Kapitel 38

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Nach dem Albtraum habe ich mich etwas beruhigt und habe mich wieder hingelegt.

Ich sitze momentan auf meinem Bett und beobachte Josie. Die Sonne scheint in ihr Gesicht, weshalb ich die Vorhänge zuziehe. Ich setze mich neben ihr Bett. Eine verirrte Strähne liegt mitten in ihrem Gesicht, die ich vorsichtig wegstreiche. Sie ist so schön. Ihre vollen, langen, dichten Wimpern. Ihre weichen, rosigen Lippen. Ihre weiche, reine Haut. Ihre blonden, welligen Haare. Alles an ihr ist wunderschön. Es wird schwer werden, sich von ihr zu trennen.

Ich nehme vorsichtig ihr Hand und platziere einen kleinen Kuss drauf.

"Bitte wach so schnell wie möglich auf mein Engel." sage ich in einem ruhigen Ton und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn.

An der Tür wird es geklopft. Bevor ich was erwidern kann, kommt schon eine Schwester rein.

"Guten Morgen" sagt sie.

Sie nimmt ein Tablett vom Wagen und stellt es auf den Tisch. So schnell, wie sie reingekommen ist, verschwindet sie wieder. Das muss wohl das Frühstück sein.

Argwöhnisch betrachte ich das Tablett. Ein altes, hartes Brötchen. Daneben eine Scheibe vertrocknete Wurst und Käse. Ich hasse Krankenhausfraß!

Nach dem betrachten wende ich mich wieder zu Josie. Mein Kinn auf dem Bettlaken abgestützt, beobachte ich, wie sie gleichmäßig Atmet.

Es tut mir alles so leid! So verdammt, wahnsinnig leid! Wieso hat sie das getan? Lieber ich, als sie! Sie hat das ganze nicht verdient! Am liebsten würde ich mir jetzt selbst eine Ohrfeige verpassen!

Ihr Finger! Der hat sich bewegt!

"Josie!" rufe ich in der Hoffnung, dass sie aufwacht.

Bitte, bitte... sie soll aufwachen...

Langsam öffnet sie ihre Augen und blinzelt dabei mehrere Male.

"Josie!" rufe ich noch einmal und lege behutsam meine Hand an ihre Wange.

"Wer bist du?" fragt sie.

Ich erstarre.
Das kann nicht sein.
Nein!
Das kann nicht sein!
Das darf nicht sein!
Der Arzt hat doch gesagt, dass das nicht passieren wird!

Neben mir höre ich ein Lachen. Josie hält ihren Bauch lachend.

Was ist los? Wieso lacht sie? Ich verstehe die Welt nicht mehr...

"Du.. Du hättest mal... dein Gesicht sehen müssen...! Als ob ich dich je vergessen könnte!" bringt sie lachend hervor.

Sie hat mich reingelegt. Ich atme erleichtert aus!

"Das ist nicht witzig! Weißt du, wie Sorgen ich mich gemacht habe?!" sage ich etwas wütend.

"Tut mir leid." bringt sie immer noch lachend hervor.

"Aber du hättest wirklich mal dein Gesichtsausdruck sehen sollen!" setzt sie an.

Irgendwie muss ich schmunzeln. Aus dem Schmunzeln wird ein Lachen. Ihre Lache steckt einfach an.

"Das ist nicht witzig!" Dadurch, dass ich lachen muss, kann man den Satz nicht ernst nehmen.

Nachdem wir uns etwas beruhigt haben, sehen wir uns nur eine Weile lang still an.

"Geht's dir wieder gut?" frage ich sie besorgt.

"Ja, danke. Es schmerzt zwar etwas, aber sie sind erträglich." sagt sie und umschließt ihre Hand mit meiner.

"Ich habe mir wirklich Sorgen um dich gemacht. Wieso hast du das getan? Du hättest vielleicht sterben können!" frage ich sie traurig.

"Was soll die Frage? Sterben würde ich wegen einen Stuhl sowieso nicht und weshalb ist doch klar. Ich liebe dich und wollte nicht, dass er dir noch mehr Schmerzen hinzufügt. Als du da saßt und sie auf dich einschlugen... ich konnte nur zusehen. Es hat geschmerzt, dich so zu sehen. Ich wäre da am liebsten an deiner Stelle gewesen, damit sie dir nichts mehr tun..." Während sie das sagt, spielt sie mit dem Anhänger ihrer Kette.

Es bricht mir das Herz, diese Sätze zu hören. Sie machen alles bloß schwerer, als es schon ist...

"Du siehst doch deine Kette. Ich habe dir doch mal erzählt, dass du der Mond in der Mitte bist und ich der Stern da rum. Du bist der Stern und als Mond habe ich die Aufgabe, dich zu beschützen. Ich liebe dich und würde alles für dich machen. Deshalb musst du mir bei den Sachen, die ich mache, vertrauen. Egal, wie absurd meine Theorien sind. Ich will bloß, dass es dir gut geht."

Ich spüre, wie mir wieder eine Träne, die Wange runterläuft. Ich will mich nicht von ihr trennen. Aber ich muss. Wer weiß, ob es noch so kranke Psychopathen, wie Ethan, gibt. Sie verdient jemanden besseres. Jemanden, der sie beschützen kann. Ich bin ein schlechter Freund. Sie verdient jemanden besseres.

"Hey, alles okay?" fragt sie mich mit einem schwachen Lächeln. Trotzdem kann ich Leid in ihren Augen erkennen.

Wahrscheinlich hat sie meine Träne gesehen. Und wie ich mich kenne, konnte man gut aus meinem Gesicht, meine Gefühle erkennen.

"Ja, alles gut..." sage ich schwach.

Langsam beuge ich mich vor und ziehe sie sanft in eine Umarmung. Es tut gut, sie mal wieder in den Armen halten zu können. Ihr Duft. Ihre Haut. Alles. Es ist schön, das Gefühl, in ihrer Nähe zu sein.

"Ich liebe dich..." murmle ich zwischen ihren Haaren.

"Ich dich auch" erwidert sie.

Nur schade, dass ich sie nicht verdiene...

WEIL ICH DICH LIEBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt