. Angestrengt versuchst du die Müdigkeit aus den Augen zu blinzeln, doch die hellen Straßenlaternen lassen sie nur noch matter wirken. Als Außenstehender würde man womöglich keinen Unterschied sehen, doch deine geschmeidigen Bewegungen sind stockender, schwerfälliger und du sehnst dich nach deiner weichen Matratze zuhause.

''Habt ihr euch zu einem Date getroffen?'', fragst du mit einem spitzen Unterton, als du die drei Motorräder nebeneinander stehen siehst.

''Wärst du gerne dabei gewesen? Das nächste mal lad ich dich ein'', erwidert Ran amüsiert und schiebt dich weiter, damit du auf jeden Fall zu seinem Bike gehst. Du hebst eine Augenbraue, schüttelst danach aber nur den Kopf und setzt dich hinter ihn.

Während du den Pulli zurecht zupfst bremst dein Fahrer ruckartig und du prallst hart gegen seinen Rücken. ''Fuck off. Wenn du zu dicht bist fahr ich lieber mit jemand anderem.''

Ran fängt höhnisch an zu lachen. ''Ich bin nicht besoffen'', er senkt die Stimme zu einem überheblich verführerischem Ton bevor er erneut anfährt ''Nutz die Chance, so nah kommst du mir nie wieder.''

''Oh Gott, das alles nur deswegen?'', ein Grinsen schleicht sich auf deine Lippen obwohl du es krampfhaft unterdrücken willst. Seine ausdauernde Art immer wieder das Bremspedal anzutippen bis du die Arme um ihn legst findest du tatsächlich lustig. Unnötig, aber lustig. ''Du bist so ein Idiot.''

Deine Arme liegen schließlich eng um seinen Unterkörper und du genießt unweigerlich seine ausstrahlende Wärme. Zusätzlich schirmt er dich perfekt vor dem Fahrtwind ab. In Schlangenlinien fahrt ihr über die Hauptstraße von Yokohama und folgt Sanzu und Rindo in rasendem Tempo. So schlecht sieht die Stadt nicht mal aus, musst du zugeben. Deine eigene Absteige gibt dir zwar alles was du benötigst, aber eben auch nicht mehr.

Rote Lichtschweife beschreiben den Weg von den anderen. Deine Augen sind zu müde, um etwas klar zu sehen, was allem einen noch besseren Anblick verschafft. Nur als sie sich zurückfallen lassen, grinst du breit und kneifst ein Auge amüsiert zusammen. Es ist verrückt, aber hier auf den Straßen fühlst du dich freier. Deine Sorgen und Mauern verpuffen mit den Abgaswolken der Maschinen und rücken in weite Ferne.

Sanzu lacht ungehalten obwohl von seiner Lippe Blut tropft. Seine hellblonden Haare wehen hektisch im Fahrtwind und verleihen ihm ein noch wilderes Aussehen. Auch Rindo sieht verhältnismäßig entspannt aus, wenn man seine desinteressierte Miene so deuten will. Seine Lippen bezeichnen eine ganz sanfte Linie nach oben und seine Brauen sind weniger zusammengekniffen.

Du lehnst deinen Kopf auf Rans Schulter und schließt die Augen, um nicht ständig von der Fahrbahnbeleuchtung irritiert zu werden. Jedenfalls redest du dir das als Grund ein. Wieder nimmst du den Geruch nach Parfüm wahr. Ist da noch eine andere Nuance? Irgendwie Vanillig, aber rauchiger und herb. Du bist dir nicht sicher ob es zu dem Duftflakon gehört, findest es aber ausgesprochen angenehm. 

''Lebst du noch?'', macht Ran sich über den Verkehrslärm bemerkbar. Du murmelst ein schläfriges 'Ja' und nickst schwach in seine Halsbeuge hinein. Dein Atem streift seine empfindliche Haut unter dem Ohr und beschert ihm eine Gänsehaut, obwohl er innerlich zu verbrennen scheint. 

Kilometer um Kilometer legt ihr zurück. Am fernen Horizont wird der Himmel bereits heller und kündigt den Morgen an. Still, ohne viel aufsehen zu erregen beendet er den gestrigen Tumult und ein neuer Tag beginnt.