Kapitel 58: Eine willkommene Abwechslung (Sommerfest V)

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Najika:

Erneut strich ich den Rock meines Kimono's Glatt.
Irgendwie wirkte es surreal. Natürlich mochte ich den Kimono, er passte wie angegossen und sah wundervoll aus... aber ich hatte ihn nicht ausgesucht. Meine Eltern hatten ihn anfertigen lassen und mir in die Yuuei geschickt kurz nachdem ich hier eingezogen war.
Das matte und helle Violett mit den dunklen Rosen darauf war von etlichen Silbernen Fäden durchzogen. Vermutlich war es richtiges Silber, mein Vater würde das definitiv machen. Dennoch wollte ich glauben das meine Mutter das Design bestimmt hatte.
Meine Haare hatte ich halb hochgesteckt und mit einem goldenen Band fixiert. Es war bei weitem nicht so edel wie mein Vater es gewollt hätte, aber wenigstens das konnte ich selber entscheiden. Immerhin freute ich mich trotz allem auf das Fest.
Straßenfeste waren etwas wunderbares, mein Vater hatte mir nie erlaubt sie zu besuchen... Aber bei Momo war das Anders. Ihre Eltern wollten das sie alles erleben kann was sie wollte, und so hat sie mich mitgenommen.
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen während ich an die vergangenen Sommer dachte. Das war wohl immer die Zeit gewesen die ich am meisten genossen hatte.
Die kleinen Lügen die wir meinen Eltern aufgetischt haben kamen mir ins Gedächtnis. Meine Freundin hatte immer eine glaubwürdige Geschichte gehabt was wir den Abend getan hatten, und nie haben ihre Eltern uns verraten.
Dieses Jahr war zumindest das Anders. Ich würde niemanden belügen müssen. Mein Vater konnte mir nicht verbieten zu diesem Fest zu gehen.

Mit einem leichten Seufzen schloss ich kurz meine Augen, ehe es an meiner Tür klopfte.
„Najika? Bist du soweit? Die Anderen warten sicher schon auf uns."
Ein letzter Blick in den Spiegel, ehe ich auch schon zur Tür trat und diese öffnete. Momo stand mir gegenüber, in ihrem relativ schlichten Kimono wirkte sie auf ihre ganz eigene Art wunderschön und elegant.
„Ich bin soweit."
Die Schwarzhaarige schenkte mir ein Lächeln und kurz darauf machten wir uns auf den Weg in Richtung Aufzüge. Unten angekommen bestätigte sich Momo's Annahme, außer uns waren scheinbar schon alle Anwesend.
Langsam aber sicher wurde das ein wenig komisch. Warum waren wir immer die letzten? Es konnte doch nicht wirklich sein das alle Anderen soviel schneller waren als wir. Was solls, es ist ja eigentlich nicht weiter wichtig, also sollte ich nicht so viel darüber nachdenken.
Noch während ich ein wenig meinen Gedanken nachhing trommelte Tenya alle zusammen und sorgte dafür das wir uns endgültig auf den Weg in Richtung Schultor machten um zu den Anderen Klassen hinzuzustoßen.

Stück für Stück näherten wir uns dem Schultor, an welchem sich der Menge an Schülern schon die 1-B eingefunden hatten, von der Lehrern und KWS-Schülern fehlte jedoch noch jede Spur. Langsam ließ ich meinen Blick in Richtung der Wohnheime schweifen, worauf ein ein leises Kichern neben mir vernahm, fast Augenblicklich richtete ich meinen Blick wieder nach vorne, worauf Momo ihre Hand leicht auf meinen Arm legte.
„Sie sind da hinten, falls du die Anderen gesucht hast."
„Hab ich nicht. Ich wollte nur wissen wo die Lehrer sind."
Wieder kicherte sie wenig überzeugt, weshalb ich mir leicht auf die Unterlippe biss. Warum musste es ihr auch direkt auffallen? Und warum habe ich überhaupt nach den Anderen Ausschau gehalten? Seit dem Camp hab ich mit keinem von ihnen mehr gesprochen... auch nicht mit Tenko...
Ich hab mich noch nicht einmal bedankt...
Verdammt das ist doch Lächerlich. Warum kam mir das ausgerechnet jetzt in den Sinn? Warum musste ich ausgerechnet heute wieder an diesen Abend denken?
Kurz schüttelte ich meinen Kopf, versuchte die aufkeimenden Bilder der Flammen wieder zu verdrängen und mich auf das hier und jetzt zu fokussieren. Wir wollten auf das Sommerfest gehen, das war jetzt der wichtige Part.
Inzwischen waren die Schüler zusammen mit den Lehrkräften angekommen und eine Ansage wurde gemacht. Wirklich erreichen tat sie mich aber nicht... aber ausnahmsweise war es mir auch nicht wichtig. Mehr als das wir zusammenbleiben sollen wird es sowieso nicht gewesen sein und ich hatte nicht vor mich heute von Momo zu trennen.

Kaum das wir uns daran machten die Allee vor der Schule hinabzusteigen hörte ich Momo's Stimme neben mir, worauf ich meinen Kopf zu ihr drehte.
„Womit wollen wir heute anfangen Najika?"
Einen Moment lang überlegte ich. Im Grunde machten wir jedes Jahr ähnliche Sachen wenn wir zusammen auf das Fest gingen, aber womit ich anfangen wollte?
„Lass uns einfach ein paar Snacks kaufen und die Stände anschauen. Ich will den Abend einfach nur in Ruhe genießen."
Kaum das ich geendet hatte nickte die Schwarzhaarige neben mir, und ließ ihren Blick nach vorne schweifen. Es war offensichtlich das sie über etwas nachdachte, nur was wollte sich mir in diesem Moment einfach nicht erschließen. Aber wenn es für mich wichtig war würde sie mich schon darin einweihen.
„Okay, dann machen wir das so. Das Feuerwerk dann wie üblich von unserem kleinen Versteck?"
Nun war ich es die wenig kicherte, ehe ich nickte.
„Unbedingt. Immerhin ist das Tradition."
„Stimmt."
Auch meine Freundin fing an ein wenig zu lachen. Bis zum Festgelände machten wir einen etwas genaueren Plan was wir nun machen wollten, auch wenn wir nicht genau wussten welche Stände dieses Jahr überhaupt da sein würden. Es tat einfach gut so unbeschwert darüber zu philosophieren. Wie zwei ganz normale Oberschülerinnen.

KWS - Klasse zur Wiedereingliederung von SchurkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt