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Blinzelnd öffnest du die Augen, siehst die blanke Wand direkt vor dir und den Bezug der dicken Decke die deinen Körper umgibt. Du bist eingenickt ohne es zu wollen. Verrückt. Alles hier in diesem Zimmer kommt dir zu geborgen vor, zu gemütlich. Wann bist du das letzte mal eingeschlafen ohne.. Du weißt es nicht. 

Vorsichtig drehst du dich herum, spürst eine Hand über deinen Rücken gleiten und auf der Matratze landen. Mit erhobener Augenbraue starrst du den sehnigen Handrücken des Haitani an, siehst die Adern an seinem Unterarm bis sie hinter der Bettkante verschwinden. Deine Mundwinkel zucken nach oben. Er ist ein Spinner, als kann er dich so davon abhalten zu gehen.

Unter normalen Umständen würde es vielleicht funktionieren, doch selbst das bezweifelst du. Behutsam robbst du dich an die Kante, hebst seinen Arm der in der unbequemen Position bestimmt taub geworden ist und legst ihn neben seinen Körper. Selbst im Schlaf umgibt sein Gesicht ein besorgter Ausdruck den du mit einem Kopfschütteln abtust. 

Lange siehst du ihn an. Das langsame heben seines Brustkorbes, die wirren Haare in schwarz und blond die über dem Kissen verteilt liegen und die Lippen. So verführerisch anziehend, dass du dich zu ihm beugst bis dein Atem seine Wange streift. Wie ein Hauch in der Dunkelheit streifen deine Lippen seinen Mundwinkel. Dir schießt Hitze ins Gesicht und du wendest dich schnell ab. Nur noch die Decke ziehst du über ihn, dann schlüpfst du aus dem Zimmer.

Alles ist still, nur Sanzus leises Schnarchen erfüllt die Luft und wieder liegt er so verschlungen, als hat er keinen einzigen Knochen in seiner Wirbelsäule. Jetzt weißt du auch, was Ran zuvor gemeint hat. Mit geneigtem Kopf siehst du auf die zusammen geknäulte Decke vor seiner Brust, die blasse Haut seiner Beine bis hoch zu seiner Wirbelsäule. Er schläft tatsächlich nackt und nie warst du so froh, die Couch nicht mit ihm teilen zu müssen. Du widerstehst dem Drang auch ihn zuzudecken, lässt deine Finger stattdessen in seine Hose gleiten und verschwindest leise wie eine Katze auf der Jagd aus der Wohnung.

Das brummende Motorengeräusch bringt deinen Körper zum beben und du braust durch die Nacht. Roppongi ist schön, vor allem bei Nacht mit den vielen Lichtern die die Sterne am dunklen Himmel verblassen lassen. Nicht so wie Shibuya, in dem es nur Rot leuchtet wegen der ganzen Freudenhäuser. Minuten vergehen in denen du alleine über die Straßen fährst, nur gelegentlich kommt dir ein Auto entgegen und blendet mit den grellen Scheinwerfern, dann erreichst du auch schon den ranzigen Wohnblock. 

Auf dem gesamten Weg ist deine Unruhe angestiegen, hat dich mehr Gas geben lassen damit du das Ziel schneller erreichst und die Maschine hat es dankbar angenommen. Deine Schritte hallen in dem schmutzigen Flur, der Geruch ist unbeschreiblich abstoßend, ist jedoch besser auszuhalten umso höher du gelangst. Vielleicht weil wirklich weniger Unrat herumliegt und gelüftet wird, vielleicht auch nur weil du dich dran gewöhnst.

Kurz bleibst du vor der Tür stehen, klopfst zaghaft. Es ist mitten in der Nacht und dein Verstand sagt dir, dass man um solche Uhrzeiten niemanden besuchen soll, doch nachdem Rindou sie erwähnt hat ist es dir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Was, wenn nicht nur du sondern auch nahestehende eine Zielscheibe abgeben?

Fast willst du eine kleine Haarnadel zücken um die Wohnung zu betreten, dann dreht sich der Knauf und sie öffnet sich einen Spalt. ''Liebes?'', kommt die krächzende Stimme von der alten Nachbarin. Verschlafen sind ihre Augenlider halb geschlossen, weiten sich jedoch in ihrem faltigen Gesicht als sie dich erkennen. ''Dir geht es gut'', sagt sie mit einem langen seufzen, stützt sich am Türrahmen ab.

''Natürlich geht es mir gut, Sie müssen sich keine Sorgen machen, das wissen Sie doch'', erwiderst du, spürst die Besorgnis von deinem Körper fallen als du sie hinein begleitest. ''Wie geht es ihnen? Ich wollte Sie nicht wecken.'' Unbewusst gleitet dein Blick durch ihre Wohnung während sie sich schwer gegen dich lehnt und ihr in die Küche lauft. Du hast erwartet, dass die Wohnung überquillt vor Müll, weil sich sonst niemand aus dem Haus um jemand anderen schert, umso verwunderter bist du nun, dass es ordentlich und sauber ist. Selbst auf dem Herd steht ein einfach gekochtes Essen für den kommenden Tag.

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt