09

167 12 18
                                    

Völlig übermüdet und mit einer Alkoholfahne, die es dir hochkommen lässt, rollst du dich aus deinem Bett. Die Sonnenstrahlen sind so grell, dass du fast blind ins Bad taumelst um die Zähne zu putzen. Zwei mal. Mit einem anschließenden Schluck Mundspülung um alle Reste zu neutralisieren. 

Deine Finger beschreiben kleine Kreise auf deinen Schläfen und versuchen den pochenden Schmerz in deinem Kopf zu mindern. Was hat dich nur dazu getrieben, so viel zu trinken? Die Schmerztablette spülst du mit kaltem Kaffee von gestern herunter und öffnest den Kühlschrank. Ein kurzer Blick in die gähnende Leere genügt und du weißt dass nichts brauchbares vorhanden ist. Dein knurrender Magen nimmt dir die Entscheidung zwischen dem Laden und einer ausgiebigen Dusche ab.

Mit einer Miene die jeden um dich herum töten könnte, schlenderst du in die naheliegende Bäckerei und isst das belegte Brötchen direkt auf dem Rückweg. Du schaltest den Boiler an und begutachtest die kleinen Blessuren in deinem Gesicht und Körper, die den letzten Tagen geschuldet sind. 

Du inspizierst deinen Mundraum und den Fußballen. Beides ist nicht gravierend entzündet, aber auch nicht in der kurzen Zeit geheilt. Ein Kühlpack legst du an deine geschwollene Wange und läufst durch die Wohnung um Kleidung bereitzulegen. Deine Tagespläne gleichen den normalen und es kostet dich alle Überwindung, nach der Dusche wirklich loszugehen.

Schon wieder bringt dich dein Weg ins Rotlichtviertel von Shibuya, doch dieses mal kannst du nicht nur unbeteiligt umher streifen. Vor dir läuft der neue Berater von Toman. Großspurig und wichtiger als er es tatsächlich ist, geht er breitbeinig über den Weg. Du kneifst unweigerlich die Augen zusammen. Triebgesteuerte gibt es allem Anschein nach überall, selbst in den hohen Positionen von Gangs.

Kurz kommt dir der Gedanke, dass er seine Jungfräulichkeit verlieren will, nachdem er aufgestiegen ist. Dann verwirfst du ihn wieder. Das ist schließlich nichts, was dich in irgendeiner Weise interessiert, auch wenn es dich nicht wundern würde.

Energisch stößt er die Tür zum Etablissement auf und schlüpft durch einen Vorhang direkt ins innere zu einer kleinen Gruppe aus Gangmitgliedern. Schnell analysierst du die Situation und stellst dich an den Tresen. Dank der Uhrzeit, ist die Bar nur spärlich besucht und die Stripper rekeln ihre Körper auf der schmutzigen Tanzfläche. Abgestandener Rauch erfüllen den Raum, gemischt mit Schweiß und billigem Parfüm.

Ein älterer Mann mit gepflegtem Bart lehnt sich gelangweilt zu dir, dann weiten sich seine Augen aufgeregt. Du merkst schnell, dass du dir nicht nur unbeteiligt die Show ansehen kannst ohne aufsehen zu erregen. ''Guten Tag, ich bin Heaven'', du redest so langsam wie es ohne komisch zu wirken möglich ist. Deine Ohren sind weiterhin auf Takemichis Lippen geheftet. Außer unbeholfenen Flirt versuchen, schafft er es nicht ein Gespräch anzufangen. Doch das ist hier auch nicht von Nöten. Ohne Umschweife platziert sich eine Stripperin direkt auf seinem Schoß, nimmt die Scheine entgegen und reibt sich an seinen Beinen.

Etwas schüchtern wickelst du eine blonde Haarsträhne um deinen Finger und setzt ein sanftes Lächeln aus. ''Ich wollte fragen ob sie noch Angestellte suchen. Ich bin in einer wirklich misslichen Lage und benötige unkompliziert Geld um Schulden abzubezahlen.''

''Natürlich, Kleines. Für dich schaffen wir immer platz, du wirst der Bestseller in unserem edlen Stripclub sein. Sie stehen auf schüchterne Blondinen'', erwidert der Besitzer enthusiastisch und du siehst genau wie Geldscheine in seinen Augen aufblitzen. Du zweifelst, dass dieser Laden nur entfernt mit Edel in Verbindung gebracht werden kann. Alles hier ist heruntergekommen und trieft vor Schmutz und diversen Körperflüssigkeiten. Es würde lediglich im Schwarzlicht erstrahlen. ''Stell dich mal hin'', weist er dich mit einer Handbewegung an.

Du tust wie geheißen und stellst dich mit etwas Abstand zur Theke hin. Sofort eilt er zu dir, lässt seine schmierigen Finger über deine Außenlinien gleiten und reißt die Jacke von deinen Schultern. Deine Hände zu Fäusten geballt, drücken gegen deinen unteren Rücken um dich abzulenken, auch wenn du ihn in deinem Kopf bereits umgebracht hast. Mehrere male.

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt