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In völliger Dunkelheit sitzt du auf einem harten Stuhl, die Arme hinter der Lehne festgebunden schneidet das raue Seil unangenehm in deine zarte Haut um die Handgelenke. Wie zur Hölle bist du in diese Scheiße geraten? Du weißt noch, dass du diesen süßlichen Geruch wahr genommen hast, doch da war es bereits zu spät.

Langsam hebst du deinen Schweren Kopf, lässt deine Zunge über den trockenen Mundwinkel gleiten und lauschst auf deinen schwachen, aber regelmäßigen Herzschlag. So tief hast du noch nie in der Scheiße gesteckt, dass du dich so unbedarft in deiner eigenen Wohnung bewegt hast ohne etwas zu bemerken. Alles nur, weil dieser verdammte Penner dich so auf die Palme gebracht hat.

Tränen sammeln sich hinter der Augenbinde die du schnell weg blinzelst. Du wirst dich jetzt nicht von aufkommenden Gefühlen übermannen lassen die du all die Jahre zuvor erfolgreich unterdrückt hast. Durch schlimmeres bist du bereits gegangen und immer wieder unversehrt herausgekommen. Jedenfalls ohne sichtbare Schäden.

Langsam betastest du das straffe Seil um dein Handgelenk, versuchst einen Finger durch die Schlaufe zu stecken doch es ist zu fest und reißt nur deinen Nagel bei dem versuch ein. Die Haut fühlt sich heiß und geschwollen drum herum an. Roh. Keine gute Ausgangsposition. Leicht bewegst du deine kalten Zehenspitzen, hebst den Fuß doch auch hier ist kein weiterkommen möglich.

Ein belustigtes Auflachen wird unterdrückt und du versuchst seine Position ausfindig zu machen. Es dreht sich, würden dich vom Stuhl kippen lassen wenn du nicht festgebunden wärst. Einfacher wird es als sich die Person erhebt und um dich herum läuft. Die Schritte hallen weit und kommen dir näher als sich auch schon eine unnachgiebige Hand um deinen Kiefer legt und zudrückt. Rauchiger Atem sticht in deiner empfindlichen Nase, doch du verziehst keine Miene und hältst deinen Mund ausdauernd geschlossen.

''Was sollen wir nur mit dir machen, Mäuschen? Es wär eine Schande wenn wir dich beseitigen müssen'', in der Stimme liegt ein gefährlicher Unterton der dir allzu bekannt vorkommt. Deine Gedanken rasen, seine Lippen streifen über dein Ohr. ''Meinst du nicht auch?'' Seine Faust lässt deinen Kopf zur Seite fliegen, dann entfernen sich die Schritte und eine schwere Tür fällt ins Schloss.

Du bist dir sicher. Der üble Nikotingeruch und die überhebliche Stimme sprechen Bände. Deine Zunge streift über die Innenseite der Wange, ein Geschmack nach Eisen legt sich darüber als du die Kiefer aufeinander presst bis der pochende Schmerz abnimmt.

Niemand wird dich retten, wird dir klar. Es ist schon immer so gewesen, zur Not rettet jeder seinen eigenen Arsch und lässt alles zurück. Vielleicht.. Nein, du verlierst dich jetzt nicht in Hoffnungen die dich nur in eine Sackgasse führen. 

Ein Lächeln schleicht sich auf deine Lippen als sich deine Brust schmerzhaft zusammenzieht. Der Gedanke an Ran gibt dir ein warmes Gefühl, während du immer tiefer in die Dunkelheit gezogen wirst. Nichts hat sich geändert, nichts wird sich je ändern und wenn du deinen Arsch nicht selbst aus dem Loch ziehst wirst du rücksichtslos aufgefressen.

Du kannst nicht sagen wie viel Zeit vergeht. Es könnten Minuten sein, aber so steif wie sich dein Körper anfühlt handelt es sich eher um Stunden. Die Kälte dringt durch deine spärlichen Klamotten mit denen du vorher schlafen gegangen bist. Du riechst noch den leichten Geruch nach dem Lufterfrischer und deinem Weichspüler, durchzogen mit dem beißend süßen nach dem verdammten Chloroform, das du nicht erkannt hast als du dich hingelegt hast.

Der Plan von dem scheiß Wichser hat ausgezeichnet funktioniert. Jeder wird davon ausgehen, dass du einfach wütend bist und Abstand willst oder sie sind zu angepisst, dass sie froh sind dich los zu sein. Ein dicker Kloß steckt in deinem trockenen Hals, lässt dich schwer Schlucken und die winzigen Tropfen brennen wie Rasierklingen in deiner Kehle.

Bevor du einen Versuch starten kannst die Schlingen zu löse, öffnet sich die Tür erneut. Du lauschst und erkennst den gleichen Hall der schweren Boots auf dem Boden. Dein Blick folgt den Bewegungen vor der Augenbinde. ''Und wie siehts aus, Mäuschen? Schließt du dich uns an oder nicht? Ist dein kleiner Mund so trocken, dass du deine Stimme verloren hast?'' 

Sein schelmisches Lachen lässt dich die Augen wütend zusammenkneifen. Deine Hände ballen sich zu Fäusten und deine Nägel reißen unangenehm an deinen Handflächen. Als du seinen Atem auf der Wange spürst, schnellt dein Kopf nach vorne und trifft ihn unerwartet auf der Nase. Tränen schießen in seine Augen, seine Handfläche gegen dein Gesicht. ''Du scheiß Schlampe'', flucht er leise, doch der Ton wird sofort von einem belustigten auflachen abgelöst. ''Ich bring dich um'', grollt er bedrohlich und reißt an deinen Haaren.

Wut umwallt dich, taucht deine rastlosen Gedanken in einen tiefroten Schleier aus Hass. Heiße Flüssigkeit rinnt deine Finger herunter, tropft auf den Boden. Neue Schritte nähern sich, leichter diesmal als die schweren Boots, vielleicht auch weniger entschlossen, nimmst du an.

''Trink einen Schluck'', orderte der andere und hält den Rand des Glases vor deine Lippen. Das Wasser läuft gegen den geschlossenen Mund das Kinn herab und versickert in dem Textil. Du sehnst dich so sehr nach der Flüssigkeit, würdest aber lieber sterben als etwas von ihnen anzunehmen.

''Stell dich nicht so an'', murrte der erste ungehalten und schiebt seine Finger zwischen meine Lippen. Die neutrale Flüssigkeit folgte und du spuckst alles direkt wieder hinaus. ''Fuck, Rotz mich nicht an.''

''Jedenfalls hab ich getroffen'', krächzt du schnippisch. Du hörst gemurmelte Worte, dann seine grobe Hand die deinen Kopf nach vorne drückt und einen Reißverschluss der sich schnell öffnet. ''Wenn du mich anfasst, beiß ich dir den kleinen Schwanz ab du Wichser'', zischst du ungehalten. 

Du rechnest nicht damit, dass er aufhört doch das tut er mit einem höhnischen Lachen. ''Oh oh, also lässt du nur die Roppongi Pisser ran? Oder auch den blonden Ficker? Wie traurig, dir entgeht was.'' Dein Herz setzt bei seinen Worten aus, dein Körper erstarrt bei der Nennung der Haitanis und Sanzu. Von deinem Team. Du hast dir etwas vor gemacht, hast gedacht nur du behältst andere im Auge doch nie ist dir in den Sinn gekommen, dass es andere genauso handhaben.

Unbeschreibliche Angst umwallt deinen Körper, lässt ihn zittern und legt sich noch viel dunkler über die Wut. Was, wenn ihnen auch etwas passiert ist? Was, wenn sie in Schwierigkeiten stecken? Du musst hier raus, musst nach ihnen sehen um sicherzugehen, dass sie in Ordnung sind.

Wann hast du deine Deckung, deine Vorsicht fallen lassen?

Woher dieses überwältigende Gefühl kommt, weißt du nicht. Du scherst dich schließlich um niemanden, kommst niemandem Nah damit es nicht gegen dich verwendet werden kann. Ganz so, wie es dir eingetrichtert wurde. Vermeide Freunde, verringere deine eigene Angriffsfläche und schlage erbarmungslos zu wie es dir aufgetragen wird. Doch das hier ist mächtiger, lässt dich eine weitere Träne weg blinzeln bis das verlangen nach ihnen so groß wird, dass es dich wahnsinnig macht.

Du willst die Zeit zurück drehen und ihm bei der ersten Möglichkeit den Kopf abschlagen. Umso grausamer, umso besser und das allein schon, wenn den anderen nichts passiert ist. Wenn sie Schaden genommen haben wirst du die ganze Welt in Brand setzen, alles Zerstören und bis auf die Grundmauern niederbrennen damit der Wind die Asche davontragen kann. 

''Jedenfalls hat die Aussicht auf meinen dicken Schwanz deine Lippen gelockert'', mit einem Kick gegen deinen Stuhl fällst du nach hinten, schlägst hart mit dem Kopf auf und die drehende Schwärze spült dich in die Bewusstlosigkeit.

∘°ෆ 𝑪𝒐𝒍𝒐𝒓𝒇𝒖𝒍 𝒗𝒊𝒐𝒍𝒆𝒏𝒄𝒆  ෆ°∘Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt