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Die Straßen sind leergefegt, jedenfalls für die verstopften Verhältnisse der fluoreszierenden Innenstadt. Die flackernden Lichter von Shibuya nerven dich schon genug und in den Seitengassen siehst du nur schmierige Kerle um Prostituierte schleichen. Glück kann man eben doch kaufen und mit genug Kohle erfüllen sie sogar die geheimen und widerwärtigen Träume von jedem. 

Lüsterne Blicke folgen deinen Bewegungen, bevor sich der Kerl an die Nutte wendet. Fast scheint es, als würde er verhandeln wollen. Bei seinem Aussehen sollte sie lieber einen Aufpreis verlangen, nur damit sie ihm nicht ins Gesicht spuckt. Oder vielleicht will er genau das? Dafür würdest du dich auch bezahlen lassen. Praktisch und schnell verdientes Geld.

Die Arbeit in der Dienstleistungsbranche hat seine Vorteile, musst du zugeben. Auch wenn man seine Seele offen darlegt und sich selbst vergiftet. Doch nichts anderes machst du selbst. Nur in anderem Ausmaß und weitaus furchterregender. 

Anstatt Tripper zwischen deinen Schenkeln, besudelt Blut deine Hände.

Du steckst sie tief in die Hosentaschen. Noch bist du nicht aus dem Freudenviertel heraus und hast bereits die Nase voll von dem ganzen Abschaum, der sich dir darbietet. Auseinandersetzungen zwischen Zuhältern, Kunden die nicht warten wollen und Drogendealer an jeder Ecke, mit neuem Stoff der nur allzu verlockend klingt. 

Der entgegenkommende Mann wirft dir anzügliche Blicke zu. Scheint dich allein mit seinen Augen auszuziehen als wärst du ein rohes Stück Fleisch im Sonderausverkauf. Selbst als du ihn passierst, folgen dir seine Augen. Dumpfe Geräusche hallen in deinem Tempo nur wenige Meter hinter dir, dann etwas schneller um aufzuholen.

In einem Augenblick ändert sich die Atmosphäre. Du bist bereit, ihm eine saftige Abfuhr zu erteilen oder sogar mehr. Belanglosigkeiten interessieren dich heute überhaupt nicht und du hast auch keine Lust, damit die Zeit zu vertrödeln. Die schnellste Lösung liegt bereits parat.

Mit quietschenden Reifen kommt ein Motorrad direkt vor dir zum stehen, nachdem es den waghalsigen Richtungswechsel vollzogen hat. Dein Mundwinkel zuckt nach oben, als der Fahrer an dir vorbei stürmt und kaltblütig auf deinen Verfolger einschlägt. Der Schlagstock blitzt im kalten Licht der Straßenlaterne und Bluttropfen fliegen durch die Luft, so leuchtend wie kleine rote Diamanten.

Aufmerksam siehst du seinen Bewegungen zu und bemerkst die angedeuteten Sehnen auf seinen Unterarmen. Seine Lippen ziert ein aufgeregtes Lächeln, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Bei den erbarmungslosen Bewegungen und der brachialen Gewalt schlägt dein Herz schneller und verworrene Glückshormone strömen durch deine Venen.

Für einen kleinen Moment kreuzen sich eure Blicke und es ätzt sich ein wie Säure ein. Dein rasendes Herz setzt aus und du blinzelst die Sehnsucht aus deinen Augen. Noch weitere Sekunden siehst du zu wie das triebgesteuerte Arschloch verprügelt wird, dann wendest du dich ab und setzt deinen Weg fort.

Die Maschine startet und lässt das schmerzende Keuchen verstummen. Langsam rollt der Fahrer neben dir her. Aus dem Augenwinkel fängst du seinen eindringlichen Blick aus den gefährlichen violetten Augen auf. ''Was macht der Herrscher von Roppongi so weit weg von seinem Königreich?'', fragst du Ran mit einer kleinen Spur Belustigung. ''Sind ihm die Nutten zu bekannt und jetzt muss er in Shibuya sein Unwesen treiben?''

  ''Ich bin hier um dich zu retten, Darling'', er lehnt sich überheblich nach hinten und tippt ungeduldig mit seinem Schlagstock auf das Lenkrad.

Du wirfst ihm einen flüchtigen Blick zu. Deine Augen funkeln amüsiert, dann machst du einen übertriebenen Knicks und senkst den Kopf vor ihm. ''Oh mein ehrenvoller Ritter in der glänzenden Rüstung, danke für die Rettung.'' Er ist sichtlich Stolz auf seine Leistung während er mit erhobenem Kinn weiter neben dir her rollt. ''Was machst du außerhalb deines Hoheitsgebiets?''

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt