POV Ran Haitani
Angestrengt öffne ich meine verklebten Augen, reibe mit drüber um meinen Kopf im nächsten Moment wieder im Kissen zu vergraben. Kopfschmerzen bin ich gewohnt, einen Kater nach dem feiern ebenso. Aber das, was gerade durch meinen Körper hämmert habe ich noch nie erlebt. So viel habe ich nicht einmal getrunken und doch kann ich mich an keine Kleinigkeit erinnern.
Ich schiele auf das Handydisplay. 07:30 Uhr. Habe ich überhaupt geschlafen? Ich blinzle den Schleier aus den Augen, überprüfe das Display erneut und fühle meine Brust zusammenziehen, weil sich die kleine Hoffnung regte, eine Nachricht von dieser einen, ganz speziellen Person bekommen zu haben.
''Was?'', rufe ich aus, als mir das Datum auffällt. Ich habe geschlafen. War ausgeknockt wie noch nie zuvor. ''Was zur Hölle ist nur passiert?'', schwankend stehe ich auf um Luft in das stickige Zimmer zu lassen, das widerlicher riecht als ein ganzer Zoo.
Mit Beinen schwer wie Blei und aus Gummi, schlurfe ich auf direktem Weg ins Badezimmer. Mir fallen die beiden Köpfe auf, die murmelnd zusammengesteckt sind, doch kümmere mich vorerst nicht darum.
Zur Toilette schaffe ich es nicht mehr und übergebe mich im Waschbecken. Saurer Schleim fällt in das glatte Becken. Immer und immer wieder, bis sich meine Kehle anfühlt als würde sie brennen und mein Magen nur noch Rasierklingen nach oben katapultieren. Tränen vernebeln meine Sicht, meine Beine zittern bis die nach dem letzten Schwall nachgeben und ich auf die kalten Fließen sinke.
Verdammte Scheiße, was ist nur passiert?
Schweiß rinnt meine Stirn herunter, mein Atem ist schwer wie nach einem Marathonlauf und das Beben will und will nicht abflauen. Helle Punkte tanzen vor meinen Augen, Schwärze breitet sich immer weiter von den Außenseiten aus bis sie meine Sicht völlig einnehmen und meine zitternde Hand meinen Kopf nicht mehr halten kann.
Mit einem dumpfen Aufprall landet er auf dem Boden und ich heiße die Kälte, die über meinen Körper schwappt mit offenen Armen willkommen. Stimmengewirr umspielt meine Ohren und ich lausche aufmerksam um diese spezielle Frequenz zu vernehmen, die mich auffangen kann.
Nichts.
Ruppig werde ich auf die Beine gewuchtet um in weiche Polster fallen gelassen zu werden. ''Reiß dich zusammen und verreck jetzt nicht, du Wichser'', knurrt Rindou und benetzt mein Gesicht mit eisigen Wassertropfen. Er weicht zurück, als er den üblen Atem nach Alkohol und Galle riecht und versucht mir Flüssigkeit in den Mund zu zwängen.
''Wo ist sie?'', bringe ich hervor, obwohl mein Kopf nichts weiter ist als ein Ball auf meinem Körper. Funktionieren tut er nämlich nicht im geringsten. Das Wasser brennt in meinen trockenen Hals, reißt meine Kehle auf bis ich es in einem Hustenreiz wieder hoch befördere.
Abwesend tippe ich auf meinem Telefon, halte es ans Ohr nur um den ätzenden Piepton zuzuhören der mit der blechernen Bandansage endet. ''Habt ihr etwas von Y/N gehört?'', frage ich die beiden nun direkt. Sie tauschen einen Blick, bevor sie sich wieder mir zuwenden und den Kopf schütteln. Verdammte Scheiße, was ist hier nur los? Vielleicht entspricht es ihrer Natur einfach abzutauchen?
''Seit dem wir im Casino vor zwei Tagen waren'', fängt Sanzu an. ''Sie war wirklich wütend. Vielleicht braucht sie etwas Ruhe.''
Ich kneife meine Augen zusammen. Es ist unbestreitbar, dass sie angepisst war, aber so etwas? ''Nein'', schiebe ich seine Mutmaßung zur Seite. ''Das würde sie nicht machen.''
''Ran, sie war echt angepisst. Du hast es versaut, schon wieder'', mischt sich nun Rindou ein und ich rolle mit den Augen. Die beiden haben doch keine Ahnung wovon sie reden, oder? Am Fenster zünde ich eine Kippe an um meine Gedanken zu klären. Ich tippe auf meinem Telefon, unschlüssig was ich als nächstes machen kann. Dieses ungute Gefühl in meinem Magen nimmt zu, lässt ihn zusammenziehen und es kommt nicht von der verrückten Nacht gestern.
''Ich fahr zu ihr'', sage ich monoton und schmeiße die Fluppe raus. Kurz schwanke ich, dann fange ich mich wieder und stapfe entschlossen zur Tür.
''Putz dir jedenfalls die Zähne und zieh dir was an. Du stinkst'', wirft Rindou hinterher und ich folge seiner Anweisung, doch nicht ohne gegen seine Beine zu kicken. Das Unbehagen in meiner Brust steigt mit jeder Sekunde. Ich würde mich am liebsten Ohrfeigen, mich so hab gehen zu lassen in den verdammten Club.
An der Tür warten die beiden, folgen mir still und wir fahren über die Straßen. Der Weg, auch wenn ich ihn nur einmal gemacht habe, hat sich in meinen Kopf gebrannt und jetzt kann ich nicht anders als weiter Gas zu geben. Etwas muss passiert sein und wenn sie wohlig auf der Couch liegt gibt es mir jedenfalls die Möglichkeit sie anzumaulen mit dem ruhigen Gewissen dass sie in Sicherheit ist.
''Du machst dir wirklich Gedanken'', stellt Rindou fest als ich ihren Nachnamen zwischen all den Klingeln suche. Vergeblich. Doch ein Schild bleibt Namenslos und die Etage steuere ich nun an.
Mein Atem geht schwer, unsere Schritte hallen gespenstisch in den Hochhauskomplex bis ich wie ein wahnsinniger an der namenlosen Tür klopfe. ''Y/N- huh?'', ich zucke zurück als eine alte Frau im Türrahmen steht. Ein Gehstock in ihren zittrigen Fingern um die ausgemergelte Gestalt zu stützen.
''Jungchen?'', flüstert sie so leise, dass ich mich zu ihr beugen muss um es zu verstehen. ''Was ist los, Jungchen? Bist du neu hier her gezogen?''
Trotz ihres alters merke ich ihren wachsamen Blick auf mir liegen. Augen die im Gegensatz zu ihrem Körper alles aufnehmen und erkennen. ''Falsche Tür'', zische ich enttäuscht und will mich gerade umdrehen, als sie weiterspricht.
''Du suchst Y/N-chan?'', flüstert sie heiser. Sie wartet auf keine Antwort und setzt fort ''Sie war heute noch nicht bei mir, gestern auch nicht. Eigentlich nimmt sie jeden Tag meinen Müll mit runter und erledigt Kleinigkeiten, ich bin schlecht zu Fuß, wie du siehst.'' Sie stützt sich mehr auf den alten Stock , die Beine wacklig unter ihrem leichten Gewicht.
''Sie kommt jeden Tag?'', fragt Sanzu verblüfft. In seinem Gesicht steht die selbe Verwirrung wie in meinem. Y/N, die kaltherzig Personen vernichtet kümmert sich um eine klapprige Nachbarin. Es sprengt meinen ohnehin schon zerstörten Kopf.
''Jeden Tag, Jungchen. Ich weiß nicht was ich ohne sie machen würde, in dem Haus ist es manchmal.. schwierig. Viel Gewalt'', erläutert sie weiter.
Ich widerstehe dem Drang sie am Kragen zu packen damit sie endlich mit der Sprache nach dem Genauen Wohnort rausrückt. Die Oma scheint ihr am Herzen zu liegen und das werde ich respektieren, so schwer es mir gerade auch fällt. ''Das sind Rindou und Sanzu, sie können ihnen für heute helfen'', ich deute auf meinen jüngeren Bruder und den blond-haarigen mit der Maske die zustimmend nicken. ''Aber ich muss wissen wo sie wohnt. Wo ist ihr Apartment?''
Mir zuckt es in den Fingern. Jedes ihrer Worte scheint mit jeder Sekunde langsamer zu werden bis sie endlich ein Stockwerk nennt und ich losrenne. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich das richtige Stockwerk erreiche. 'Kurokawa' verwirrt sehe ich auf das Namensschild. Ist es mir unten nicht aufgefallen?
Meine Fingerknöchel berühren hauchzart die Tür und sie schwingt leicht nach innen. Mit geweiteten Augen stoße ich sie auf, betrete den Flur. ''Y/N?'', rufe ich fast schon panisch. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht.
Die Zimmer sehen normal aus. Keine Schubladen sind herausgezogen, nichts ist kaputt und nur die getragenen Klamotten hängen über einem Stuhl. Ihr verführerischer Geruch ist in jedem Raum wahrzunehmen bis ich ins Schlafzimmer komme. Meine Hand legt sich auf die kalte Matratze und auf einmal umspült mich ein widerlich süßer Geruch. Ich halte meine Nase zu, sehe ihre Schuhe am Ausgang stehen und schließe die Tür.
''Verdammt.''
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∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆 ෆ°∘
Fanfiction⸺ෆ°∘ 𝑯𝒂𝒊𝒕𝒂𝒏𝒊 𝑹𝒂𝒏 𝒙 𝑶𝒄 𝑇𝑜𝑘𝑦𝑜 𝑟𝑒𝑣𝑒𝑛𝑔𝑒𝑟𝑠 𝑀𝑎𝑛𝑐ℎ𝑚𝑎𝑙 𝑡𝑟ü𝑔𝑡 𝑑𝑒𝑟 𝑒𝑟𝑠𝑡𝑒 𝑆𝑐ℎ𝑒𝑖𝑛 𝑢𝑛𝑑 ℎ𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝐹𝑎𝑠𝑠𝑎𝑑𝑒 𝑙𝑖𝑒𝑔𝑒𝑛 𝑡𝑖𝑒𝑓𝑒 𝐴𝑏𝑔𝑟ü𝑛𝑑𝑒 𝑤𝑖𝑒 𝑠𝑖𝑒 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑎𝑢𝑓𝑟𝑒𝑔𝑒𝑛𝑑𝑒𝑟...