A Kakashi Lovestory ~ Das Herz eines Kriegers

章 35 - Grenzerfahrung

Im Flur des Ryokan* war es dunkel. Nur alle paar Meter erhellten dicke Kerzen, die an den Wänden auf großen Haltern standen, den engen Gang. Nur langsam lief Kakashi über die Tatamimatten, die auch den Boden des Flurs kleideten, um niemanden der anderen Gäste zu stören oder aufzuwecken. 

Tatsächlich waren außer ihm und Ariana aber noch weitere Besucher wach, denn hinter manch einer Tür hörte man leises Gelächter, Gespräche oder auch nur den Fernseher laufen. Gedimmtes Licht fiel durch einige Türspalte.

Am Ende des Flurs erreichte Kakashi die große Eingangshalle mit der Rezeption. Die alte, freundliche Frau, die ihnen auch bereits das Abendessen serviert hatte, stand wieder hinter dem massiven Tresen. Sie schien die ersten Nachtstunden dafür zu nutzen, ihre Unterlagen in Ordnung zu bringen. Tagsüber blieb ihr bei dem Trubel dafür keine Zeit. Als Kakashi am Tresen entlang lief, blickte sie auf.

"Sie machen sich wohl auch auf den Weg zum Gemeinschaftsbad. Brauchen Sie Handtücher?"

"Nein, danke. Ich will nicht hinein. Ich möchte nur nach dem Rechten sehen."

"Sie müssen sich keine Gedanken machen. Niemand ist bisher im Gemeinschaftsbad zu schaden gekommen." Die alte Dame lächelte.

"Das mag sein. Aber ich fühle mich wohler, wenn ich einmal kurz vorbeischaue."

"Nun denn. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht." Die alte Frau nickte freundlich und vertiefte sich dann wieder in ihre Unterlagen.

Kakashi bedankte sich für ihre Worte und schlurfte weiter Richtung Gemeinschaftsbad. 

-

Ariana genoss bereits die ruhige Zeit im Onsen. Nach einer gründlichen Reinigung hatte sie es sich in einem der kleinen Sprudelbäder gemütlich gemacht und saß mit roten Wangen im heißen Wasser. Den Badezusatz, den sie von der alten Dame an der Rezeption bekommen hatte, hatte sie dem Wasser zugesetzt und es duftete so intensiv, dass sie sich fühlte, als würde sie in einem Blumenmeer baden. Es war unglaublich entspannend und Ariana atmete einige Male tief durch und fühlte sich bei jedem Einatmen um eine Sorge erleichtert. Sie blickte sich um.

Das Bad war, wie auch der Rest des Ryokan*, geschmackvoll und sehr traditionell eingerichtet. Dicke Balken aus dunklem Tropenholz ragten meterhoch aus dem Boden heraus und trugen die massive Decke des Bades als wäre sie federleicht. Der Boden aus braunem Felsenmaterial war kühl und nass. Das heiße Bad im Inneren war mit dem Außenbereich des Onsen verbunden. Ein kleiner Durchgang war in die meterhohen und bodenlagen Fenster eingelassen und erlaubten den Gästen des Ryokans*, nach draußen zu gelangen, ohne das angenehme Wasser verlassen zu müssen. Man konnte einfach nach draußen schwimmen.

An einer der inneren Seitenwände des Gemeinschaftsbades waren kleine Hocker nebeneinander aufgereiht, daneben jeweils ein Holzkübel mit Bürste und Schwamm. Über jedem einzelnen Hocker hing ein Duschkopf und es lagen Seifen für die Körperreinigung bereit. Es war wichtig vor der Benutzung eines Onsen seinen Körper gründlich zu reinigen, um das wertvolle Wasser nicht zu verschmutzen.

Einige Male schlief Ariana fast im Wasser ein. Ihr Kopf senkte sich dabei immer weiter nach unten, aber sobald ihre Nase das Wasser berührte, schreckte sie wieder auf. Draußen pfiff ein kühler Wind durch die Luft und ließ die alten Holzbalken laut knarren. Dabei im heißen Bad zu sitzen empfand Ariana als unheimlich gemütlich. Sie blickte durch die Glasfronten nach draußen und sah in den Nachthimmel. Bei dem Gedanken, dass es zu zweit hier noch viel schöner wäre, errötete sie. 

Ariana runzelte die Stirn. Was war das? Vibrierten da vorne gerade die Fenster? Sie kniff die Augen zusammen, um ganz genau hinzusehen. Tatsächlich. Es war kaum zu erkennen, aber sie taten es. Komisch. Arianas Blick fiel auf die große Oberfläche des Wassers. Hier war es viel deutlicher zu erkennen. Kleine wellenförmige Kreise breiteten sich auf der ganzen Oberfläche aus. Zunächst nur kleine und niedrige Wellen. Doch je länger Ariana das Spektakel beobachtete, umso größer und höher wurden sie. Bald konnte sie ihre Bewegungen sogar spüren.